genommen 48). Daran also ist kein Zweifel, daß dieses älteste Volk Italiens in uralter Zeit eine viel weitläufti- gere Landschaft, und den größten Theil der Gegenden inne hatte welche die Etrusker in der Fülle ihrer Macht besaßen. Man könnte sagen, es wäre das Land zwischen den Alpen und dem Apenninus gewesen, wie die Umbrer bis zur Gallischen Einwanderung von diesen Bergen bis zum Po noch einige Besitzungen erhalten hatten. Wahr- scheinlicher aber ist es doch, daß auch das Land zwischen dem untern Meer und dem Tiberstrohme; an dessen lin- kem Ufer, tief hinab, ihre uralten Städte lagen, und wo sie einst bis zum Anio hinunter wohnten; daß Toskana in ihrem Besitz war, und die Städte dieses Landes zu jenen dreyhundert gehören. Hier bemerkt selbst Micali 49), welcher sich es doch nicht nehmen ließe daß sein Vater- land die Wiege des etruskischen Volks gewesen sey, der Strohm Umbro, an dessen Ausfluß Plinius einen Bezirk Umbria nennt, erinnere an die Umbrer 50). Nach der Sage von der lydischen Einwanderung ward Pisa und das ganze umliegende Land bis an die Felsengipfel der Alpen den Umbrern von diesen Tyrrhenern entrissen: und Pli- nius nennt die Umbrer Etruriens älteste, von den Pelas- gern vertriebene Bewohner 51). Sey es immer daß He-
48) Plinius H. N. III. c. 19.
49)T. I. p. 58. vergl. p. 106. 107.
50) Plinius H. N. III. c. 8.
51) Lykophron v. 1359 -- 61. Herodot I. c. 94. Plinius H. N. a. a. O. Auch Cluver, obgleich er sonst ganz ab- weichenden Meinungen folgt, sieht in Toskana eine spätere Eroberung der Etrusker.
genommen 48). Daran alſo iſt kein Zweifel, daß dieſes aͤlteſte Volk Italiens in uralter Zeit eine viel weitlaͤufti- gere Landſchaft, und den groͤßten Theil der Gegenden inne hatte welche die Etrusker in der Fuͤlle ihrer Macht beſaßen. Man koͤnnte ſagen, es waͤre das Land zwiſchen den Alpen und dem Apenninus geweſen, wie die Umbrer bis zur Galliſchen Einwanderung von dieſen Bergen bis zum Po noch einige Beſitzungen erhalten hatten. Wahr- ſcheinlicher aber iſt es doch, daß auch das Land zwiſchen dem untern Meer und dem Tiberſtrohme; an deſſen lin- kem Ufer, tief hinab, ihre uralten Staͤdte lagen, und wo ſie einſt bis zum Anio hinunter wohnten; daß Toskana in ihrem Beſitz war, und die Staͤdte dieſes Landes zu jenen dreyhundert gehoͤren. Hier bemerkt ſelbſt Micali 49), welcher ſich es doch nicht nehmen ließe daß ſein Vater- land die Wiege des etruskiſchen Volks geweſen ſey, der Strohm Umbro, an deſſen Ausfluß Plinius einen Bezirk Umbria nennt, erinnere an die Umbrer 50). Nach der Sage von der lydiſchen Einwanderung ward Piſa und das ganze umliegende Land bis an die Felſengipfel der Alpen den Umbrern von dieſen Tyrrhenern entriſſen: und Pli- nius nennt die Umbrer Etruriens aͤlteſte, von den Pelas- gern vertriebene Bewohner 51). Sey es immer daß He-
48) Plinius H. N. III. c. 19.
49)T. I. p. 58. vergl. p. 106. 107.
50) Plinius H. N. III. c. 8.
51) Lykophron v. 1359 — 61. Herodot I. c. 94. Plinius H. N. a. a. O. Auch Cluver, obgleich er ſonſt ganz ab- weichenden Meinungen folgt, ſieht in Toskana eine ſpaͤtere Eroberung der Etrusker.
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genommen 48). Daran alſo iſt kein Zweifel, daß dieſes
aͤlteſte Volk Italiens in uralter Zeit eine viel weitlaͤufti-
gere Landſchaft, und den groͤßten Theil der Gegenden
inne hatte welche die Etrusker in der Fuͤlle ihrer Macht
beſaßen. Man koͤnnte ſagen, es waͤre das Land zwiſchen
den Alpen und dem Apenninus geweſen, wie die Umbrer
bis zur Galliſchen Einwanderung von dieſen Bergen bis
zum Po noch einige Beſitzungen erhalten hatten. Wahr-
ſcheinlicher aber iſt es doch, daß auch das Land zwiſchen
dem untern Meer und dem Tiberſtrohme; an deſſen lin-
kem Ufer, tief hinab, ihre uralten Staͤdte lagen, und wo
ſie einſt bis zum Anio hinunter wohnten; daß Toskana in
ihrem Beſitz war, und die Staͤdte dieſes Landes zu jenen
dreyhundert gehoͤren. Hier bemerkt ſelbſt Micali 49),
welcher ſich es doch nicht nehmen ließe daß ſein Vater-
land die Wiege des etruskiſchen Volks geweſen ſey, der
Strohm Umbro, an deſſen Ausfluß Plinius einen Bezirk
Umbria nennt, erinnere an die Umbrer 50). Nach der
Sage von der lydiſchen Einwanderung ward Piſa und das
ganze umliegende Land bis an die Felſengipfel der Alpen
den Umbrern von dieſen Tyrrhenern entriſſen: und Pli-
nius nennt die Umbrer Etruriens aͤlteſte, von den Pelas-
gern vertriebene Bewohner 51). Sey es immer daß He-
48) Plinius H. N. III. c. 19.
49) T. I. p. 58. vergl. p. 106. 107.
50) Plinius H. N. III. c. 8.
51) Lykophron v. 1359 — 61. Herodot I. c. 94. Plinius
H. N. a. a. O. Auch Cluver, obgleich er ſonſt ganz ab-
weichenden Meinungen folgt, ſieht in Toskana eine ſpaͤtere
Eroberung der Etrusker.
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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 74. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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