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Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704.

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daß unser alter Mensch samt ihm gecreutziget ist / auf daß derRom. 6. v. 6. sündliche Leib aufhöre / daß wir hinfort der Sünden nicht dienen. Und abermahl schreibet er: Welche Christum angehören /Gal. 5. v. 24. die creutzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden. Das ist / sie enthalten sich von den fleischlichen Lüsten / welche wider die Seele streiten und führen einen guten Wandel. Da ist1. Pet. 2. v. 11. der Apostel / der Welt / und weltlichen Lüsten / weltlichen Pracht / Ehre / Herrlichkeit und Ansehen / so abgestorben / daß er allen Welt-Kindern bey allem solchen Wesen wie ein faules Aaß / und verreckter / vermoderter Leib anstincket / und als ein Fluch der Welt und Feg-Opffer aller Leute gehalten wird. Die Welt1. Cor. 4. v. 13. ist wie das Meer (schreibet Johann Arndt in ersten Buch von wahren Christenthum c. 13.) dasselbe leydet nur in sich was lebendig ist / alles was Todt und gestorben ist / wirfft es aus: Also wer der Welt abgestorben ist / den wirfft und stösset sie aus; Die andern so ein ansehnlich / prächtig / herrlich Leben führen können / das sind der Welt liebe Kinder! Summa: Wer es dahin gebracht hat / daß in seinem Hertzen alle Hoffart / Geitz / Wollust / Zorn / Rachgier gestorben ist / dem ist die Welt gestorben / und er der Welt. So weit Arndt.

Sehet da den vortrefflichen Ruhm und Nutzen / welchen die Christen haben an und von ihrem HErrn JESU Christo! Aber wozu wird solches angeführet / und wie schicket sich dasselbe auf unsere Fürstliche Leichen-Predigt und den verlesenen Text? Antwort. Was solte sich auf gegenwärtige Zeit / auf die hohe Person des Hochseeligsten Herrn Hertzogs / und auf den vorabgelesenen Text besser schicken / als diese Lehre / daß man sich des Creutzes Christi allein rühmen solle / dadurch die Welt uns / und wir der Welt gecreutziget werden? Die Zeit welche wir nach gottseeligen Gutachten der allbereit triumphirenden und noch streitenden Kirchen / der Betrachtunge des Leydens und Sterbens JEsu Christi geheiliget und gewidmet haben / leydet es je wol / ja erfodert es / daß man Todes-Gedancken habe / und die Gelegenheit zu Betrachtunge des Leydens und Todes Christi gebrauche / welche uns an Hand gegeben wird / durch die Betrachtung unsers Todes / der allein den Ruhm / daß er werth geachtet werde vor den HErrn / und dem Nutzen / daß er der Eingang zum Leben sey / in dem Creutz-Tode unsers HErrn JEsu Christi findet. Die hohe Person / der wir zu unterthänigsten Ehren und hochverdienten Fürstlichen Nachruhm bey einander

daß unser alter Mensch samt ihm gecreutziget ist / auf daß derRom. 6. v. 6. sündliche Leib aufhöre / daß wir hinfort der Sünden nicht dienen. Und abermahl schreibet er: Welche Christum angehören /Gal. 5. v. 24. die creutzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden. Das ist / sie enthalten sich von den fleischlichen Lüsten / welche wider die Seele streiten und führen einen guten Wandel. Da ist1. Pet. 2. v. 11. der Apostel / der Welt / und weltlichen Lüsten / weltlichen Pracht / Ehre / Herrlichkeit und Ansehen / so abgestorben / daß er allen Welt-Kindern bey allem solchen Wesen wie ein faules Aaß / und verreckter / vermoderter Leib anstincket / und als ein Fluch der Welt und Feg-Opffer aller Leute gehalten wird. Die Welt1. Cor. 4. v. 13. ist wie das Meer (schreibet Johann Arndt in ersten Buch von wahren Christenthum c. 13.) dasselbe leydet nur in sich was lebendig ist / alles was Todt und gestorben ist / wirfft es aus: Also wer der Welt abgestorben ist / den wirfft und stösset sie aus; Die andern so ein ansehnlich / prächtig / herrlich Leben führen können / das sind der Welt liebe Kinder! Summa: Wer es dahin gebracht hat / daß in seinem Hertzen alle Hoffart / Geitz / Wollust / Zorn / Rachgier gestorben ist / dem ist die Welt gestorben / und er der Welt. So weit Arndt.

Sehet da den vortrefflichen Ruhm und Nutzen / welchen die Christen haben an und von ihrem HErrn JESU Christo! Aber wozu wird solches angeführet / und wie schicket sich dasselbe auf unsere Fürstliche Leichen-Predigt und den verlesenen Text? Antwort. Was solte sich auf gegenwärtige Zeit / auf die hohe Person des Hochseeligsten Herrn Hertzogs / und auf den vorabgelesenen Text besser schicken / als diese Lehre / daß man sich des Creutzes Christi allein rühmen solle / dadurch die Welt uns / und wir der Welt gecreutziget werden? Die Zeit welche wir nach gottseeligen Gutachten der allbereit triumphirenden und noch streitenden Kirchen / der Betrachtunge des Leydens und Sterbens JEsu Christi geheiliget und gewidmet haben / leydet es je wol / ja erfodert es / daß man Todes-Gedancken habe / und die Gelegenheit zu Betrachtunge des Leydens und Todes Christi gebrauche / welche uns an Hand gegeben wird / durch die Betrachtung unsers Todes / der allein den Ruhm / daß er werth geachtet werde vor den HErrn / und dem Nutzen / daß er der Eingang zum Leben sey / in dem Creutz-Tode unsers HErrn JEsu Christi findet. Die hohe Person / der wir zu unterthänigsten Ehren und hochverdienten Fürstlichen Nachruhm bey einander

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[9/0013] daß unser alter Mensch samt ihm gecreutziget ist / auf daß der sündliche Leib aufhöre / daß wir hinfort der Sünden nicht dienen. Und abermahl schreibet er: Welche Christum angehören / die creutzigen ihr Fleisch samt den Lüsten und Begierden. Das ist / sie enthalten sich von den fleischlichen Lüsten / welche wider die Seele streiten und führen einen guten Wandel. Da ist der Apostel / der Welt / und weltlichen Lüsten / weltlichen Pracht / Ehre / Herrlichkeit und Ansehen / so abgestorben / daß er allen Welt-Kindern bey allem solchen Wesen wie ein faules Aaß / und verreckter / vermoderter Leib anstincket / und als ein Fluch der Welt und Feg-Opffer aller Leute gehalten wird. Die Welt ist wie das Meer (schreibet Johann Arndt in ersten Buch von wahren Christenthum c. 13.) dasselbe leydet nur in sich was lebendig ist / alles was Todt und gestorben ist / wirfft es aus: Also wer der Welt abgestorben ist / den wirfft und stösset sie aus; Die andern so ein ansehnlich / prächtig / herrlich Leben führen können / das sind der Welt liebe Kinder! Summa: Wer es dahin gebracht hat / daß in seinem Hertzen alle Hoffart / Geitz / Wollust / Zorn / Rachgier gestorben ist / dem ist die Welt gestorben / und er der Welt. So weit Arndt. Rom. 6. v. 6. Gal. 5. v. 24. 1. Pet. 2. v. 11. 1. Cor. 4. v. 13. Sehet da den vortrefflichen Ruhm und Nutzen / welchen die Christen haben an und von ihrem HErrn JESU Christo! Aber wozu wird solches angeführet / und wie schicket sich dasselbe auf unsere Fürstliche Leichen-Predigt und den verlesenen Text? Antwort. Was solte sich auf gegenwärtige Zeit / auf die hohe Person des Hochseeligsten Herrn Hertzogs / und auf den vorabgelesenen Text besser schicken / als diese Lehre / daß man sich des Creutzes Christi allein rühmen solle / dadurch die Welt uns / und wir der Welt gecreutziget werden? Die Zeit welche wir nach gottseeligen Gutachten der allbereit triumphirenden und noch streitenden Kirchen / der Betrachtunge des Leydens und Sterbens JEsu Christi geheiliget und gewidmet haben / leydet es je wol / ja erfodert es / daß man Todes-Gedancken habe / und die Gelegenheit zu Betrachtunge des Leydens und Todes Christi gebrauche / welche uns an Hand gegeben wird / durch die Betrachtung unsers Todes / der allein den Ruhm / daß er werth geachtet werde vor den HErrn / und dem Nutzen / daß er der Eingang zum Leben sey / in dem Creutz-Tode unsers HErrn JEsu Christi findet. Die hohe Person / der wir zu unterthänigsten Ehren und hochverdienten Fürstlichen Nachruhm bey einander

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Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
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Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Der Ruhm eines tüchtigen Regenten, aus Gottes Wort ... und des weyland ... Herrn Rudolph-Augusti, Regirenden Hertzogen zu Braunschweig und Lüneburg. Wolfenbüttel, 1704, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ruhm_1704/13>, abgerufen am 29.03.2024.