daß, wo sie wohnt, auch Freude und Ruhe wohnt, -- so laßt uns hoch erfreut seyn, daß der gebohren ward, der die beste Tugend lehrte; sie nicht bloß einigen wenigen Gerechten, sondern allen vom Geringsten bis zum Höchsten empfahl, und, so oft seine Stimme umsonst sprach, und seine Kraft, wie es schien, sich vergebens verzehrte, doch einen Saa- men des Guten ausstreute, der ins Unendliche Frucht trägt, und Frucht tragen wird, so lange Menschen auf Erden leben. Nennt mir Einen, -- nur Ei- nen, dessen Aussaat so gewuchert hat! Kennt ihr ihn? Jch kenne ihn nicht!
Wenn es uns lieb ist, daß Menschlichkeit auf der Erde wohnt, die Aberglaube und Unglaube verdrängen; wenn es einer der erquickendsten An- blicke ist, wenn der Mensch zu seiner eignen Natur zurückkehrt, -- so laßt uns hoch erfreut seyn, daß der in die Welt kam, der dem Aberglauben die tödt- lichsten Wunden durch das helle Licht seines Evan- geliums beybrachte, und den Glauben an Gott, das erste, beste und liebenswürdigste Wesen, auf das thätigste befördert hat. Zwar ist noch genug von jenen Uebeln übrig; denn selbst Er konnte und wollte den Menschen nur so weit helfen, als sie sich selbst wollten helfen lassen. Aber dennoch -- wer
hat
daß, wo ſie wohnt, auch Freude und Ruhe wohnt, — ſo laßt uns hoch erfreut ſeyn, daß der gebohren ward, der die beſte Tugend lehrte; ſie nicht bloß einigen wenigen Gerechten, ſondern allen vom Geringſten bis zum Höchſten empfahl, und, ſo oft ſeine Stimme umſonſt ſprach, und ſeine Kraft, wie es ſchien, ſich vergebens verzehrte, doch einen Saa- men des Guten ausſtreute, der ins Unendliche Frucht trägt, und Frucht tragen wird, ſo lange Menſchen auf Erden leben. Nennt mir Einen, — nur Ei- nen, deſſen Ausſaat ſo gewuchert hat! Kennt ihr ihn? Jch kenne ihn nicht!
Wenn es uns lieb iſt, daß Menſchlichkeit auf der Erde wohnt, die Aberglaube und Unglaube verdrängen; wenn es einer der erquickendſten An- blicke iſt, wenn der Menſch zu ſeiner eignen Natur zurückkehrt, — ſo laßt uns hoch erfreut ſeyn, daß der in die Welt kam, der dem Aberglauben die tödt- lichſten Wunden durch das helle Licht ſeines Evan- geliums beybrachte, und den Glauben an Gott, das erſte, beſte und liebenswürdigſte Weſen, auf das thätigſte befördert hat. Zwar iſt noch genug von jenen Uebeln übrig; denn ſelbſt Er konnte und wollte den Menſchen nur ſo weit helfen, als ſie ſich ſelbſt wollten helfen laſſen. Aber dennoch — wer
hat
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[79[91]/0095]
daß, wo ſie wohnt, auch Freude und Ruhe
wohnt, — ſo laßt uns hoch erfreut ſeyn, daß der
gebohren ward, der die beſte Tugend lehrte; ſie nicht
bloß einigen wenigen Gerechten, ſondern allen vom
Geringſten bis zum Höchſten empfahl, und, ſo oft
ſeine Stimme umſonſt ſprach, und ſeine Kraft, wie
es ſchien, ſich vergebens verzehrte, doch einen Saa-
men des Guten ausſtreute, der ins Unendliche Frucht
trägt, und Frucht tragen wird, ſo lange Menſchen
auf Erden leben. Nennt mir Einen, — nur Ei-
nen, deſſen Ausſaat ſo gewuchert hat! Kennt ihr
ihn? Jch kenne ihn nicht!
Wenn es uns lieb iſt, daß Menſchlichkeit auf
der Erde wohnt, die Aberglaube und Unglaube
verdrängen; wenn es einer der erquickendſten An-
blicke iſt, wenn der Menſch zu ſeiner eignen Natur
zurückkehrt, — ſo laßt uns hoch erfreut ſeyn, daß
der in die Welt kam, der dem Aberglauben die tödt-
lichſten Wunden durch das helle Licht ſeines Evan-
geliums beybrachte, und den Glauben an Gott,
das erſte, beſte und liebenswürdigſte Weſen, auf
das thätigſte befördert hat. Zwar iſt noch genug
von jenen Uebeln übrig; denn ſelbſt Er konnte und
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 79[91]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/95>, abgerufen am 18.06.2024.
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