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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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unbewaffnet bis sie, für die Dauer des Feldzugs, in die
Nummer eines Gefallenen oder Verwundeten eintraten
und seine Waffen bekamen -- so wäre auf die weit grö-
ßere Anzahl Waffenfähiger Rücksicht genommen welche
diese nachstehenden Klassen enthalten mußten, und ihre
Jüngeren hätten für jede Centurie womit sie stimmten
vielleicht zwey ins Feld gesandt 77).

Wir sehen also hier noch die Centurienordnung des
Servius 78), und so lange sie bestand hat auch gewiß
seine Verfassung der Centurien sich erhalten: sie findet sich
nicht mehr seitdem die spätere Legion eingerichtet war.
Freylich, wie es Livius sagt, der Phalanx ist aufgelößt:
aber die beweglich gemachten Grundtheile waren schon
früher vorhanden, die Umschaffung beginnt erst mit der
Legion die Polybius erklärt.

Jede Centurie des Servius hatte einen Centurio 79),
so wie jede Tribus einen Tribun: und unter ihm ohne
Zweifel zog ihr Contingent in den Krieg, so lange die ganze
Heeresmacht in einer Legion bestand. Wenn mehrere
Legionen bewaffnet wurden, sind nothwendig auch eben
so viele Centurionen ernannt worden.


77) Dies ist mir aus den im ersten Theil S. 286. entwickel-
ten Gründen wahrscheinlich. Zu den Accensi können aber
auch Proletarier und andere gefügt seyn.
78) Als ich über ihren Ursprung und anfängliches Wesen
schrieb, hatte ich sie in dieser Gestalt noch nicht wieder ent-
deckt: daher sich vieles in jener Darstellung abändert. An
Centurien von dreyßig Mann dachte ich nicht, und wer
hätte es wagen dürfen sie hypothetisch aufzustellen?
79) Festus ni quis scivit.

unbewaffnet bis ſie, fuͤr die Dauer des Feldzugs, in die
Nummer eines Gefallenen oder Verwundeten eintraten
und ſeine Waffen bekamen — ſo waͤre auf die weit groͤ-
ßere Anzahl Waffenfaͤhiger Ruͤckſicht genommen welche
dieſe nachſtehenden Klaſſen enthalten mußten, und ihre
Juͤngeren haͤtten fuͤr jede Centurie womit ſie ſtimmten
vielleicht zwey ins Feld geſandt 77).

Wir ſehen alſo hier noch die Centurienordnung des
Servius 78), und ſo lange ſie beſtand hat auch gewiß
ſeine Verfaſſung der Centurien ſich erhalten: ſie findet ſich
nicht mehr ſeitdem die ſpaͤtere Legion eingerichtet war.
Freylich, wie es Livius ſagt, der Phalanx iſt aufgeloͤßt:
aber die beweglich gemachten Grundtheile waren ſchon
fruͤher vorhanden, die Umſchaffung beginnt erſt mit der
Legion die Polybius erklaͤrt.

Jede Centurie des Servius hatte einen Centurio 79),
ſo wie jede Tribus einen Tribun: und unter ihm ohne
Zweifel zog ihr Contingent in den Krieg, ſo lange die ganze
Heeresmacht in einer Legion beſtand. Wenn mehrere
Legionen bewaffnet wurden, ſind nothwendig auch eben
ſo viele Centurionen ernannt worden.


77) Dies iſt mir aus den im erſten Theil S. 286. entwickel-
ten Gruͤnden wahrſcheinlich. Zu den Accenſi koͤnnen aber
auch Proletarier und andere gefuͤgt ſeyn.
78) Als ich uͤber ihren Urſprung und anfaͤngliches Weſen
ſchrieb, hatte ich ſie in dieſer Geſtalt noch nicht wieder ent-
deckt: daher ſich vieles in jener Darſtellung abaͤndert. An
Centurien von dreyßig Mann dachte ich nicht, und wer
haͤtte es wagen duͤrfen ſie hypothetiſch aufzuſtellen?
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[479/0495] unbewaffnet bis ſie, fuͤr die Dauer des Feldzugs, in die Nummer eines Gefallenen oder Verwundeten eintraten und ſeine Waffen bekamen — ſo waͤre auf die weit groͤ- ßere Anzahl Waffenfaͤhiger Ruͤckſicht genommen welche dieſe nachſtehenden Klaſſen enthalten mußten, und ihre Juͤngeren haͤtten fuͤr jede Centurie womit ſie ſtimmten vielleicht zwey ins Feld geſandt 77). Wir ſehen alſo hier noch die Centurienordnung des Servius 78), und ſo lange ſie beſtand hat auch gewiß ſeine Verfaſſung der Centurien ſich erhalten: ſie findet ſich nicht mehr ſeitdem die ſpaͤtere Legion eingerichtet war. Freylich, wie es Livius ſagt, der Phalanx iſt aufgeloͤßt: aber die beweglich gemachten Grundtheile waren ſchon fruͤher vorhanden, die Umſchaffung beginnt erſt mit der Legion die Polybius erklaͤrt. Jede Centurie des Servius hatte einen Centurio 79), ſo wie jede Tribus einen Tribun: und unter ihm ohne Zweifel zog ihr Contingent in den Krieg, ſo lange die ganze Heeresmacht in einer Legion beſtand. Wenn mehrere Legionen bewaffnet wurden, ſind nothwendig auch eben ſo viele Centurionen ernannt worden. 77) Dies iſt mir aus den im erſten Theil S. 286. entwickel- ten Gruͤnden wahrſcheinlich. Zu den Accenſi koͤnnen aber auch Proletarier und andere gefuͤgt ſeyn. 78) Als ich uͤber ihren Urſprung und anfaͤngliches Weſen ſchrieb, hatte ich ſie in dieſer Geſtalt noch nicht wieder ent- deckt: daher ſich vieles in jener Darſtellung abaͤndert. An Centurien von dreyßig Mann dachte ich nicht, und wer haͤtte es wagen duͤrfen ſie hypothetiſch aufzuſtellen? 79) Feſtus ni quis scivit.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 479. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/495>, abgerufen am 23.11.2024.