Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.daß, wo sie wohnt, auch Freude und Ruhe Wenn es uns lieb ist, daß Menschlichkeit auf hat
daß, wo ſie wohnt, auch Freude und Ruhe Wenn es uns lieb iſt, daß Menſchlichkeit auf hat
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0095" n="79[91]"/> daß, wo ſie wohnt, auch Freude und Ruhe<lb/> wohnt, — ſo laßt uns hoch erfreut ſeyn, daß der<lb/> gebohren ward, der die beſte Tugend lehrte; ſie nicht<lb/> bloß einigen wenigen Gerechten, ſondern allen vom<lb/> Geringſten bis zum Höchſten empfahl, und, ſo oft<lb/> ſeine Stimme umſonſt ſprach, und ſeine Kraft, wie<lb/> es ſchien, ſich vergebens verzehrte, doch einen Saa-<lb/> men des Guten ausſtreute, der ins Unendliche Frucht<lb/> trägt, und Frucht tragen wird, ſo lange Menſchen<lb/> auf Erden leben. Nennt mir Einen, — nur <hi rendition="#fr">Ei-<lb/> nen,</hi> deſſen Ausſaat ſo gewuchert hat! Kennt ihr<lb/> ihn? Jch kenne ihn nicht!</p><lb/> <p>Wenn es uns lieb iſt, daß Menſchlichkeit auf<lb/> der Erde wohnt, die Aberglaube und Unglaube<lb/> verdrängen; wenn es einer der erquickendſten An-<lb/> blicke iſt, wenn der Menſch zu ſeiner eignen Natur<lb/> zurückkehrt, — ſo laßt uns hoch erfreut ſeyn, daß<lb/> der in die Welt kam, der dem Aberglauben die tödt-<lb/> lichſten Wunden durch das helle Licht ſeines Evan-<lb/> geliums beybrachte, und den Glauben an Gott,<lb/> das erſte, beſte und liebenswürdigſte Weſen, auf<lb/> das thätigſte befördert hat. Zwar iſt noch genug<lb/> von jenen Uebeln übrig; denn ſelbſt <hi rendition="#fr">Er</hi> konnte und<lb/> wollte den Menſchen nur ſo weit helfen, als ſie ſich<lb/> ſelbſt wollten helfen laſſen. Aber dennoch — wer<lb/> <fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79[91]/0095]
daß, wo ſie wohnt, auch Freude und Ruhe
wohnt, — ſo laßt uns hoch erfreut ſeyn, daß der
gebohren ward, der die beſte Tugend lehrte; ſie nicht
bloß einigen wenigen Gerechten, ſondern allen vom
Geringſten bis zum Höchſten empfahl, und, ſo oft
ſeine Stimme umſonſt ſprach, und ſeine Kraft, wie
es ſchien, ſich vergebens verzehrte, doch einen Saa-
men des Guten ausſtreute, der ins Unendliche Frucht
trägt, und Frucht tragen wird, ſo lange Menſchen
auf Erden leben. Nennt mir Einen, — nur Ei-
nen, deſſen Ausſaat ſo gewuchert hat! Kennt ihr
ihn? Jch kenne ihn nicht!
Wenn es uns lieb iſt, daß Menſchlichkeit auf
der Erde wohnt, die Aberglaube und Unglaube
verdrängen; wenn es einer der erquickendſten An-
blicke iſt, wenn der Menſch zu ſeiner eignen Natur
zurückkehrt, — ſo laßt uns hoch erfreut ſeyn, daß
der in die Welt kam, der dem Aberglauben die tödt-
lichſten Wunden durch das helle Licht ſeines Evan-
geliums beybrachte, und den Glauben an Gott,
das erſte, beſte und liebenswürdigſte Weſen, auf
das thätigſte befördert hat. Zwar iſt noch genug
von jenen Uebeln übrig; denn ſelbſt Er konnte und
wollte den Menſchen nur ſo weit helfen, als ſie ſich
ſelbſt wollten helfen laſſen. Aber dennoch — wer
hat
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