Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.niger Freude / Ehre und Reichthum beladen hätte / solches alles auch gerne fahren lassen wollen / wo es ihnen an GOttes Gnade und ihrer Seeligkeit hinderlich werden will. Sie dancken zwar dem GOtt der Ordnunge / daß er ihnen diese Ehren-Stelle / diesen zeitlichen Seegen / diese Freude gegeben hat / und bitten ihn / daß er ihnen helffe / alles solches recht zu verwalten / und daß er sie darunter nicht in Versuchunge führe / sondern vielmehr von allem Ubel / so durch die Sünde zu allen diesen Gütern und Ordnungen GOttes kommen ist / erlösen wolle. Aber wenn ihr alter Adam oder sonst jemand unter dem Volcke seine Stimme erhebet / und ausruffet. O seelig bist du! AntwortenLuc. 11. v. 28. sie mit Christo: Ja seelig sind die GOttes Wort hören und bewahren. Wollen wir nun den Zweck / die ewige Seligkeit / erlangen / so müssen wir den Weg und die Mittel dazu erwählen. GOttes Wort hören und bewahren / nach GOtt und seiner Gerechtigkeit dürsten / die Welt und unser Fleisch überwinden und betäuben / in Kindlichen Gehorsam vor GOtt wandeln / uns selbst verläugnen / unser Creutz täglich auf uns nehmen / Christo / der da ist das A und O, nachfolgen. Diß ist der Weg / den wirJes. 30. v. 21. wandeln müssen / und sonst / weder zur Rechten noch Lincken. Getrost setze / liebe Seele / deinen Fuß auf diesen Weg des Friedes / und gehe immer und beständig fort / biß du das Ende erreichest. Jage nach dem Frieden gegen jedermann und der HeiligungeHebr. 12. v. 14. / ohne welcher wird niemand den HErrn sehen. TrachteRom. 2. v. 7. mit Gedult in guten Wercken nach dem ewigen Leben. Ringe darnach / daß du eingehest durch die enge Pforte / denn dieLuc. 13. v. 24. Pforte ist weit und der Weg ist breit / der zur Verdammniß abführetMatth. 7. v. 13. / und ihr sind viele die darauf wandeln / und der Weg ist schmal der zum Leben führet / und wenig ist ihr / die ihn finden. Dencke nur nicht / daß man sich allhier so breit machen / so herum tummeln kan / in Augen-Lust / Fleisches-Lust / und hoffärtigen Leben / als auf dem breiten Wege und unter der weiten Pforte geschicht. Dencke nicht / daß der Glaube / dessen Ende die Seeligkeit ist / ein verflogener Gedancke / eine müßige Rede / eine blosse äusserliche Solennität und Ceremonie, sondern ein thätiges / kräfftiges / lebendiges und immer in guten beschäfftiges Werck GOttes sey. Da der Seelen immer nach GOTT und seiner Gnade dürstet / da die Seele sich immer in den Kampff wider die Sünde übet / und der Glaube der Sieg ist / so die Welt und niger Freude / Ehre und Reichthum beladen hätte / solches alles auch gerne fahren lassen wollen / wo es ihnen an GOttes Gnade und ihrer Seeligkeit hinderlich werden will. Sie dancken zwar dem GOtt der Ordnunge / daß er ihnen diese Ehren-Stelle / diesen zeitlichen Seegen / diese Freude gegeben hat / und bitten ihn / daß er ihnen helffe / alles solches recht zu verwalten / und daß er sie darunter nicht in Versuchunge führe / sondern vielmehr von allem Ubel / so durch die Sünde zu allen diesen Gütern und Ordnungen GOttes kommen ist / erlösen wolle. Aber wenn ihr alter Adam oder sonst jemand unter dem Volcke seine Stimme erhebet / und ausruffet. O seelig bist du! AntwortenLuc. 11. v. 28. sie mit Christo: Ja seelig sind die GOttes Wort hören und bewahren. Wollen wir nun den Zweck / die ewige Seligkeit / erlangen / so müssen wir den Weg und die Mittel dazu erwählen. GOttes Wort hören und bewahren / nach GOtt und seiner Gerechtigkeit dürsten / die Welt und unser Fleisch überwinden und betäuben / in Kindlichen Gehorsam vor GOtt wandeln / uns selbst verläugnen / unser Creutz täglich auf uns nehmen / Christo / der da ist das A und O, nachfolgen. Diß ist der Weg / den wirJes. 30. v. 21. wandeln müssen / und sonst / weder zur Rechten noch Lincken. Getrost setze / liebe Seele / deinen Fuß auf diesen Weg des Friedes / und gehe immer und beständig fort / biß du das Ende erreichest. Jage nach dem Frieden gegen jedermann und der HeiligungeHebr. 12. v. 14. / ohne welcher wird niemand den HErrn sehen. TrachteRom. 2. v. 7. mit Gedult in guten Wercken nach dem ewigen Leben. Ringe darnach / daß du eingehest durch die enge Pforte / denn dieLuc. 13. v. 24. Pforte ist weit und der Weg ist breit / der zur Verdammniß abführetMatth. 7. v. 13. / und ihr sind viele die darauf wandeln / und der Weg ist schmal der zum Leben führet / und wenig ist ihr / die ihn finden. Dencke nur nicht / daß man sich allhier so breit machen / so herum tummeln kan / in Augen-Lust / Fleisches-Lust / und hoffärtigen Leben / als auf dem breiten Wege und unter der weiten Pforte geschicht. Dencke nicht / daß der Glaube / dessen Ende die Seeligkeit ist / ein verflogener Gedancke / eine müßige Rede / eine blosse äusserliche Solennität und Ceremonie, sondern ein thätiges / kräfftiges / lebendiges und immer in guten beschäfftiges Werck GOttes sey. 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Trachte<note place="right">Rom. 2. v. 7.</note> mit Gedult in guten Wercken nach dem ewigen Leben. Ringe darnach / daß du eingehest durch die enge Pforte / denn die<note place="right">Luc. 13. v. 24.</note> Pforte ist weit und der Weg ist breit / der zur Verdammniß abführet<note place="right">Matth. 7. v. 13.</note> / und ihr sind viele die darauf wandeln / und der Weg ist schmal der zum Leben führet / und wenig ist ihr / die ihn finden. Dencke nur nicht / daß man sich allhier so breit machen / so herum tummeln kan / in Augen-Lust / Fleisches-Lust / und hoffärtigen Leben / als auf dem breiten Wege und unter der weiten Pforte geschicht. Dencke nicht / daß der Glaube / dessen Ende die Seeligkeit ist / ein verflogener Gedancke / eine müßige Rede / eine blosse äusserliche Solennität und Ceremonie, sondern ein thätiges / kräfftiges / lebendiges und immer in guten beschäfftiges Werck GOttes sey. 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niger Freude / Ehre und Reichthum beladen hätte / solches alles auch gerne fahren lassen wollen / wo es ihnen an GOttes Gnade und ihrer Seeligkeit hinderlich werden will. Sie dancken zwar dem GOtt der Ordnunge / daß er ihnen diese Ehren-Stelle / diesen zeitlichen Seegen / diese Freude gegeben hat / und bitten ihn / daß er ihnen helffe / alles solches recht zu verwalten / und daß er sie darunter nicht in Versuchunge führe / sondern vielmehr von allem Ubel / so durch die Sünde zu allen diesen Gütern und Ordnungen GOttes kommen ist / erlösen wolle. Aber wenn ihr alter Adam oder sonst jemand unter dem Volcke seine Stimme erhebet / und ausruffet. O seelig bist du! Antworten sie mit Christo: Ja seelig sind die GOttes Wort hören und bewahren.
Luc. 11. v. 28. Wollen wir nun den Zweck / die ewige Seligkeit / erlangen / so müssen wir den Weg und die Mittel dazu erwählen. GOttes Wort hören und bewahren / nach GOtt und seiner Gerechtigkeit dürsten / die Welt und unser Fleisch überwinden und betäuben / in Kindlichen Gehorsam vor GOtt wandeln / uns selbst verläugnen / unser Creutz täglich auf uns nehmen / Christo / der da ist das A und O, nachfolgen. Diß ist der Weg / den wir wandeln müssen / und sonst / weder zur Rechten noch Lincken. Getrost setze / liebe Seele / deinen Fuß auf diesen Weg des Friedes / und gehe immer und beständig fort / biß du das Ende erreichest. Jage nach dem Frieden gegen jedermann und der Heiligunge / ohne welcher wird niemand den HErrn sehen. Trachte mit Gedult in guten Wercken nach dem ewigen Leben. Ringe darnach / daß du eingehest durch die enge Pforte / denn die Pforte ist weit und der Weg ist breit / der zur Verdammniß abführet / und ihr sind viele die darauf wandeln / und der Weg ist schmal der zum Leben führet / und wenig ist ihr / die ihn finden. Dencke nur nicht / daß man sich allhier so breit machen / so herum tummeln kan / in Augen-Lust / Fleisches-Lust / und hoffärtigen Leben / als auf dem breiten Wege und unter der weiten Pforte geschicht. Dencke nicht / daß der Glaube / dessen Ende die Seeligkeit ist / ein verflogener Gedancke / eine müßige Rede / eine blosse äusserliche Solennität und Ceremonie, sondern ein thätiges / kräfftiges / lebendiges und immer in guten beschäfftiges Werck GOttes sey. Da der Seelen immer nach GOTT und seiner Gnade dürstet / da die Seele sich immer in den Kampff wider die Sünde übet / und der Glaube der Sieg ist / so die Welt und
Jes. 30. v. 21.
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Matth. 7. v. 13.
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Zitationshilfe: | Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/37>, abgerufen am 16.07.2024. |