Freude -- große Freude, die allen Völkern wiederfahren ist -- das ist die erste Empfin- dung, mit der der Tag, dessen Andenken dies Fest feyert, angekündigt und von wenigen Edlen, die solcher Freude empfänglich waren, empfangen wurde. Das ahndeten sie wohl nicht in ihrer Hirtenunschuld und Hirteneinfalt, daß sich nach Jahrtausenden Menschen mit ihnen dieses Tages freuen würden; Menschen, die mit jenen fast nichts als die Menschheit gemein haben, und sonst in Sitten, in Sprache, in Lebensart so ganz von ihnen verschieden seyn würden. Und doch ist es so! Unter den tausendmaltausend Zungen, die heute den Tag der Geburt Jesu Christi mit Gebeten und Liedern des Dankes begehen, weil es die Gewohn- heit so mit sich bringt, sind auch unzählige, deren Herz vor Freude stärker schlägt; deren Seele freu- diger fühlt als es selbst ihr Mund ausdrücken kann, daß er auch ihnen, auch ihnen gebohren ward.
Wer
Die Feyer der Geburt Jeſu.
Hoher Werth des Tages.
Freude — große Freude, die allen Völkern wiederfahren iſt — das iſt die erſte Empfin- dung, mit der der Tag, deſſen Andenken dies Feſt feyert, angekündigt und von wenigen Edlen, die ſolcher Freude empfänglich waren, empfangen wurde. Das ahndeten ſie wohl nicht in ihrer Hirtenunſchuld und Hirteneinfalt, daß ſich nach Jahrtauſenden Menſchen mit ihnen dieſes Tages freuen würden; Menſchen, die mit jenen faſt nichts als die Menſchheit gemein haben, und ſonſt in Sitten, in Sprache, in Lebensart ſo ganz von ihnen verſchieden ſeyn würden. Und doch iſt es ſo! Unter den tauſendmaltauſend Zungen, die heute den Tag der Geburt Jeſu Chriſti mit Gebeten und Liedern des Dankes begehen, weil es die Gewohn- heit ſo mit ſich bringt, ſind auch unzählige, deren Herz vor Freude ſtärker ſchlägt; deren Seele freu- diger fühlt als es ſelbſt ihr Mund ausdrücken kann, daß er auch ihnen, auch ihnen gebohren ward.
Wer
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[77[89]/0093]
Die Feyer der Geburt Jeſu.
Hoher Werth des Tages.
Freude — große Freude, die allen Völkern
wiederfahren iſt — das iſt die erſte Empfin-
dung, mit der der Tag, deſſen Andenken dies Feſt
feyert, angekündigt und von wenigen Edlen, die
ſolcher Freude empfänglich waren, empfangen
wurde. Das ahndeten ſie wohl nicht in ihrer
Hirtenunſchuld und Hirteneinfalt, daß ſich nach
Jahrtauſenden Menſchen mit ihnen dieſes Tages
freuen würden; Menſchen, die mit jenen faſt nichts
als die Menſchheit gemein haben, und ſonſt in
Sitten, in Sprache, in Lebensart ſo ganz von
ihnen verſchieden ſeyn würden. Und doch iſt es
ſo! Unter den tauſendmaltauſend Zungen, die heute
den Tag der Geburt Jeſu Chriſti mit Gebeten und
Liedern des Dankes begehen, weil es die Gewohn-
heit ſo mit ſich bringt, ſind auch unzählige, deren
Herz vor Freude ſtärker ſchlägt; deren Seele freu-
diger fühlt als es ſelbſt ihr Mund ausdrücken kann,
daß er auch ihnen, auch ihnen gebohren ward.
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 77[89]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/93>, abgerufen am 18.06.2024.
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