Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.Beziehung auf ihn, ager: was wir in Besitz haben, un- 70) l. 115. D. de V. S. Auch im Gesetz des Rullus wurden agri und possessiones sich entgegengesetzt. Cicero adv. Rul- lum III. c. 2. 71) Festus s. v. Possessiones appellantur agri late patentes publici privatique, quia non mancipatione sed usn tene- bantur, et ut quisque occupaverat collibebat. Die Lesart ist auch am Schluß ganz verdorben, aber der Sinn deutlich. 72) Festus s. v. Possessio. In diesem Sinn ist Lucrezens
bekannter Vers: Vitaque mancipio nulli datur, omnibus usu. Das Leben gehört zum Gemeingut der Natur: es wird nie Eigenthum des Besitzers, dem sie es entziehen kann wann Beziehung auf ihn, ager: was wir in Beſitz haben, un- 70) l. 115. D. de V. S. Auch im Geſetz des Rullus wurden agri und possessiones ſich entgegengeſetzt. Cicero adv. Rul- lum III. c. 2. 71) Feſtus s. v. Possessiones appellantur agri late patentes publici privatique, quia non mancipatione sed usn tene- bantur, et ut quisque occupaverat collibebat. Die Lesart iſt auch am Schluß ganz verdorben, aber der Sinn deutlich. 72) Feſtus s. v. Possessio. In dieſem Sinn iſt Lucrezens
bekannter Vers: Vitaque mancipio nulli datur, omnibus usu. Das Leben gehoͤrt zum Gemeingut der Natur: es wird nie Eigenthum des Beſitzers, dem ſie es entziehen kann wann <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0376" n="360"/> Beziehung auf ihn, <hi rendition="#aq">ager:</hi> was wir in Beſitz haben, un-<lb/> ſer Eigenthum aber nicht iſt und nicht ſeyn kann, <hi rendition="#aq">pos-<lb/> sessio.</hi> So ſagt Javolenus <note place="foot" n="70)"><hi rendition="#aq">l. 115. D. de V. S.</hi> Auch im Geſetz des Rullus wurden<lb/><hi rendition="#aq">agri</hi> und <hi rendition="#aq">possessiones</hi> ſich entgegengeſetzt. Cicero <hi rendition="#aq">adv. Rul-<lb/> lum III. c.</hi> 2.</note>: eine andere Definition<lb/> der roͤmiſchen Poſſeſſionen giebt Feſtus, welche mehrere<lb/> auszeichnende Merkmahle der Beſitzungen im Gemein-<lb/> lande enthaͤlt. Sie werden angegeben als weitlaͤuftige<lb/> Landguͤter, welche nicht durch Mancipation ſondern zur<lb/> Benutzung beſeſſen wuͤrden, und nach Willkuͤhr einge-<lb/> nommen waren <note place="foot" n="71)">Feſtus <hi rendition="#aq">s. v. Possessiones appellantur agri late patentes<lb/> publici privatique, quia non mancipatione sed usn tene-<lb/> bantur, et ut quisque occupaverat collibebat.</hi> Die Lesart<lb/> iſt auch am Schluß ganz verdorben, aber der Sinn deutlich.</note>. Verderbt iſt die Erklaͤrung durch<lb/> den Zuſatz <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">privatique:</hi></hi> welcher doch wahrſcheinlich vom<lb/> Feſtus ſelbſt iſt: Verrius mag geſagt haben, auch Privat-<lb/> grundſtuͤcke wovon man nur den Uſus nicht das Eigenthum<lb/> habe, wuͤrden Poſſeſſionen genannt. Richtig: aber die<lb/> uͤbrigen Beſtimmungen der Definition ſind den Domai-<lb/> nenguͤtern eigenthuͤmlich. Eine andere Definition, des<lb/> Aelius Gallus, faßt die Sache allgemein: Poſſeſſion ſey<lb/> der Uſus von Grundſtuͤcken im Gegenſatz des Eigen-<lb/> thums <note xml:id="note-0376" next="#note-0377" place="foot" n="72)">Feſtus <hi rendition="#aq">s. v. Possessio.</hi> In dieſem Sinn iſt Lucrezens<lb/> bekannter Vers:<lb/><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">Vitaque mancipio nulli datur, omnibus usu.</hi></hi><lb/> Das Leben gehoͤrt zum Gemeingut der Natur: es wird nie<lb/> Eigenthum des Beſitzers, dem ſie es entziehen kann wann</note>.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [360/0376]
Beziehung auf ihn, ager: was wir in Beſitz haben, un-
ſer Eigenthum aber nicht iſt und nicht ſeyn kann, pos-
sessio. So ſagt Javolenus 70): eine andere Definition
der roͤmiſchen Poſſeſſionen giebt Feſtus, welche mehrere
auszeichnende Merkmahle der Beſitzungen im Gemein-
lande enthaͤlt. Sie werden angegeben als weitlaͤuftige
Landguͤter, welche nicht durch Mancipation ſondern zur
Benutzung beſeſſen wuͤrden, und nach Willkuͤhr einge-
nommen waren 71). Verderbt iſt die Erklaͤrung durch
den Zuſatz privatique: welcher doch wahrſcheinlich vom
Feſtus ſelbſt iſt: Verrius mag geſagt haben, auch Privat-
grundſtuͤcke wovon man nur den Uſus nicht das Eigenthum
habe, wuͤrden Poſſeſſionen genannt. Richtig: aber die
uͤbrigen Beſtimmungen der Definition ſind den Domai-
nenguͤtern eigenthuͤmlich. Eine andere Definition, des
Aelius Gallus, faßt die Sache allgemein: Poſſeſſion ſey
der Uſus von Grundſtuͤcken im Gegenſatz des Eigen-
thums 72).
70) l. 115. D. de V. S. Auch im Geſetz des Rullus wurden
agri und possessiones ſich entgegengeſetzt. Cicero adv. Rul-
lum III. c. 2.
71) Feſtus s. v. Possessiones appellantur agri late patentes
publici privatique, quia non mancipatione sed usn tene-
bantur, et ut quisque occupaverat collibebat. Die Lesart
iſt auch am Schluß ganz verdorben, aber der Sinn deutlich.
72) Feſtus s. v. Possessio. In dieſem Sinn iſt Lucrezens
bekannter Vers:
Vitaque mancipio nulli datur, omnibus usu.
Das Leben gehoͤrt zum Gemeingut der Natur: es wird nie
Eigenthum des Beſitzers, dem ſie es entziehen kann wann
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