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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883.

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Von den Priestern.


Und einstmals gab Zarathustra seinen Jüngern ein
Zeichen und sprach diese Worte zu ihnen:

"Hier sind Priester: und wenn es auch meine
Feinde sind, geht mir still an ihnen vorüber und mit
schlafendem Schwerte!

Auch unter ihnen sind Helden; Viele von ihnen
litten zuviel --: so wollen sie Andre leiden machen.

Böse Feinde sind sie: Nichts ist rachsüchtiger als
ihre Demuth. Und leicht besudelt sich Der, welcher
sie angreift.

Aber mein Blut ist mit dem ihren verwandt; und
ich will mein Blut auch noch in dem ihren geehrt
wissen." --

Und als sie vorüber gegangen waren, fiel Zarathustra
der Schmerz an; und nicht lange hatte er mit seinem
Schmerze gerungen, da hub er also an zu reden:

Es jammert mich dieser Priester. Sie gehen mir
auch wider den Geschmack; aber das ist mir das Ge¬
ringste, seit ich unter Menschen bin.

Aber ich leide und litt mit ihnen: Gefangene sind
es mir und Abgezeichnete. Der, welchen sie Erlöser
nennen, schlug sie in Banden: --

In Banden falscher Werthe und Wahn-Worte!
Ach dass Einer sie noch von ihrem Erlöser erlöste!

Von den Priestern.


Und einstmals gab Zarathustra seinen Jüngern ein
Zeichen und sprach diese Worte zu ihnen:

„Hier sind Priester: und wenn es auch meine
Feinde sind, geht mir still an ihnen vorüber und mit
schlafendem Schwerte!

Auch unter ihnen sind Helden; Viele von ihnen
litten zuviel —: so wollen sie Andre leiden machen.

Böse Feinde sind sie: Nichts ist rachsüchtiger als
ihre Demuth. Und leicht besudelt sich Der, welcher
sie angreift.

Aber mein Blut ist mit dem ihren verwandt; und
ich will mein Blut auch noch in dem ihren geehrt
wissen.“ —

Und als sie vorüber gegangen waren, fiel Zarathustra
der Schmerz an; und nicht lange hatte er mit seinem
Schmerze gerungen, da hub er also an zu reden:

Es jammert mich dieser Priester. Sie gehen mir
auch wider den Geschmack; aber das ist mir das Ge¬
ringste, seit ich unter Menschen bin.

Aber ich leide und litt mit ihnen: Gefangene sind
es mir und Abgezeichnete. Der, welchen sie Erlöser
nennen, schlug sie in Banden: —

In Banden falscher Werthe und Wahn-Worte!
Ach dass Einer sie noch von ihrem Erlöser erlöste!

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[13/0023] Von den Priestern. Und einstmals gab Zarathustra seinen Jüngern ein Zeichen und sprach diese Worte zu ihnen: „Hier sind Priester: und wenn es auch meine Feinde sind, geht mir still an ihnen vorüber und mit schlafendem Schwerte! Auch unter ihnen sind Helden; Viele von ihnen litten zuviel —: so wollen sie Andre leiden machen. Böse Feinde sind sie: Nichts ist rachsüchtiger als ihre Demuth. Und leicht besudelt sich Der, welcher sie angreift. Aber mein Blut ist mit dem ihren verwandt; und ich will mein Blut auch noch in dem ihren geehrt wissen.“ — Und als sie vorüber gegangen waren, fiel Zarathustra der Schmerz an; und nicht lange hatte er mit seinem Schmerze gerungen, da hub er also an zu reden: Es jammert mich dieser Priester. Sie gehen mir auch wider den Geschmack; aber das ist mir das Ge¬ ringste, seit ich unter Menschen bin. Aber ich leide und litt mit ihnen: Gefangene sind es mir und Abgezeichnete. Der, welchen sie Erlöser nennen, schlug sie in Banden: — In Banden falscher Werthe und Wahn-Worte! Ach dass Einer sie noch von ihrem Erlöser erlöste!

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 2. Chemnitz, 1883, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra02_1883/23>, abgerufen am 28.03.2024.