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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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senken ließ, aus denen nach dem Beyspiel welches er da-
mals gab die Beile entfernt wurden so lange der Consul
sich in der Stadt befand. Das Andenken der Valerischen
Gesetze scheint völlig historisch gewesen zu seyn. Aber daß
P. Valerius sie, als alleiniger Consul gab, ist nach dem
Karthaginiensischen Bündniß bey Polybius unmöglich;
und für eine Theilnahme des Consuls Horatius an dieser
Gesetzgebung scheint zu reden daß noch einmal, im Jahr
305, als die Freyheit durch die Tyranney der Decemvirn
in die höchste Gefahr gekommen war, ein Valerius und
ein Horatius als Erben der Gerechtigkeit und Volksliebe
ihrer Ahnherrn, zum Consulat erhoben wurden, und diese
Gesetze theils erneuerten, theils erweiterten: denn in Rom
wie in allen ächtfreyen Staaten waren politische Grund-
sätze ein heiliges Erbstück, welches die Nachkommen so be-
wahrten wie große Vorfahren sie festgestellt hatten.

Indessen blieb Valerius und seinem Hause allerdings
die vorzüglichste Gunst, und der Beynahme Publicola,
den man nicht mit den Griechen Dionysius und Plutarch,
als zusammengesetzt, durch demokedes, den Fürsorger
des Volks, übersetzen, sondern darin die altlatinische Form
des Adjectivs durch eine überflüssige angefügte Endung er-
kennen muß, welche zuweilen als Diminutiv, zuweilen
als Zusammensetzung täuscht 8). Es ist so viel als pu-

der Nation im engeren Sinn der Plebs (Gellius XV. c. 27.):
und er berief sie auf das Forum, wo die Centurien sich nicht
versammeln konnten: wenn nicht auch dieses spätere plebeji-
sche, oder mit liebendem Sinn für die Plebs gedachte Aus-
bildung ist.
8) So ist Scaevola nicht das Diminutiv, sondern gleichbedeu-

ſenken ließ, aus denen nach dem Beyſpiel welches er da-
mals gab die Beile entfernt wurden ſo lange der Conſul
ſich in der Stadt befand. Das Andenken der Valeriſchen
Geſetze ſcheint voͤllig hiſtoriſch geweſen zu ſeyn. Aber daß
P. Valerius ſie, als alleiniger Conſul gab, iſt nach dem
Karthaginienſiſchen Buͤndniß bey Polybius unmoͤglich;
und fuͤr eine Theilnahme des Conſuls Horatius an dieſer
Geſetzgebung ſcheint zu reden daß noch einmal, im Jahr
305, als die Freyheit durch die Tyranney der Decemvirn
in die hoͤchſte Gefahr gekommen war, ein Valerius und
ein Horatius als Erben der Gerechtigkeit und Volksliebe
ihrer Ahnherrn, zum Conſulat erhoben wurden, und dieſe
Geſetze theils erneuerten, theils erweiterten: denn in Rom
wie in allen aͤchtfreyen Staaten waren politiſche Grund-
ſaͤtze ein heiliges Erbſtuͤck, welches die Nachkommen ſo be-
wahrten wie große Vorfahren ſie feſtgeſtellt hatten.

Indeſſen blieb Valerius und ſeinem Hauſe allerdings
die vorzuͤglichſte Gunſt, und der Beynahme Publicola,
den man nicht mit den Griechen Dionyſius und Plutarch,
als zuſammengeſetzt, durch δημοκηδὴς, den Fuͤrſorger
des Volks, uͤberſetzen, ſondern darin die altlatiniſche Form
des Adjectivs durch eine uͤberfluͤſſige angefuͤgte Endung er-
kennen muß, welche zuweilen als Diminutiv, zuweilen
als Zuſammenſetzung taͤuſcht 8). Es iſt ſo viel als pu-

der Nation im engeren Sinn der Plebs (Gellius XV. c. 27.):
und er berief ſie auf das Forum, wo die Centurien ſich nicht
verſammeln konnten: wenn nicht auch dieſes ſpaͤtere plebeji-
ſche, oder mit liebendem Sinn fuͤr die Plebs gedachte Aus-
bildung iſt.
8) So iſt Scævola nicht das Diminutiv, ſondern gleichbedeu-
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[343/0365] ſenken ließ, aus denen nach dem Beyſpiel welches er da- mals gab die Beile entfernt wurden ſo lange der Conſul ſich in der Stadt befand. Das Andenken der Valeriſchen Geſetze ſcheint voͤllig hiſtoriſch geweſen zu ſeyn. Aber daß P. Valerius ſie, als alleiniger Conſul gab, iſt nach dem Karthaginienſiſchen Buͤndniß bey Polybius unmoͤglich; und fuͤr eine Theilnahme des Conſuls Horatius an dieſer Geſetzgebung ſcheint zu reden daß noch einmal, im Jahr 305, als die Freyheit durch die Tyranney der Decemvirn in die hoͤchſte Gefahr gekommen war, ein Valerius und ein Horatius als Erben der Gerechtigkeit und Volksliebe ihrer Ahnherrn, zum Conſulat erhoben wurden, und dieſe Geſetze theils erneuerten, theils erweiterten: denn in Rom wie in allen aͤchtfreyen Staaten waren politiſche Grund- ſaͤtze ein heiliges Erbſtuͤck, welches die Nachkommen ſo be- wahrten wie große Vorfahren ſie feſtgeſtellt hatten. Indeſſen blieb Valerius und ſeinem Hauſe allerdings die vorzuͤglichſte Gunſt, und der Beynahme Publicola, den man nicht mit den Griechen Dionyſius und Plutarch, als zuſammengeſetzt, durch δημοκηδὴς, den Fuͤrſorger des Volks, uͤberſetzen, ſondern darin die altlatiniſche Form des Adjectivs durch eine uͤberfluͤſſige angefuͤgte Endung er- kennen muß, welche zuweilen als Diminutiv, zuweilen als Zuſammenſetzung taͤuſcht 8). Es iſt ſo viel als pu- 7) 8) So iſt Scævola nicht das Diminutiv, ſondern gleichbedeu- 7) der Nation im engeren Sinn der Plebs (Gellius XV. c. 27.): und er berief ſie auf das Forum, wo die Centurien ſich nicht verſammeln konnten: wenn nicht auch dieſes ſpaͤtere plebeji- ſche, oder mit liebendem Sinn fuͤr die Plebs gedachte Aus- bildung iſt.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/365>, abgerufen am 26.11.2024.