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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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die Mauern von Sutrium waren erstiegen, und die Bür-
ger vertheidigten sich nur noch hinter Abschnitten in den
Straßen. Auch diesesmal erschien ihnen Camillus als
Retter. Die Feinde wurden in der von ihnen einge-
nommenen Region eingeschlossen und von allen Seiten
bestürmt: sie versuchten zu entfliehen und wurden ver-
tilgt. Von Sutrium führte der Feldherr das Heer ge-
gen Nepete, dessen Häupter, weil sie die Uebergabe ent-
schieden hatten, vor Roms Rache zitterten. Daher wur-
den den Römern, unter dem Vorwand der Abhängig-
keit von einer etruskischen Besatzung, die Thore nicht
geöffnet; aber auch diesesmal konnte der unglückliche Ort
sich nicht vertheidigen: dem Volk welches die Gräuel
des Sturms überlebt hatte, ward das Leben als Gnade
geschenkt, und die des Verraths angeklagten Magistrate
büßten mit ihrem Leben. Die Wiedereroberung dieser
Städte scheint den tarquiniensischen Krieg beendigt zu
haben. Wahrscheinlich ward im folgenden Jahr ein drey-
ßigjähriger Waffenstillstand geschlossen, denn erst nach
verflossenen dreyßig cyclischen Jahren (396) erscheinen
die Tarquinienser wieder als Roms Feinde; und die
Gesandtschaft der Fetialen von der Livius bey diesem
Jahre redet 81) bezog sich nicht immer auf vorgefallene
Feindseligkeiten, sondern auch der Ablauf eines Waffen-
stillstands veranlaßte sie 82). Sie war nothwendig um
öffentlich und feyerlich zu erklären daß der bisherige
Friedenszustand ein Ende genommen habe, und wenn
er fortdauern solle einer bestimmten Erneuerung bedürfe:

81) Livius VII. c. 12.
82) Derselbe IV. c. 58.

die Mauern von Sutrium waren erſtiegen, und die Buͤr-
ger vertheidigten ſich nur noch hinter Abſchnitten in den
Straßen. Auch dieſesmal erſchien ihnen Camillus als
Retter. Die Feinde wurden in der von ihnen einge-
nommenen Region eingeſchloſſen und von allen Seiten
beſtuͤrmt: ſie verſuchten zu entfliehen und wurden ver-
tilgt. Von Sutrium fuͤhrte der Feldherr das Heer ge-
gen Nepete, deſſen Haͤupter, weil ſie die Uebergabe ent-
ſchieden hatten, vor Roms Rache zitterten. Daher wur-
den den Roͤmern, unter dem Vorwand der Abhaͤngig-
keit von einer etruskiſchen Beſatzung, die Thore nicht
geoͤffnet; aber auch dieſesmal konnte der ungluͤckliche Ort
ſich nicht vertheidigen: dem Volk welches die Graͤuel
des Sturms uͤberlebt hatte, ward das Leben als Gnade
geſchenkt, und die des Verraths angeklagten Magiſtrate
buͤßten mit ihrem Leben. Die Wiedereroberung dieſer
Staͤdte ſcheint den tarquinienſiſchen Krieg beendigt zu
haben. Wahrſcheinlich ward im folgenden Jahr ein drey-
ßigjaͤhriger Waffenſtillſtand geſchloſſen, denn erſt nach
verfloſſenen dreyßig cycliſchen Jahren (396) erſcheinen
die Tarquinienſer wieder als Roms Feinde; und die
Geſandtſchaft der Fetialen von der Livius bey dieſem
Jahre redet 81) bezog ſich nicht immer auf vorgefallene
Feindſeligkeiten, ſondern auch der Ablauf eines Waffen-
ſtillſtands veranlaßte ſie 82). Sie war nothwendig um
oͤffentlich und feyerlich zu erklaͤren daß der bisherige
Friedenszuſtand ein Ende genommen habe, und wenn
er fortdauern ſolle einer beſtimmten Erneuerung beduͤrfe:

81) Livius VII. c. 12.
82) Derſelbe IV. c. 58.
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[296/0312] die Mauern von Sutrium waren erſtiegen, und die Buͤr- ger vertheidigten ſich nur noch hinter Abſchnitten in den Straßen. Auch dieſesmal erſchien ihnen Camillus als Retter. Die Feinde wurden in der von ihnen einge- nommenen Region eingeſchloſſen und von allen Seiten beſtuͤrmt: ſie verſuchten zu entfliehen und wurden ver- tilgt. Von Sutrium fuͤhrte der Feldherr das Heer ge- gen Nepete, deſſen Haͤupter, weil ſie die Uebergabe ent- ſchieden hatten, vor Roms Rache zitterten. Daher wur- den den Roͤmern, unter dem Vorwand der Abhaͤngig- keit von einer etruskiſchen Beſatzung, die Thore nicht geoͤffnet; aber auch dieſesmal konnte der ungluͤckliche Ort ſich nicht vertheidigen: dem Volk welches die Graͤuel des Sturms uͤberlebt hatte, ward das Leben als Gnade geſchenkt, und die des Verraths angeklagten Magiſtrate buͤßten mit ihrem Leben. Die Wiedereroberung dieſer Staͤdte ſcheint den tarquinienſiſchen Krieg beendigt zu haben. Wahrſcheinlich ward im folgenden Jahr ein drey- ßigjaͤhriger Waffenſtillſtand geſchloſſen, denn erſt nach verfloſſenen dreyßig cycliſchen Jahren (396) erſcheinen die Tarquinienſer wieder als Roms Feinde; und die Geſandtſchaft der Fetialen von der Livius bey dieſem Jahre redet 81) bezog ſich nicht immer auf vorgefallene Feindſeligkeiten, ſondern auch der Ablauf eines Waffen- ſtillſtands veranlaßte ſie 82). Sie war nothwendig um oͤffentlich und feyerlich zu erklaͤren daß der bisherige Friedenszuſtand ein Ende genommen habe, und wenn er fortdauern ſolle einer beſtimmten Erneuerung beduͤrfe: 81) Livius VII. c. 12. 82) Derſelbe IV. c. 58.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/312>, abgerufen am 21.11.2024.