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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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eingeschrieben; so wie die rohe Unwissenheit der Ab-
schreiber, wenigstens der Handschrift welche den Druk-
ken zum Grunde liegt, die Sätze und Diagramme vom
wesentlichsten entkleidet hat.

Ein künftiger Herausgeber der Agrimensoren müßte
allerdings auch dieses Stück mit der Sammlung ver-
binden. Wie möchte ich diesen Herausgeber hervorru-
fen der den ehrwürdigen Ruinen, rührend durch die
Erinnerungen welche sie wecken und durch ihre Ent-
stellung selbst, den philologischen Geist unserer Zeit,
die Gelehrsamkeit und den Fleiß der französischen Schule
des sechszehnten Jahrhunderts weihte!

Er könnte schon, ohne seine Heimath zu verlassen,
eine reiche Lese aus den Ausgaben des Turnebus und
Rigaltius machen, deren erste Goesius ganz versäumt,
aus der zweyten vieles vernachläßigt hat. Rigaltius
Verdienst um unsere Schriften ist groß: Goesius müh-
selige Arbeit fast ohne Werth. Er müßte das in den
späteren Ausgaben hinzugekommene abtrennen: sich die
zusammengeworfenen Fragmente ordnen: das sogenannte
Buch des Simplicius in die Blätter aufzulösen suchen
welche sinnlos durcheinander geworfen und zusammen-
gefügt sind: diese dann mit dem besser erhaltenen Frag-
ment von den Controversen verbinden. Der Commen-
tar des Aggenus würde ihn dabey leiten, und viele Er-
gänzungen geben können.

Aber dies kann noch lange nicht hinreichen: er muß
auch die Handschriften untersuchen, wenigstens die von
hohem Alterthum. Gewährt ihm dann das Glück daß

eingeſchrieben; ſo wie die rohe Unwiſſenheit der Ab-
ſchreiber, wenigſtens der Handſchrift welche den Druk-
ken zum Grunde liegt, die Saͤtze und Diagramme vom
weſentlichſten entkleidet hat.

Ein kuͤnftiger Herausgeber der Agrimenſoren muͤßte
allerdings auch dieſes Stuͤck mit der Sammlung ver-
binden. Wie moͤchte ich dieſen Herausgeber hervorru-
fen der den ehrwuͤrdigen Ruinen, ruͤhrend durch die
Erinnerungen welche ſie wecken und durch ihre Ent-
ſtellung ſelbſt, den philologiſchen Geiſt unſerer Zeit,
die Gelehrſamkeit und den Fleiß der franzoͤſiſchen Schule
des ſechszehnten Jahrhunderts weihte!

Er koͤnnte ſchon, ohne ſeine Heimath zu verlaſſen,
eine reiche Leſe aus den Ausgaben des Turnebus und
Rigaltius machen, deren erſte Goëſius ganz verſaͤumt,
aus der zweyten vieles vernachlaͤßigt hat. Rigaltius
Verdienſt um unſere Schriften iſt groß: Goëſius muͤh-
ſelige Arbeit faſt ohne Werth. Er muͤßte das in den
ſpaͤteren Ausgaben hinzugekommene abtrennen: ſich die
zuſammengeworfenen Fragmente ordnen: das ſogenannte
Buch des Simplicius in die Blaͤtter aufzuloͤſen ſuchen
welche ſinnlos durcheinander geworfen und zuſammen-
gefuͤgt ſind: dieſe dann mit dem beſſer erhaltenen Frag-
ment von den Controverſen verbinden. Der Commen-
tar des Aggenus wuͤrde ihn dabey leiten, und viele Er-
gaͤnzungen geben koͤnnen.

Aber dies kann noch lange nicht hinreichen: er muß
auch die Handſchriften unterſuchen, wenigſtens die von
hohem Alterthum. Gewaͤhrt ihm dann das Gluͤck daß

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[556/0572] eingeſchrieben; ſo wie die rohe Unwiſſenheit der Ab- ſchreiber, wenigſtens der Handſchrift welche den Druk- ken zum Grunde liegt, die Saͤtze und Diagramme vom weſentlichſten entkleidet hat. Ein kuͤnftiger Herausgeber der Agrimenſoren muͤßte allerdings auch dieſes Stuͤck mit der Sammlung ver- binden. Wie moͤchte ich dieſen Herausgeber hervorru- fen der den ehrwuͤrdigen Ruinen, ruͤhrend durch die Erinnerungen welche ſie wecken und durch ihre Ent- ſtellung ſelbſt, den philologiſchen Geiſt unſerer Zeit, die Gelehrſamkeit und den Fleiß der franzoͤſiſchen Schule des ſechszehnten Jahrhunderts weihte! Er koͤnnte ſchon, ohne ſeine Heimath zu verlaſſen, eine reiche Leſe aus den Ausgaben des Turnebus und Rigaltius machen, deren erſte Goëſius ganz verſaͤumt, aus der zweyten vieles vernachlaͤßigt hat. Rigaltius Verdienſt um unſere Schriften iſt groß: Goëſius muͤh- ſelige Arbeit faſt ohne Werth. Er muͤßte das in den ſpaͤteren Ausgaben hinzugekommene abtrennen: ſich die zuſammengeworfenen Fragmente ordnen: das ſogenannte Buch des Simplicius in die Blaͤtter aufzuloͤſen ſuchen welche ſinnlos durcheinander geworfen und zuſammen- gefuͤgt ſind: dieſe dann mit dem beſſer erhaltenen Frag- ment von den Controverſen verbinden. Der Commen- tar des Aggenus wuͤrde ihn dabey leiten, und viele Er- gaͤnzungen geben koͤnnen. Aber dies kann noch lange nicht hinreichen: er muß auch die Handſchriften unterſuchen, wenigſtens die von hohem Alterthum. Gewaͤhrt ihm dann das Gluͤck daß

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 556. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/572>, abgerufen am 23.11.2024.