Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.Dann laß die Hoffnung mich erquicken: Einst kömmt mein Abend still und kühl; Die Last der Arbeit wird Entzücken, Geduld wird Wonn' und Dankgefühl. Erndt' ohne Ende giebt die Saat, Die Demuth ausgestreuet hat. Noch ist es Tag -- itzt laß mich Werke Der Tugend würken, eh die Nacht, Wo niemand würkt, erscheint! Jtzt stärke Mich deine Lieb' und deine Macht! Wie viel ist noch für mich zu thun! Und ich -- ich sollte itzt schon ruhn? Wie schwach ist noch mein Herz, wie wanket Es noch so oft von seiner Bahn! Und mein Erkenntniß -- ach wie schwanket Es zwischen Wahrheit oft und Wahn! Wie wird mein Eifer oft so bald Schon wieder träge, wieder kalt! Wie wenig dringt für meine Brüder Mich Christus Liebe! Wie entflieht Selbst innige Empfindung wieder, Wie heiß sie auch im Herzen glüht! So viel ist noch für mich zu thun -- Und ich -- ich sollte itzt schon ruhn? Auf!
Dann laß die Hoffnung mich erquicken: Einſt kömmt mein Abend ſtill und kühl; Die Laſt der Arbeit wird Entzücken, Geduld wird Wonn’ und Dankgefühl. Erndt’ ohne Ende giebt die Saat, Die Demuth ausgeſtreuet hat. Noch iſt es Tag — itzt laß mich Werke Der Tugend würken, eh die Nacht, Wo niemand würkt, erſcheint! Jtzt ſtärke Mich deine Lieb’ und deine Macht! Wie viel iſt noch für mich zu thun! Und ich — ich ſollte itzt ſchon ruhn? Wie ſchwach iſt noch mein Herz, wie wanket Es noch ſo oft von ſeiner Bahn! Und mein Erkenntniß — ach wie ſchwanket Es zwiſchen Wahrheit oft und Wahn! Wie wird mein Eifer oft ſo bald Schon wieder träge, wieder kalt! Wie wenig dringt für meine Brüder Mich Chriſtus Liebe! Wie entflieht Selbſt innige Empfindung wieder, Wie heiß ſie auch im Herzen glüht! So viel iſt noch für mich zu thun — Und ich — ich ſollte itzt ſchon ruhn? Auf!
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Dann laß die Hoffnung mich erquicken:
Einſt kömmt mein Abend ſtill und kühl;
Die Laſt der Arbeit wird Entzücken,
Geduld wird Wonn’ und Dankgefühl.
Erndt’ ohne Ende giebt die Saat,
Die Demuth ausgeſtreuet hat.
Noch iſt es Tag — itzt laß mich Werke
Der Tugend würken, eh die Nacht,
Wo niemand würkt, erſcheint! Jtzt ſtärke
Mich deine Lieb’ und deine Macht!
Wie viel iſt noch für mich zu thun!
Und ich — ich ſollte itzt ſchon ruhn?
Wie ſchwach iſt noch mein Herz, wie wanket
Es noch ſo oft von ſeiner Bahn!
Und mein Erkenntniß — ach wie ſchwanket
Es zwiſchen Wahrheit oft und Wahn!
Wie wird mein Eifer oft ſo bald
Schon wieder träge, wieder kalt!
Wie wenig dringt für meine Brüder
Mich Chriſtus Liebe! Wie entflieht
Selbſt innige Empfindung wieder,
Wie heiß ſie auch im Herzen glüht!
So viel iſt noch für mich zu thun —
Und ich — ich ſollte itzt ſchon ruhn?
Auf!
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