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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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wenn auch gleich bis zum Jahr 485 das einzige Courant,
doch dem Werthe nach nie etwas anderes als eine höchst
unbequeme sehr kleine Summen repräsentirende Münze
war, wobey Silber mit fremdem Stempel oder in Barren
als eigentliches Handelsgeld keineswegs ausgeschlossen
seyn konnte. Bey der Entrichtung der Kriegssteuer ward
das Geld aus den einzelnen Häusern mit Wägen nach dem
Schatz hingefahren 38). Man häufte das schwere Kupfer
in Kammern auf 39). Beydes beweißt bey der allgemei-
nen Armuth einen äußerst geringen Werth der einzelnen
Stücke. Nimmt man an welches gewiß nicht zu viel ist,
daß auf einen Wagen 1000 Pfund geladen wurden, so
war eine Wagenladung 1 Prozent von einem Vermögen
von 100,000 Pfunden: aber so viel hat man schwerlich ge-
zahlt: den widerspenstigen Colonieen ward als Strafe eine
Vermögenssteuer von 1 von Tausend aufgelegt 40). Von
der ungeheuern Menge altes Kupfergeldes welches ehe-
mals im Umlauf war, zeugt die Duilische Inschrift, wo
2,100,000 Pfunde gemünztes Kupfer in der Beute erwähnt
werden: die in den Triumphen des Samniterkriegs auf-
geführte Beute, und die davon den Soldaten vertheilten
Summen.

Nach Timäus münzte Servius Tullius das erste Geld
zu Rom; bis auf seine Zeit gebrauchte man Erzmassen
(aes rude) 41). Also als ein Tauschmittel, zugleich Geld

38) Livius IV. c. 60.
39) Varro de L. L. IV. c. 36.
40) Livius XXIX. c. 15.
41) Plinius XXXIII. c. 13.

wenn auch gleich bis zum Jahr 485 das einzige Courant,
doch dem Werthe nach nie etwas anderes als eine hoͤchſt
unbequeme ſehr kleine Summen repraͤſentirende Muͤnze
war, wobey Silber mit fremdem Stempel oder in Barren
als eigentliches Handelsgeld keineswegs ausgeſchloſſen
ſeyn konnte. Bey der Entrichtung der Kriegsſteuer ward
das Geld aus den einzelnen Haͤuſern mit Waͤgen nach dem
Schatz hingefahren 38). Man haͤufte das ſchwere Kupfer
in Kammern auf 39). Beydes beweißt bey der allgemei-
nen Armuth einen aͤußerſt geringen Werth der einzelnen
Stuͤcke. Nimmt man an welches gewiß nicht zu viel iſt,
daß auf einen Wagen 1000 Pfund geladen wurden, ſo
war eine Wagenladung 1 Prozent von einem Vermoͤgen
von 100,000 Pfunden: aber ſo viel hat man ſchwerlich ge-
zahlt: den widerſpenſtigen Colonieen ward als Strafe eine
Vermoͤgensſteuer von 1 von Tauſend aufgelegt 40). Von
der ungeheuern Menge altes Kupfergeldes welches ehe-
mals im Umlauf war, zeugt die Duiliſche Inſchrift, wo
2,100,000 Pfunde gemuͤnztes Kupfer in der Beute erwaͤhnt
werden: die in den Triumphen des Samniterkriegs auf-
gefuͤhrte Beute, und die davon den Soldaten vertheilten
Summen.

Nach Timaͤus muͤnzte Servius Tullius das erſte Geld
zu Rom; bis auf ſeine Zeit gebrauchte man Erzmaſſen
(aes rude) 41). Alſo als ein Tauſchmittel, zugleich Geld

38) Livius IV. c. 60.
39) Varro de L. L. IV. c. 36.
40) Livius XXIX. c. 15.
41) Plinius XXXIII. c. 13.
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[270/0292] wenn auch gleich bis zum Jahr 485 das einzige Courant, doch dem Werthe nach nie etwas anderes als eine hoͤchſt unbequeme ſehr kleine Summen repraͤſentirende Muͤnze war, wobey Silber mit fremdem Stempel oder in Barren als eigentliches Handelsgeld keineswegs ausgeſchloſſen ſeyn konnte. Bey der Entrichtung der Kriegsſteuer ward das Geld aus den einzelnen Haͤuſern mit Waͤgen nach dem Schatz hingefahren 38). Man haͤufte das ſchwere Kupfer in Kammern auf 39). Beydes beweißt bey der allgemei- nen Armuth einen aͤußerſt geringen Werth der einzelnen Stuͤcke. Nimmt man an welches gewiß nicht zu viel iſt, daß auf einen Wagen 1000 Pfund geladen wurden, ſo war eine Wagenladung 1 Prozent von einem Vermoͤgen von 100,000 Pfunden: aber ſo viel hat man ſchwerlich ge- zahlt: den widerſpenſtigen Colonieen ward als Strafe eine Vermoͤgensſteuer von 1 von Tauſend aufgelegt 40). Von der ungeheuern Menge altes Kupfergeldes welches ehe- mals im Umlauf war, zeugt die Duiliſche Inſchrift, wo 2,100,000 Pfunde gemuͤnztes Kupfer in der Beute erwaͤhnt werden: die in den Triumphen des Samniterkriegs auf- gefuͤhrte Beute, und die davon den Soldaten vertheilten Summen. Nach Timaͤus muͤnzte Servius Tullius das erſte Geld zu Rom; bis auf ſeine Zeit gebrauchte man Erzmaſſen (aes rude) 41). Alſo als ein Tauſchmittel, zugleich Geld 38) Livius IV. c. 60. 39) Varro de L. L. IV. c. 36. 40) Livius XXIX. c. 15. 41) Plinius XXXIII. c. 13.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 270. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/292>, abgerufen am 25.11.2024.