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Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790.

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und eben darum süßesten und der Würde unsrer Na-
tur angemessensten Empfindungen! Wie tief stün-
den wir vielleicht noch auf der Leiter der Mensch-
heit, auf der wir nun, da es auch uns durch den
uns gegebenen Sohn Tag geworden ist, so hoch ste-
hen! -- Wie ängstlich sähen wir, wie die, die keine
Hoffnung haben, die Zukunft entgegen, und kein
Lichtstrahl leitete uns in unsern trostlosen Nächten!
Wie wenig deutlich wäre uns die süßeste aller Leh-
ren -- daß Gott die Liebe, auch uns die Liebe und
viel barmherziger ist, als das erwachte und verlaßen
Gewissen glauben kann!

Freude für andre -- denn unser aller ist das
Heil; den Theil, den wir an dem Segen seiner
Geburt haben, den haben auch sie; das Licht, das
uns erleuchtet, erleuchtet auch sie, und nehmen sie
ihn dankbar auf, so ist ihnen wie uns das hohe
Vorrecht gegeben, Gottes Kinder zu heißen. Für
jeden Stand, für jedes Bedürfniß ist in der Ge-
schichte dieser feyerlichen Geburt viel des Trostes und
der Freude.

Da sieht doch der Arme und Niedrige, wie viel
anders die Gedanken und Urtheile Gottes, als die
der Menschen sind. Wie er geboren ward,
wie seine Kinder geboren werden, so ward Jesus

geboren!

und eben darum ſüßeſten und der Würde unſrer Na-
tur angemeſſenſten Empfindungen! Wie tief ſtün-
den wir vielleicht noch auf der Leiter der Menſch-
heit, auf der wir nun, da es auch uns durch den
uns gegebenen Sohn Tag geworden iſt, ſo hoch ſte-
hen! — Wie ängſtlich ſähen wir, wie die, die keine
Hoffnung haben, die Zukunft entgegen, und kein
Lichtſtrahl leitete uns in unſern troſtloſen Nächten!
Wie wenig deutlich wäre uns die ſüßeſte aller Leh-
ren — daß Gott die Liebe, auch uns die Liebe und
viel barmherziger iſt, als das erwachte und verlaßen
Gewiſſen glauben kann!

Freude für andre — denn unſer aller iſt das
Heil; den Theil, den wir an dem Segen ſeiner
Geburt haben, den haben auch ſie; das Licht, das
uns erleuchtet, erleuchtet auch ſie, und nehmen ſie
ihn dankbar auf, ſo iſt ihnen wie uns das hohe
Vorrecht gegeben, Gottes Kinder zu heißen. Für
jeden Stand, für jedes Bedürfniß iſt in der Ge-
ſchichte dieſer feyerlichen Geburt viel des Troſtes und
der Freude.

Da ſieht doch der Arme und Niedrige, wie viel
anders die Gedanken und Urtheile Gottes, als die
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[112[124]/0128] und eben darum ſüßeſten und der Würde unſrer Na- tur angemeſſenſten Empfindungen! Wie tief ſtün- den wir vielleicht noch auf der Leiter der Menſch- heit, auf der wir nun, da es auch uns durch den uns gegebenen Sohn Tag geworden iſt, ſo hoch ſte- hen! — Wie ängſtlich ſähen wir, wie die, die keine Hoffnung haben, die Zukunft entgegen, und kein Lichtſtrahl leitete uns in unſern troſtloſen Nächten! Wie wenig deutlich wäre uns die ſüßeſte aller Leh- ren — daß Gott die Liebe, auch uns die Liebe und viel barmherziger iſt, als das erwachte und verlaßen Gewiſſen glauben kann! Freude für andre — denn unſer aller iſt das Heil; den Theil, den wir an dem Segen ſeiner Geburt haben, den haben auch ſie; das Licht, das uns erleuchtet, erleuchtet auch ſie, und nehmen ſie ihn dankbar auf, ſo iſt ihnen wie uns das hohe Vorrecht gegeben, Gottes Kinder zu heißen. Für jeden Stand, für jedes Bedürfniß iſt in der Ge- ſchichte dieſer feyerlichen Geburt viel des Troſtes und der Freude. Da ſieht doch der Arme und Niedrige, wie viel anders die Gedanken und Urtheile Gottes, als die der Menſchen ſind. Wie er geboren ward, wie ſeine Kinder geboren werden, ſo ward Jeſus geboren!

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Zitationshilfe: Niemeyer, August Hermann: Timotheus. Bd. 1. 2. Aufl. Frankfurt (Main) u.a., 1790, S. 112[124]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niemeyer_timotheus01_1790/128>, abgerufen am 25.11.2024.