Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704.

Bild:
<< vorherige Seite

zum ewigen Leben aufferwecket werden. Aber doch wird die Seele dieser Seeligkeit erst und vor dem Leibe fähig / und ergeust sich die Seeligkeit von der Seele als dem vornehmsten Menschen-Theile in die Leiber / und werden diese aus dem Staub und aus der Schande ihrer Verwesunge herausgeführet werden / mit der Seelen vereiniget / und samt derselben seelig seyn und bleiben in alle Ewigkeit.

Kömmt man nu zu dieser Seeligkeit nicht anders als durch den Glauben / und hat der Glaube zu seinem einigen Grunde das Wort des Allmächtigen / wahrhafftigen und gnädigen Gottes / so bleibts auch dabey / was die Wahrheit sagt / seelig sind Luc. 11. v. 28.die GOttes Wort hören und bewahren! und was in der Offenbahrunge Johannis gesagt ist. Seelig ist / der da lieset / und die da hören die Worte der Weissagunge / und behalten was Apoc. 1. v. 3.darinne geschrieben ist. Und abermal: Siehe / ich komme bald. cap. 22. v. 7.Seelig ist / der da hält die Worte der Weissagunge in diesem Buch.

Weil nach dieser Seeligkeit unsre Hochseeligste Hertzoginne mit allem Fleiß und Ernst getrachtet hat / so muß Sie ohne Zweiffel jetzt angeführte Worte in der Offenbahrunge Johannis auch wol erwogen haben / daß / ob es wol ein Buch ist / das schwer zu verstehen ist / Sie sich doch dadurch von demselben und dessen Lesunge nicht abhalten lassen / in Betracht daß wie dieses Buch ein ungezweiffeltes Stück und Theil der H. Schrifft ist / also wir darinne das ewige Leben zu finden und zu suchen haben / Joh. 5. v. 39.nach dem was Christus sagt: Suchet in der Schrifft / denn ihr meynet / ihr habet das ewige Leben darinnen / und sie ists die von mir zeuget. Das was die Hochseeligste in diesem Buche verstund / fand sie Göttlich / wahr / heilig und erbaulich zu seyn / und konte also von dem was noch zur Zeit nicht völlig verstanden würde / nicht anders urtheilen / als daß selbiges ohn allen Zweiffel dergleichen seyn müste. Wie nu alle Schrifft 2. Tim. 3. v. 16. 17.von GOtt eingegeben / und nutz zur Lehre ist / zur Straffe / zur Besserunge / zur Züchtigunge in der Gerechtigkeit / auf das ein Mensch GOttes vollkommen sey / zu allen guten Werck geschickt. Also erbaueten sich der Hochseel. Hertzoginne Durchl. auch aus diesem Buche zur Vollkommenheit / guten Wercken / Gottseeligen Wandel / einfolglich zur Seeligkeit. Dessen denn auch der verlesene und von Deroselben ausgezeichneter Text

zum ewigen Leben aufferwecket werden. Aber doch wird die Seele dieser Seeligkeit erst und vor dem Leibe fähig / und ergeust sich die Seeligkeit von der Seele als dem vornehmsten Menschen-Theile in die Leiber / und werden diese aus dem Staub und aus der Schande ihrer Verwesunge herausgeführet werden / mit der Seelen vereiniget / und samt derselben seelig seyn und bleiben in alle Ewigkeit.

Kömmt man nu zu dieser Seeligkeit nicht anders als durch den Glauben / und hat der Glaube zu seinem einigen Grunde das Wort des Allmächtigen / wahrhafftigen und gnädigen Gottes / so bleibts auch dabey / was die Wahrheit sagt / seelig sind Luc. 11. v. 28.die GOttes Wort hören und bewahren! und was in der Offenbahrunge Johannis gesagt ist. Seelig ist / der da lieset / und die da hören die Worte der Weissagunge / und behalten was Apoc. 1. v. 3.darinne geschrieben ist. Und abermal: Siehe / ich komme bald. cap. 22. v. 7.Seelig ist / der da hält die Worte der Weissagunge in diesem Buch.

Weil nach dieser Seeligkeit unsre Hochseeligste Hertzoginne mit allem Fleiß und Ernst getrachtet hat / so muß Sie ohne Zweiffel jetzt angeführte Worte in der Offenbahrunge Johannis auch wol erwogen haben / daß / ob es wol ein Buch ist / das schwer zu verstehen ist / Sie sich doch dadurch von demselben und dessen Lesunge nicht abhalten lassen / in Betracht daß wie dieses Buch ein ungezweiffeltes Stück und Theil der H. Schrifft ist / also wir darinne das ewige Leben zu finden und zu suchen haben / Joh. 5. v. 39.nach dem was Christus sagt: Suchet in der Schrifft / denn ihr meynet / ihr habet das ewige Leben darinnen / und sie ists die von mir zeuget. Das was die Hochseeligste in diesem Buche verstund / fand sie Göttlich / wahr / heilig und erbaulich zu seyn / und konte also von dem was noch zur Zeit nicht völlig verstanden würde / nicht anders urtheilen / als daß selbiges ohn allen Zweiffel dergleichen seyn müste. Wie nu alle Schrifft 2. Tim. 3. v. 16. 17.von GOtt eingegeben / und nutz zur Lehre ist / zur Straffe / zur Besserunge / zur Züchtigunge in der Gerechtigkeit / auf das ein Mensch GOttes vollkommen sey / zu allen guten Werck geschickt. Also erbaueten sich der Hochseel. Hertzoginne Durchl. auch aus diesem Buche zur Vollkommenheit / guten Wercken / Gottseeligen Wandel / einfolglich zur Seeligkeit. Dessen denn auch der verlesene und von Deroselben ausgezeichneter Text

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0022" n="14"/>
zum ewigen Leben aufferwecket
                     werden. Aber doch wird die Seele dieser Seeligkeit erst und vor dem Leibe fähig
                     / und ergeust sich die Seeligkeit von der Seele als dem vornehmsten
                     Menschen-Theile in die Leiber / und werden diese aus dem Staub und aus der
                     Schande ihrer Verwesunge herausgeführet werden / mit der Seelen vereiniget / und
                     samt derselben seelig seyn und bleiben in alle Ewigkeit.</p>
        <p>Kömmt man nu zu dieser Seeligkeit nicht anders als durch den Glauben / und hat
                     der Glaube zu seinem einigen Grunde das Wort des Allmächtigen / wahrhafftigen
                     und gnädigen Gottes / so bleibts auch dabey / was die Wahrheit sagt / seelig
                     sind <note place="left">Luc. 11. v. 28.</note>die GOttes Wort hören und
                     bewahren! und was in der Offenbahrunge Johannis gesagt ist. Seelig ist / der da
                     lieset / und die da hören die Worte der Weissagunge / und behalten was <note place="left">Apoc. 1. v. 3.</note>darinne geschrieben ist. Und
                     abermal: Siehe / ich komme bald. <note place="left">cap. 22. v.
                     7.</note>Seelig ist / der da hält die Worte der Weissagunge in diesem Buch.</p>
        <p>Weil nach dieser Seeligkeit unsre Hochseeligste Hertzoginne mit allem Fleiß und
                     Ernst getrachtet hat / so muß Sie ohne Zweiffel jetzt angeführte Worte in der
                     Offenbahrunge Johannis auch wol erwogen haben / daß / ob es wol ein Buch ist /
                     das schwer zu verstehen ist / Sie sich doch dadurch von demselben und dessen
                     Lesunge nicht abhalten lassen / in Betracht daß wie dieses Buch ein
                     ungezweiffeltes Stück und Theil der H. Schrifft ist / also wir darinne das ewige
                     Leben zu finden und zu suchen haben / <note place="left">Joh. 5. v.
                         39.</note>nach dem was Christus sagt: Suchet in der Schrifft / denn ihr
                     meynet / ihr habet das ewige Leben darinnen / und sie ists die von mir zeuget.
                     Das was die Hochseeligste in diesem Buche verstund / fand sie Göttlich / wahr /
                     heilig und erbaulich zu seyn / und konte also von dem was noch zur Zeit nicht
                     völlig verstanden würde / nicht anders urtheilen / als daß selbiges ohn allen
                     Zweiffel dergleichen seyn müste. Wie nu alle Schrifft <note place="left">2. Tim. 3. v. 16. 17.</note>von GOtt eingegeben / und nutz zur Lehre ist /
                     zur Straffe / zur Besserunge / zur Züchtigunge in der Gerechtigkeit / auf das
                     ein Mensch GOttes vollkommen sey / zu allen guten Werck geschickt. Also
                     erbaueten sich der Hochseel. Hertzoginne Durchl. auch aus diesem Buche zur
                     Vollkommenheit / guten Wercken / Gottseeligen Wandel / einfolglich zur
                     Seeligkeit. Dessen denn auch der verlesene und von Deroselben ausgezeichneter
                     Text
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[14/0022] zum ewigen Leben aufferwecket werden. Aber doch wird die Seele dieser Seeligkeit erst und vor dem Leibe fähig / und ergeust sich die Seeligkeit von der Seele als dem vornehmsten Menschen-Theile in die Leiber / und werden diese aus dem Staub und aus der Schande ihrer Verwesunge herausgeführet werden / mit der Seelen vereiniget / und samt derselben seelig seyn und bleiben in alle Ewigkeit. Kömmt man nu zu dieser Seeligkeit nicht anders als durch den Glauben / und hat der Glaube zu seinem einigen Grunde das Wort des Allmächtigen / wahrhafftigen und gnädigen Gottes / so bleibts auch dabey / was die Wahrheit sagt / seelig sind die GOttes Wort hören und bewahren! und was in der Offenbahrunge Johannis gesagt ist. Seelig ist / der da lieset / und die da hören die Worte der Weissagunge / und behalten was darinne geschrieben ist. Und abermal: Siehe / ich komme bald. Seelig ist / der da hält die Worte der Weissagunge in diesem Buch. Luc. 11. v. 28. Apoc. 1. v. 3. cap. 22. v. 7. Weil nach dieser Seeligkeit unsre Hochseeligste Hertzoginne mit allem Fleiß und Ernst getrachtet hat / so muß Sie ohne Zweiffel jetzt angeführte Worte in der Offenbahrunge Johannis auch wol erwogen haben / daß / ob es wol ein Buch ist / das schwer zu verstehen ist / Sie sich doch dadurch von demselben und dessen Lesunge nicht abhalten lassen / in Betracht daß wie dieses Buch ein ungezweiffeltes Stück und Theil der H. Schrifft ist / also wir darinne das ewige Leben zu finden und zu suchen haben / nach dem was Christus sagt: Suchet in der Schrifft / denn ihr meynet / ihr habet das ewige Leben darinnen / und sie ists die von mir zeuget. Das was die Hochseeligste in diesem Buche verstund / fand sie Göttlich / wahr / heilig und erbaulich zu seyn / und konte also von dem was noch zur Zeit nicht völlig verstanden würde / nicht anders urtheilen / als daß selbiges ohn allen Zweiffel dergleichen seyn müste. Wie nu alle Schrifft von GOtt eingegeben / und nutz zur Lehre ist / zur Straffe / zur Besserunge / zur Züchtigunge in der Gerechtigkeit / auf das ein Mensch GOttes vollkommen sey / zu allen guten Werck geschickt. Also erbaueten sich der Hochseel. Hertzoginne Durchl. auch aus diesem Buche zur Vollkommenheit / guten Wercken / Gottseeligen Wandel / einfolglich zur Seeligkeit. Dessen denn auch der verlesene und von Deroselben ausgezeichneter Text Joh. 5. v. 39. 2. Tim. 3. v. 16. 17.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/22
Zitationshilfe: Niekamp, Johann: Des Glaubens Ende ... : [Leichenpredigt auf Elisabeth Juliane, Herzogin zu Braunschweig-Lüneburg, geb. Herzogin zu Schleswig-Holstein, +4. Febr. 1704]. Wolfenbüttel, 1704, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niekamp_ende_1704/22>, abgerufen am 21.11.2024.