gern: das funfzigste kommt auf die Gränzreine von fünf Fuß Breite und was den Limiten zufällt.
Zu der Quadratwurzel des römischen Actus oder Fundus, zwölf zehnfüßigen Ruthen, verhielt sich die des etruskischen und umbrischen Versus von zehn der- selben, gerade wie zu dem römischen bürgerlichen Jahr das cyclische. Als Landmaaß jener Völker kennen wir den Versus oder Vorsus aus dem Fragment einer gu- ten Schrift 33), durch Varro 34) als Maaß Campa- nieus, wo es sich von der Zeit der etruskischen Colonie erhalten haben muß. Eine Centurie von hundert Actus enthielt also 144 Versus, nämlich das Quadrat von zwölfen. Die Linien der ältesten römischen Limitation, sowohl die Decumane als die Kardines, waren, jenem gemäß, immer zwölfhundert Fuß von einander entfernt gezogen: die etruskische Limitation hingegen ohne Zwei- fel von tausend zu tausend Fuß, so daß zwölf etruski- sche zehn römischen Centurien gleich waren. So durch- greifend ist das Parallelverhältniß des römischen Duo- decimal zum etruskischen Decimal-Zahlsystem.
Eingetheilt ward nach diesen Regeln der ganze Di- strict dessen Assignation beschlossen war: aber assignirt, zu Eigenthum übergeben, wurden nur Aecker und Pflan- zungen 35). Das Ackergesetz bestimmte den zu theilen-
33) Fragm. de limitib. p. 216. ed. Goesii.
34) Varro de R. R. I. c. 10.
35)Qua falx et arater ierit. Hyginus de limitib. p. 192. Unstreitig eine uralte Bestimmung, obgleich er sie nur aus augusteischen Ackergesetzen anführt; er kannte die älteren gar nicht.
gern: das funfzigſte kommt auf die Graͤnzreine von fuͤnf Fuß Breite und was den Limiten zufaͤllt.
Zu der Quadratwurzel des roͤmiſchen Actus oder Fundus, zwoͤlf zehnfuͤßigen Ruthen, verhielt ſich die des etruskiſchen und umbriſchen Verſus von zehn der- ſelben, gerade wie zu dem roͤmiſchen buͤrgerlichen Jahr das cycliſche. Als Landmaaß jener Voͤlker kennen wir den Verſus oder Vorſus aus dem Fragment einer gu- ten Schrift 33), durch Varro 34) als Maaß Campa- nieus, wo es ſich von der Zeit der etruskiſchen Colonie erhalten haben muß. Eine Centurie von hundert Actus enthielt alſo 144 Verſus, naͤmlich das Quadrat von zwoͤlfen. Die Linien der aͤlteſten roͤmiſchen Limitation, ſowohl die Decumane als die Kardines, waren, jenem gemaͤß, immer zwoͤlfhundert Fuß von einander entfernt gezogen: die etruskiſche Limitation hingegen ohne Zwei- fel von tauſend zu tauſend Fuß, ſo daß zwoͤlf etruski- ſche zehn roͤmiſchen Centurien gleich waren. So durch- greifend iſt das Parallelverhaͤltniß des roͤmiſchen Duo- decimal zum etruskiſchen Decimal-Zahlſyſtem.
Eingetheilt ward nach dieſen Regeln der ganze Di- ſtrict deſſen Aſſignation beſchloſſen war: aber aſſignirt, zu Eigenthum uͤbergeben, wurden nur Aecker und Pflan- zungen 35). Das Ackergeſetz beſtimmte den zu theilen-
33) Fragm. de limitib. p. 216. ed. Goësii.
34) Varro de R. R. I. c. 10.
35)Qua falx et arater ierit. Hyginus de limitib. p. 192. Unſtreitig eine uralte Beſtimmung, obgleich er ſie nur aus auguſteiſchen Ackergeſetzen anfuͤhrt; er kannte die aͤlteren gar nicht.
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gern: das funfzigſte kommt auf die Graͤnzreine von
fuͤnf Fuß Breite und was den Limiten zufaͤllt.
Zu der Quadratwurzel des roͤmiſchen Actus oder
Fundus, zwoͤlf zehnfuͤßigen Ruthen, verhielt ſich die
des etruskiſchen und umbriſchen Verſus von zehn der-
ſelben, gerade wie zu dem roͤmiſchen buͤrgerlichen Jahr
das cycliſche. Als Landmaaß jener Voͤlker kennen wir
den Verſus oder Vorſus aus dem Fragment einer gu-
ten Schrift 33), durch Varro 34) als Maaß Campa-
nieus, wo es ſich von der Zeit der etruskiſchen Colonie
erhalten haben muß. Eine Centurie von hundert Actus
enthielt alſo 144 Verſus, naͤmlich das Quadrat von
zwoͤlfen. Die Linien der aͤlteſten roͤmiſchen Limitation,
ſowohl die Decumane als die Kardines, waren, jenem
gemaͤß, immer zwoͤlfhundert Fuß von einander entfernt
gezogen: die etruskiſche Limitation hingegen ohne Zwei-
fel von tauſend zu tauſend Fuß, ſo daß zwoͤlf etruski-
ſche zehn roͤmiſchen Centurien gleich waren. So durch-
greifend iſt das Parallelverhaͤltniß des roͤmiſchen Duo-
decimal zum etruskiſchen Decimal-Zahlſyſtem.
Eingetheilt ward nach dieſen Regeln der ganze Di-
ſtrict deſſen Aſſignation beſchloſſen war: aber aſſignirt, zu
Eigenthum uͤbergeben, wurden nur Aecker und Pflan-
zungen 35). Das Ackergeſetz beſtimmte den zu theilen-
33) Fragm. de limitib. p. 216. ed. Goësii.
34) Varro de R. R. I. c. 10.
35) Qua falx et arater ierit. Hyginus de limitib. p. 192.
Unſtreitig eine uralte Beſtimmung, obgleich er ſie nur aus
auguſteiſchen Ackergeſetzen anfuͤhrt; er kannte die aͤlteren
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 389. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/405>, abgerufen am 22.11.2024.
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