stoßen, die durch sie hervorgebracht sind, und unter denen schon die, welche sich auf die gesell- schaftlichen Tugenden beziehen, sie zu einer sehr theu- ren Lehre machen. Ich will meinen Freunden einige nennen! Was kann ich Bessers zu ihrer Empfehlung sagen, und was kann der Feyer dieser Tage ange- messener seyn?
Die Aufopferung Jesu hat überaus viele Menschen zu dem Entschluß gebracht, sich auch, wenn es Wahrheit und Gewissen von ihnen forderte, mit Willigkeit aufzuopfern; und dieß sind zum Theil gerade solche gewesen, deren Beyspiel sehr mächtig gewürkt und viele tausende in ihren Ueber- zeugungen befestigt hat. Es ist ein großer Undank unsrer Zeit, daß wir die Verdienste aller Märtyrer verkennen. Verständige haben es lange gewußt, was man litzt zuweilen als eine ganz neue Aufklä- rung über die Sache ankündigt, daß unter den Märtyrern viel schwärmerische, vielleicht auch noch schlimmere Menschen waren, die der Religion, für die sie zu sterben vorgaben, wenig Dienste geleistet haben. Aber warum nennt man denn diese nur? Würde es möglich gewesen seyn, das Christenthum so schnell und so allgemein auszubreiten, wenn die ersten Lehrer desselben durch Gefahren des Lebens hätten
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ſtoßen, die durch ſie hervorgebracht ſind, und unter denen ſchon die, welche ſich auf die geſell- ſchaftlichen Tugenden beziehen, ſie zu einer ſehr theu- ren Lehre machen. Ich will meinen Freunden einige nennen! Was kann ich Beſſers zu ihrer Empfehlung ſagen, und was kann der Feyer dieſer Tage ange- meſſener ſeyn?
Die Aufopferung Jeſu hat überaus viele Menſchen zu dem Entſchluß gebracht, ſich auch, wenn es Wahrheit und Gewiſſen von ihnen forderte, mit Willigkeit aufzuopfern; und dieß ſind zum Theil gerade ſolche geweſen, deren Beyſpiel ſehr mächtig gewürkt und viele tauſende in ihren Ueber- zeugungen befeſtigt hat. Es iſt ein großer Undank unſrer Zeit, daß wir die Verdienſte aller Märtyrer verkennen. Verſtändige haben es lange gewußt, was man litzt zuweilen als eine ganz neue Aufklä- rung über die Sache ankündigt, daß unter den Märtyrern viel ſchwärmeriſche, vielleicht auch noch ſchlimmere Menſchen waren, die der Religion, für die ſie zu ſterben vorgaben, wenig Dienſte geleiſtet haben. Aber warum nennt man denn dieſe nur? Würde es möglich geweſen ſeyn, das Chriſtenthum ſo ſchnell und ſo allgemein auszubreiten, wenn die erſten Lehrer deſſelben durch Gefahren des Lebens hätten
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[146[158]/0162]
ſtoßen, die durch ſie hervorgebracht ſind, und
unter denen ſchon die, welche ſich auf die geſell-
ſchaftlichen Tugenden beziehen, ſie zu einer ſehr theu-
ren Lehre machen. Ich will meinen Freunden einige
nennen! Was kann ich Beſſers zu ihrer Empfehlung
ſagen, und was kann der Feyer dieſer Tage ange-
meſſener ſeyn?
Die Aufopferung Jeſu hat überaus viele
Menſchen zu dem Entſchluß gebracht, ſich auch,
wenn es Wahrheit und Gewiſſen von ihnen forderte,
mit Willigkeit aufzuopfern; und dieß ſind zum
Theil gerade ſolche geweſen, deren Beyſpiel ſehr
mächtig gewürkt und viele tauſende in ihren Ueber-
zeugungen befeſtigt hat. Es iſt ein großer Undank
unſrer Zeit, daß wir die Verdienſte aller Märtyrer
verkennen. Verſtändige haben es lange gewußt,
was man litzt zuweilen als eine ganz neue Aufklä-
rung über die Sache ankündigt, daß unter den
Märtyrern viel ſchwärmeriſche, vielleicht auch noch
ſchlimmere Menſchen waren, die der Religion, für
die ſie zu ſterben vorgaben, wenig Dienſte geleiſtet
haben. Aber warum nennt man denn dieſe nur?
Würde es möglich geweſen ſeyn, das Chriſtenthum ſo
ſchnell und ſo allgemein auszubreiten, wenn die erſten
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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 146[158]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/162>, abgerufen am 26.06.2024.
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