Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

Bild:
<< vorherige Seite

des zur Theilung bestimmten Bezirks verlängert, und
ihnen parallel, näher oder ferner, wie es die Größe der
Vierecke worin die Feldmark eingetheilt werden sollte
angab, andere Linien abgesteckt, welche mit dem Nah-
men der Hauptlinie bezeichnet wurden der sie parallel
liefen: diese ward durch den Zusatz maximus unter-
schieden. Alle wurden auf dem Boden, so weit es seine
Beschaffenheit zuließ, durch Reine bezeichnet, von de-
nen die welche die Grundlinien darstellten die größte
Breite empfingen: nach ihnen, wenn wir nach griechi-
scher Weise zählen, je der sechste, oder, nach römischer
Sitte im Raum wie in der Zeit, da keine zweymal,
sondern diejenige welche auf die Grundlinie folgt als
die erste gezählt wird, der fünfte 28).

Diese Streifen nun, die anschauliche Gestalt der
formalen Linien, werden limites genannt: sie blieben
Gemeingut: und in Italien alle, nicht nur jene breite-
ren, zu öffentlichen Wegen vorbehalten. Ihr Flächen-
inhalt ward dem zur Theilung bestimmten Boden ent-
zogen, so daß die an die breiteren Straßen gränzenden
Gevierte kleiner als die übrigen geriethen: ohne Zweifel
um den unwissenden Landmesser jeder nur halbverwickel-
ten Berechnung bey der Eintheilung zu überheben 29).

Die Entfernung der Limiten von einander ward
durch die Größe der Vierecke bestimmt, welche sie zu

28) Eben so ist quinquennale tempus für Römer unstreitig
eine Zeit von fünf Jahren, während die griechische Psntae-
teris nur vier begreift.
29) Hyginus de limitib. p. 152.
B b 2

des zur Theilung beſtimmten Bezirks verlaͤngert, und
ihnen parallel, naͤher oder ferner, wie es die Groͤße der
Vierecke worin die Feldmark eingetheilt werden ſollte
angab, andere Linien abgeſteckt, welche mit dem Nah-
men der Hauptlinie bezeichnet wurden der ſie parallel
liefen: dieſe ward durch den Zuſatz maximus unter-
ſchieden. Alle wurden auf dem Boden, ſo weit es ſeine
Beſchaffenheit zuließ, durch Reine bezeichnet, von de-
nen die welche die Grundlinien darſtellten die groͤßte
Breite empfingen: nach ihnen, wenn wir nach griechi-
ſcher Weiſe zaͤhlen, je der ſechſte, oder, nach roͤmiſcher
Sitte im Raum wie in der Zeit, da keine zweymal,
ſondern diejenige welche auf die Grundlinie folgt als
die erſte gezaͤhlt wird, der fuͤnfte 28).

Dieſe Streifen nun, die anſchauliche Geſtalt der
formalen Linien, werden limites genannt: ſie blieben
Gemeingut: und in Italien alle, nicht nur jene breite-
ren, zu oͤffentlichen Wegen vorbehalten. Ihr Flaͤchen-
inhalt ward dem zur Theilung beſtimmten Boden ent-
zogen, ſo daß die an die breiteren Straßen graͤnzenden
Gevierte kleiner als die uͤbrigen geriethen: ohne Zweifel
um den unwiſſenden Landmeſſer jeder nur halbverwickel-
ten Berechnung bey der Eintheilung zu uͤberheben 29).

Die Entfernung der Limiten von einander ward
durch die Groͤße der Vierecke beſtimmt, welche ſie zu

28) Eben ſo iſt quinquennale tempus fuͤr Roͤmer unſtreitig
eine Zeit von fuͤnf Jahren, waͤhrend die griechiſche Πςνταε-
τηρὶς nur vier begreift.
29) Hyginus de limitib. p. 152.
B b 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0403" n="387"/>
des zur Theilung be&#x017F;timmten Bezirks verla&#x0364;ngert, und<lb/>
ihnen parallel, na&#x0364;her oder ferner, wie es die Gro&#x0364;ße der<lb/>
Vierecke worin die Feldmark eingetheilt werden &#x017F;ollte<lb/>
angab, andere Linien abge&#x017F;teckt, welche mit dem Nah-<lb/>
men der Hauptlinie bezeichnet wurden der &#x017F;ie parallel<lb/>
liefen: die&#x017F;e ward durch den Zu&#x017F;atz <hi rendition="#aq">maximus</hi> unter-<lb/>
&#x017F;chieden. Alle wurden auf dem Boden, &#x017F;o weit es &#x017F;eine<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit zuließ, durch Reine bezeichnet, von de-<lb/>
nen die welche die Grundlinien dar&#x017F;tellten die gro&#x0364;ßte<lb/>
Breite empfingen: nach ihnen, wenn wir nach griechi-<lb/>
&#x017F;cher Wei&#x017F;e za&#x0364;hlen, je der &#x017F;ech&#x017F;te, oder, nach ro&#x0364;mi&#x017F;cher<lb/>
Sitte im Raum wie in der Zeit, da keine zweymal,<lb/>
&#x017F;ondern diejenige welche auf die Grundlinie folgt als<lb/>
die er&#x017F;te geza&#x0364;hlt wird, der fu&#x0364;nfte <note place="foot" n="28)">Eben &#x017F;o i&#x017F;t <hi rendition="#aq">quinquennale tempus</hi> fu&#x0364;r Ro&#x0364;mer un&#x017F;treitig<lb/>
eine Zeit von fu&#x0364;nf Jahren, wa&#x0364;hrend die griechi&#x017F;che &#x03A0;&#x03C2;&#x03BD;&#x03C4;&#x03B1;&#x03B5;-<lb/>
&#x03C4;&#x03B7;&#x03C1;&#x1F76;&#x03C2; nur vier begreift.</note>.</p><lb/>
        <p>Die&#x017F;e Streifen nun, die an&#x017F;chauliche Ge&#x017F;talt der<lb/>
formalen Linien, werden <hi rendition="#aq">limites</hi> genannt: &#x017F;ie blieben<lb/>
Gemeingut: und in Italien alle, nicht nur jene breite-<lb/>
ren, zu o&#x0364;ffentlichen Wegen vorbehalten. Ihr Fla&#x0364;chen-<lb/>
inhalt ward dem zur Theilung be&#x017F;timmten Boden ent-<lb/>
zogen, &#x017F;o daß die an die breiteren Straßen gra&#x0364;nzenden<lb/>
Gevierte kleiner als die u&#x0364;brigen geriethen: ohne Zweifel<lb/>
um den unwi&#x017F;&#x017F;enden Landme&#x017F;&#x017F;er jeder nur halbverwickel-<lb/>
ten Berechnung bey der Eintheilung zu u&#x0364;berheben <note place="foot" n="29)">Hyginus <hi rendition="#aq">de limitib. p.</hi> 152.</note>.</p><lb/>
        <p>Die Entfernung der Limiten von einander ward<lb/>
durch die Gro&#x0364;ße der Vierecke be&#x017F;timmt, welche &#x017F;ie zu<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B b 2</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[387/0403] des zur Theilung beſtimmten Bezirks verlaͤngert, und ihnen parallel, naͤher oder ferner, wie es die Groͤße der Vierecke worin die Feldmark eingetheilt werden ſollte angab, andere Linien abgeſteckt, welche mit dem Nah- men der Hauptlinie bezeichnet wurden der ſie parallel liefen: dieſe ward durch den Zuſatz maximus unter- ſchieden. Alle wurden auf dem Boden, ſo weit es ſeine Beſchaffenheit zuließ, durch Reine bezeichnet, von de- nen die welche die Grundlinien darſtellten die groͤßte Breite empfingen: nach ihnen, wenn wir nach griechi- ſcher Weiſe zaͤhlen, je der ſechſte, oder, nach roͤmiſcher Sitte im Raum wie in der Zeit, da keine zweymal, ſondern diejenige welche auf die Grundlinie folgt als die erſte gezaͤhlt wird, der fuͤnfte 28). Dieſe Streifen nun, die anſchauliche Geſtalt der formalen Linien, werden limites genannt: ſie blieben Gemeingut: und in Italien alle, nicht nur jene breite- ren, zu oͤffentlichen Wegen vorbehalten. Ihr Flaͤchen- inhalt ward dem zur Theilung beſtimmten Boden ent- zogen, ſo daß die an die breiteren Straßen graͤnzenden Gevierte kleiner als die uͤbrigen geriethen: ohne Zweifel um den unwiſſenden Landmeſſer jeder nur halbverwickel- ten Berechnung bey der Eintheilung zu uͤberheben 29). Die Entfernung der Limiten von einander ward durch die Groͤße der Vierecke beſtimmt, welche ſie zu 28) Eben ſo iſt quinquennale tempus fuͤr Roͤmer unſtreitig eine Zeit von fuͤnf Jahren, waͤhrend die griechiſche Πςνταε- τηρὶς nur vier begreift. 29) Hyginus de limitib. p. 152. B b 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/403
Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/403>, abgerufen am 22.11.2024.