Suessa: früher aber auch in Latium unter den Vols- kern 79). Es scheint mir aber auch höchst wahrscheinlich, daß die Volsker Ausoner waren. Nicht deswegen allein, weil kein anderer italischer Hauptstamm übrig ist, zu dem sie gezählt werden können: denn wie sie den Latinern fremd waren, so waren sie auch weder Etrusker noch Sabeller. Sie werden von Aristoteles, der Latium zu Opika zählt, offenbar zu diesem Lande gerechnet; und jenes geschah wahr- scheinlich eben weil die bedeutenden Küstenstädte Latiums Volskisch waren. Skylax Volsker 80) beginnen erst öst- lich von Circeji, und sind eben die vorher erwähnten Au- soner und Aurunker. Volsker und Osker sind derselbe, nur in jener Aussprache breiter gebildete Volksnahme 81). Waren nun die Volsker vom ausonischen Stamm, so auch ohne Zweifel die Aequer, so innig mit ihnen verbündet daß es oft kaum möglich ist sie als zwei unterschiedene Völ- ker zu betrachten. Ob auch die Herniker dieses Geschlechts waren, ist viel zweifelhafter.
Altlateinischen ist allgemein bekannt. Festus (s. v. Ausoniam) nennt den mythischen Auson Gründer der Stadt Suessa Aurunca: das heißt, die Aurunker waren Ausoner.
79) Livius II. c. 16. VII. c. 28.
80) Olsoi. Peripl. p. 3.
81) Wie Viteliu und Italia, Veneti und Enetoi: Velia und Elea. Die Stammsylbe ist Op oder Aup, woher mit An- hängung von Adjectivalendungen gebildet ist Opicus, Op- scus, Oscus, Volscus, Auson, Auruncus. Opscus und Tuscus waren sicher in der alten Sprache auf irgend eine Weise in der Bedeutung entgegengesetzt.
Sueſſa: fruͤher aber auch in Latium unter den Volſ- kern 79). Es ſcheint mir aber auch hoͤchſt wahrſcheinlich, daß die Volſker Auſoner waren. Nicht deswegen allein, weil kein anderer italiſcher Hauptſtamm uͤbrig iſt, zu dem ſie gezaͤhlt werden koͤnnen: denn wie ſie den Latinern fremd waren, ſo waren ſie auch weder Etruſker noch Sabeller. Sie werden von Ariſtoteles, der Latium zu Opika zaͤhlt, offenbar zu dieſem Lande gerechnet; und jenes geſchah wahr- ſcheinlich eben weil die bedeutenden Kuͤſtenſtaͤdte Latiums Volſkiſch waren. Skylax Volſker 80) beginnen erſt oͤſt- lich von Circeji, und ſind eben die vorher erwaͤhnten Au- ſoner und Aurunker. Volſker und Oſker ſind derſelbe, nur in jener Ausſprache breiter gebildete Volksnahme 81). Waren nun die Volſker vom auſoniſchen Stamm, ſo auch ohne Zweifel die Aequer, ſo innig mit ihnen verbuͤndet daß es oft kaum moͤglich iſt ſie als zwei unterſchiedene Voͤl- ker zu betrachten. Ob auch die Herniker dieſes Geſchlechts waren, iſt viel zweifelhafter.
Altlateiniſchen iſt allgemein bekannt. Feſtus (s. v. Ausoniam) nennt den mythiſchen Auſon Gruͤnder der Stadt Sueſſa Aurunca: das heißt, die Aurunker waren Auſoner.
79) Livius II. c. 16. VII. c. 28.
80) Ὀλσοί. Peripl. p. 3.
81) Wie Viteliu und Italia, Veneti und Ἐνετοὶ: Velia und Ἐλέα. Die Stammſylbe iſt Op oder Aup, woher mit An- haͤngung von Adjectivalendungen gebildet iſt Opicus, Op- scus, Oscus, Volscus, Auson, Auruncus. Opscus und Tuscus waren ſicher in der alten Sprache auf irgend eine Weiſe in der Bedeutung entgegengeſetzt.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0072"n="50"/>
Sueſſa: fruͤher aber auch in Latium unter den Volſ-<lb/>
kern <noteplace="foot"n="79)">Livius <hirendition="#aq">II. c. 16. VII. c.</hi> 28.</note>. Es ſcheint mir aber auch hoͤchſt wahrſcheinlich,<lb/>
daß die Volſker Auſoner waren. Nicht deswegen allein,<lb/>
weil kein anderer italiſcher Hauptſtamm uͤbrig iſt, zu dem<lb/>ſie gezaͤhlt werden koͤnnen: denn wie ſie den Latinern fremd<lb/>
waren, ſo waren ſie auch weder Etruſker noch Sabeller.<lb/>
Sie werden von Ariſtoteles, der Latium zu Opika zaͤhlt,<lb/>
offenbar zu dieſem Lande gerechnet; und jenes geſchah wahr-<lb/>ſcheinlich eben weil die bedeutenden Kuͤſtenſtaͤdte Latiums<lb/>
Volſkiſch waren. Skylax Volſker <noteplace="foot"n="80)">Ὀλσοί. <hirendition="#aq">Peripl. p.</hi> 3.</note> beginnen erſt oͤſt-<lb/>
lich von Circeji, und ſind eben die vorher erwaͤhnten Au-<lb/>ſoner und Aurunker. Volſker und Oſker ſind derſelbe, nur<lb/>
in jener Ausſprache breiter gebildete Volksnahme <noteplace="foot"n="81)">Wie <hirendition="#aq">Viteliu</hi> und <hirendition="#aq">Italia, Veneti</hi> und Ἐνετοὶ: <hirendition="#aq">Velia</hi> und<lb/>Ἐλέα. Die Stammſylbe iſt <hirendition="#aq">Op</hi> oder <hirendition="#aq">Aup,</hi> woher mit An-<lb/>
haͤngung von Adjectivalendungen gebildet iſt <hirendition="#aq">Opicus, Op-<lb/>
scus, Oscus, Volscus, Auson, Auruncus. Opscus</hi> und<lb/><hirendition="#aq">Tuscus</hi> waren ſicher in der alten Sprache auf irgend eine<lb/>
Weiſe in der Bedeutung entgegengeſetzt.</note>.<lb/>
Waren nun die Volſker vom auſoniſchen Stamm, ſo auch<lb/>
ohne Zweifel die Aequer, ſo innig mit ihnen verbuͤndet<lb/>
daß es oft kaum moͤglich iſt ſie als zwei unterſchiedene Voͤl-<lb/>
ker zu betrachten. Ob auch die Herniker dieſes Geſchlechts<lb/>
waren, iſt viel zweifelhafter.</p><lb/><notexml:id="note-0072"prev="#note-0071"place="foot"n="78)">Altlateiniſchen iſt allgemein bekannt. Feſtus (<hirendition="#aq">s. v. Ausoniam</hi>)<lb/>
nennt den mythiſchen Auſon Gruͤnder der Stadt Sueſſa<lb/>
Aurunca: das heißt, die Aurunker waren Auſoner.</note><lb/></div></div></body></text></TEI>
[50/0072]
Sueſſa: fruͤher aber auch in Latium unter den Volſ-
kern 79). Es ſcheint mir aber auch hoͤchſt wahrſcheinlich,
daß die Volſker Auſoner waren. Nicht deswegen allein,
weil kein anderer italiſcher Hauptſtamm uͤbrig iſt, zu dem
ſie gezaͤhlt werden koͤnnen: denn wie ſie den Latinern fremd
waren, ſo waren ſie auch weder Etruſker noch Sabeller.
Sie werden von Ariſtoteles, der Latium zu Opika zaͤhlt,
offenbar zu dieſem Lande gerechnet; und jenes geſchah wahr-
ſcheinlich eben weil die bedeutenden Kuͤſtenſtaͤdte Latiums
Volſkiſch waren. Skylax Volſker 80) beginnen erſt oͤſt-
lich von Circeji, und ſind eben die vorher erwaͤhnten Au-
ſoner und Aurunker. Volſker und Oſker ſind derſelbe, nur
in jener Ausſprache breiter gebildete Volksnahme 81).
Waren nun die Volſker vom auſoniſchen Stamm, ſo auch
ohne Zweifel die Aequer, ſo innig mit ihnen verbuͤndet
daß es oft kaum moͤglich iſt ſie als zwei unterſchiedene Voͤl-
ker zu betrachten. Ob auch die Herniker dieſes Geſchlechts
waren, iſt viel zweifelhafter.
78)
79) Livius II. c. 16. VII. c. 28.
80) Ὀλσοί. Peripl. p. 3.
81) Wie Viteliu und Italia, Veneti und Ἐνετοὶ: Velia und
Ἐλέα. Die Stammſylbe iſt Op oder Aup, woher mit An-
haͤngung von Adjectivalendungen gebildet iſt Opicus, Op-
scus, Oscus, Volscus, Auson, Auruncus. Opscus und
Tuscus waren ſicher in der alten Sprache auf irgend eine
Weiſe in der Bedeutung entgegengeſetzt.
78) Altlateiniſchen iſt allgemein bekannt. Feſtus (s. v. Ausoniam)
nennt den mythiſchen Auſon Gruͤnder der Stadt Sueſſa
Aurunca: das heißt, die Aurunker waren Auſoner.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 50. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/72>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.