Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704.WIe kömmt doch / Andächtige in dem HErrn / der Gottseelige Hiob dahin / daß er sich selbst also rühmet; Gerechtigkeit war mein Kleid u. s. w.? Wuste er denn nicht / was nachgehends Solomo wuste / daß sich selbst rühmen eine den Verständigen und Demütigen verdrießliche und allen Menschen unanständige Sache sey / wenn er schreibet: Laß dich einen andern loben / und nicht deinen Mund / einen FremdenSprüche 27. v. 2. und nicht deine eigene Lippen. Wuste dieses Hiob noch? Ja / er wuste fast wol / daß also ist / daß ein Mensch nicht rechtfertig bestehen mag gegen GOtt / und er also vor GOTTHiob. 9. v. 2. und seinem Gerichte nichts zu rühmen habe. Da ist es von allen Gläubigen / und also auch von Hiob ferne rühmen ohne allein von ihren und seinem einigen GOTT und Erlöser. So haben auch des Hiobs Lippen gegen seine leidige Tröster nichts unrechts geredet und seine Zunge hat kein Betrug gesagt / desHiob. 27 v. 2. cap. 42. v. 7. 8. ihm GOTT selbst zu zweymahlen Zeugnüß gibt / sagend zu Hiobs Freunden / ihr habet nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Ists denn aber recht / daß er sich selbst lobet? Wenn er es ohne Noth allein sich zu brüsten / und groß zu machen / und eitele Ehre zu erjagen gethan hätte / wüsten wir ihn nicht zu entschuldigen / so wenig als wir ihn darinne / daß er den Tag seiner Gebuhrt verfluchet hat / gäntzlich zu entschuldigen wissen. Allein er hat dieses von seinen leidigen Tröstern gezwungen geredet. Gleich wie auch der Apostel Paulus von den Corinthern und falschen Aposteln gezwungen wurde / sich selbst zu rühmen / welches er sonst nie würde von selbsten gethan haben. Ich bin / sagt er / ein Narr worden über dem rühmen / dazu2. Cor. 11. v. 12 habt ihr mich gezwungen. Hiob solte seine Trübsalen und schweres Leyden mit seinem bösen Leben verdienet haben / und ein gottloser Mann gewesen und noch ein Heuchler seyn / dafür ihn seine leidige Tröster hielten. Da dürffte ihm Eliphas von Theman unter die Augen sagen. Deine Boßheit ist zu groß undHiob. 22. v. 5. seqq. deiner Missethat ist keine Ende: Du hast etwa deinen Bruder ein Pfand genommen ohne Ursache / du hast den Nacketen die Kleider ausgezogen. Du hast die Müden nicht geträncket mit Wasser / und hast dem Hungerigen dein Brod versaget. Du hast Gewalt im Lande geübet / und prächtig darinne gesessen / die Wittwen hast du leer lassen gehen / und die Arm der Wäysen zubrochen. u. s. w. Darauf muß und kan Hiob nicht anders antworten / als es verhalte sich solches also nicht / sondern das WIe köm̃t doch / Andächtige in dem HErrn / der Gottseelige Hiob dahin / daß er sich selbst also rühmet; Gerechtigkeit war mein Kleid u. s. w.? Wuste er denn nicht / was nachgehends Solomo wuste / daß sich selbst rühmen eine den Verständigen und Demütigen verdrießliche und allen Menschen unanständige Sache sey / wenn er schreibet: Laß dich einen andern loben / und nicht deinen Mund / einen FremdenSprüche 27. v. 2. und nicht deine eigene Lippen. Wuste dieses Hiob noch? Ja / er wuste fast wol / daß also ist / daß ein Mensch nicht rechtfertig bestehen mag gegen GOtt / und er also vor GOTTHiob. 9. v. 2. und seinem Gerichte nichts zu rühmen habe. Da ist es von allen Gläubigen / und also auch von Hiob ferne rühmen ohne allein von ihren und seinem einigen GOTT und Erlöser. So haben auch des Hiobs Lippen gegen seine leidige Tröster nichts unrechts geredet und seine Zunge hat kein Betrug gesagt / desHiob. 27 v. 2. cap. 42. v. 7. 8. ihm GOTT selbst zu zweymahlen Zeugnüß gibt / sagend zu Hiobs Freunden / ihr habet nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Ists denn aber recht / daß er sich selbst lobet? Wenn er es ohne Noth allein sich zu brüsten / und groß zu machen / und eitele Ehre zu erjagen gethan hätte / wüsten wir ihn nicht zu entschuldigen / so wenig als wir ihn darinne / daß er den Tag seiner Gebuhrt verfluchet hat / gäntzlich zu entschuldigen wissen. Allein er hat dieses von seinen leidigen Tröstern gezwungen geredet. Gleich wie auch der Apostel Paulus von den Corinthern und falschen Aposteln gezwungen wurde / sich selbst zu rühmen / welches er sonst nie würde von selbsten gethan haben. Ich bin / sagt er / ein Narr worden über dem rühmen / dazu2. Cor. 11. v. 12 habt ihr mich gezwungen. Hiob solte seine Trübsalen und schweres Leyden mit seinem bösen Leben verdienet haben / und ein gottloser Mann gewesen und noch ein Heuchler seyn / dafür ihn seine leidige Tröster hielten. Da dürffte ihm Eliphas von Theman unter die Augen sagen. Deine Boßheit ist zu groß undHiob. 22. v. 5. seqq. deiner Missethat ist keine Ende: Du hast etwa deinen Bruder ein Pfand genommen ohne Ursache / du hast den Nacketen die Kleider ausgezogen. Du hast die Müden nicht geträncket mit Wasser / und hast dem Hungerigen dein Brod versaget. Du hast Gewalt im Lande geübet / und prächtig darinne gesessen / die Wittwen hast du leer lassen gehen / und die Arm der Wäysen zubrochen. u. s. w. Darauf muß und kan Hiob nicht anders antworten / als es verhalte sich solches also nicht / sondern das <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0015" n="11"/> <p>WIe köm̃t doch / Andächtige in dem HErrn / der Gottseelige Hiob dahin / daß er sich selbst also rühmet; Gerechtigkeit war mein Kleid u. s. w.? Wuste er denn nicht / was nachgehends Solomo wuste / daß sich selbst rühmen eine den Verständigen und Demütigen verdrießliche und allen Menschen unanständige Sache sey / wenn er schreibet: Laß dich einen andern loben / und nicht deinen Mund / einen Fremden<note place="right">Sprüche 27. v. 2.</note> und nicht deine eigene Lippen. Wuste dieses Hiob noch? Ja / er wuste fast wol / daß also ist / daß ein Mensch nicht rechtfertig bestehen mag gegen GOtt / und er also vor GOTT<note place="right">Hiob. 9. v. 2.</note> und seinem Gerichte nichts zu rühmen habe. Da ist es von allen Gläubigen / und also auch von Hiob ferne rühmen ohne allein von ihren und seinem einigen GOTT und Erlöser. So haben auch des Hiobs Lippen gegen seine leidige Tröster nichts unrechts geredet und seine Zunge hat kein Betrug gesagt / des<note place="right">Hiob. 27 v. 2. cap. 42. v. 7. 8.</note> ihm GOTT selbst zu zweymahlen Zeugnüß gibt / sagend zu Hiobs Freunden / ihr habet nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Ists denn aber recht / daß er sich selbst lobet? Wenn er es ohne Noth allein sich zu brüsten / und groß zu machen / und eitele Ehre zu erjagen gethan hätte / wüsten wir ihn nicht zu entschuldigen / so wenig als wir ihn darinne / daß er den Tag seiner Gebuhrt verfluchet hat / gäntzlich zu entschuldigen wissen. Allein er hat dieses von seinen leidigen Tröstern gezwungen geredet. Gleich wie auch der Apostel Paulus von den Corinthern und falschen Aposteln gezwungen wurde / sich selbst zu rühmen / welches er sonst nie würde von selbsten gethan haben. Ich bin / sagt er / ein Narr worden über dem rühmen / dazu<note place="right">2. Cor. 11. v. 12</note> habt ihr mich gezwungen. Hiob solte seine Trübsalen und schweres Leyden mit seinem bösen Leben verdienet haben / und ein gottloser Mann gewesen und noch ein Heuchler seyn / dafür ihn seine leidige Tröster hielten. Da dürffte ihm Eliphas von Theman unter die Augen sagen. Deine Boßheit ist zu groß und<note place="right">Hiob. 22. v. 5. seqq.</note> deiner Missethat ist keine Ende: Du hast etwa deinen Bruder ein Pfand genommen ohne Ursache / du hast den Nacketen die Kleider ausgezogen. Du hast die Müden nicht geträncket mit Wasser / und hast dem Hungerigen dein Brod versaget. Du hast Gewalt im Lande geübet / und prächtig darinne gesessen / die Wittwen hast du leer lassen gehen / und die Arm der Wäysen zubrochen. u. s. w. Darauf muß und kan Hiob nicht anders antworten / als es verhalte sich solches also nicht / sondern das </p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0015]
WIe köm̃t doch / Andächtige in dem HErrn / der Gottseelige Hiob dahin / daß er sich selbst also rühmet; Gerechtigkeit war mein Kleid u. s. w.? Wuste er denn nicht / was nachgehends Solomo wuste / daß sich selbst rühmen eine den Verständigen und Demütigen verdrießliche und allen Menschen unanständige Sache sey / wenn er schreibet: Laß dich einen andern loben / und nicht deinen Mund / einen Fremden und nicht deine eigene Lippen. Wuste dieses Hiob noch? Ja / er wuste fast wol / daß also ist / daß ein Mensch nicht rechtfertig bestehen mag gegen GOtt / und er also vor GOTT und seinem Gerichte nichts zu rühmen habe. Da ist es von allen Gläubigen / und also auch von Hiob ferne rühmen ohne allein von ihren und seinem einigen GOTT und Erlöser. So haben auch des Hiobs Lippen gegen seine leidige Tröster nichts unrechts geredet und seine Zunge hat kein Betrug gesagt / des ihm GOTT selbst zu zweymahlen Zeugnüß gibt / sagend zu Hiobs Freunden / ihr habet nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob. Ists denn aber recht / daß er sich selbst lobet? Wenn er es ohne Noth allein sich zu brüsten / und groß zu machen / und eitele Ehre zu erjagen gethan hätte / wüsten wir ihn nicht zu entschuldigen / so wenig als wir ihn darinne / daß er den Tag seiner Gebuhrt verfluchet hat / gäntzlich zu entschuldigen wissen. Allein er hat dieses von seinen leidigen Tröstern gezwungen geredet. Gleich wie auch der Apostel Paulus von den Corinthern und falschen Aposteln gezwungen wurde / sich selbst zu rühmen / welches er sonst nie würde von selbsten gethan haben. Ich bin / sagt er / ein Narr worden über dem rühmen / dazu habt ihr mich gezwungen. Hiob solte seine Trübsalen und schweres Leyden mit seinem bösen Leben verdienet haben / und ein gottloser Mann gewesen und noch ein Heuchler seyn / dafür ihn seine leidige Tröster hielten. Da dürffte ihm Eliphas von Theman unter die Augen sagen. Deine Boßheit ist zu groß und deiner Missethat ist keine Ende: Du hast etwa deinen Bruder ein Pfand genommen ohne Ursache / du hast den Nacketen die Kleider ausgezogen. Du hast die Müden nicht geträncket mit Wasser / und hast dem Hungerigen dein Brod versaget. Du hast Gewalt im Lande geübet / und prächtig darinne gesessen / die Wittwen hast du leer lassen gehen / und die Arm der Wäysen zubrochen. u. s. w. Darauf muß und kan Hiob nicht anders antworten / als es verhalte sich solches also nicht / sondern das
Sprüche 27. v. 2.
Hiob. 9. v. 2.
Hiob. 27 v. 2. cap. 42. v. 7. 8.
2. Cor. 11. v. 12
Hiob. 22. v. 5. seqq.
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Zitationshilfe: | Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ruhm_1704/15>, abgerufen am 27.07.2024. |