mit einer Etruskerin scheint aber so unglaublich wie daß sein Sohn Lucumo genannt werden konnte, welches nie ein andrer als ein Standesnahme gewesen ist. Weit wahrscheinlicher ist es daß Tarquinius ein reinetruskischer Großer war, welcher mit einer Menge Clienten nach Rom zog.
Die Gunst des Volks erhob L. Tarquinius mit großer Einstimmigkeit zur Königswürde, und seine Regierung ließ die welchen die Größe des Staats das Erste war des Fremden Wahl nie bereuen. Unter ihm wuchs Rom au- ßerordentlich an Macht und Glanz. Er trocknete das Fo- rum und andre tiefliegende sumpfige Thäler durch die gro- ßen Gewölbe aus die das Wasser von der Höhe in die Tiber führen, ein Werk welches im augusteischen Zeitalter als unnachahmlich bewundert ward.
Das Forum, als es so ein trocknes Feld geworden war, richtete er an zu den Volksversammlungen; und verlieh Baulustigen rund umher vermessene Plätze um Lä- den unter Hallen zu bauen, wie im Morgenlande die Bu- den der Kaufleute und Handwerker die öffentlichen Plätze einschließen. Tarquinius übrige Werke waren nicht min- der etruskisch groß als die Cloaken, aber sie wurden auch durch etruskischen Frohn aufgeführt. Er umgab Rom in seinem damals schon sehr erweitertem Umfang mit einer Mauer von Bruchsteinen, ohne Zweifel im großen etruski- schen Styl: er bereitete den Bau des Capitoliums, indem er die Fläche des Hügels ebnete, und seinen Umfang mit ungeheuern Substructionen zur Aufnahme eines regelmä- ßigen Tempels zurichtete. Die Schätze welche so große
mit einer Etruskerin ſcheint aber ſo unglaublich wie daß ſein Sohn Lucumo genannt werden konnte, welches nie ein andrer als ein Standesnahme geweſen iſt. Weit wahrſcheinlicher iſt es daß Tarquinius ein reinetruskiſcher Großer war, welcher mit einer Menge Clienten nach Rom zog.
Die Gunſt des Volks erhob L. Tarquinius mit großer Einſtimmigkeit zur Koͤnigswuͤrde, und ſeine Regierung ließ die welchen die Groͤße des Staats das Erſte war des Fremden Wahl nie bereuen. Unter ihm wuchs Rom au- ßerordentlich an Macht und Glanz. Er trocknete das Fo- rum und andre tiefliegende ſumpfige Thaͤler durch die gro- ßen Gewoͤlbe aus die das Waſſer von der Hoͤhe in die Tiber fuͤhren, ein Werk welches im auguſteiſchen Zeitalter als unnachahmlich bewundert ward.
Das Forum, als es ſo ein trocknes Feld geworden war, richtete er an zu den Volksverſammlungen; und verlieh Bauluſtigen rund umher vermeſſene Plaͤtze um Laͤ- den unter Hallen zu bauen, wie im Morgenlande die Bu- den der Kaufleute und Handwerker die oͤffentlichen Plaͤtze einſchließen. Tarquinius uͤbrige Werke waren nicht min- der etruskiſch groß als die Cloaken, aber ſie wurden auch durch etruskiſchen Frohn aufgefuͤhrt. Er umgab Rom in ſeinem damals ſchon ſehr erweitertem Umfang mit einer Mauer von Bruchſteinen, ohne Zweifel im großen etruski- ſchen Styl: er bereitete den Bau des Capitoliums, indem er die Flaͤche des Huͤgels ebnete, und ſeinen Umfang mit ungeheuern Subſtructionen zur Aufnahme eines regelmaͤ- ßigen Tempels zurichtete. Die Schaͤtze welche ſo große
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0238"n="216"/>
mit einer Etruskerin ſcheint aber ſo unglaublich wie daß<lb/>ſein Sohn Lucumo genannt werden konnte, welches nie<lb/>
ein andrer als ein Standesnahme geweſen iſt. Weit<lb/>
wahrſcheinlicher iſt es daß Tarquinius ein reinetruskiſcher<lb/>
Großer war, welcher mit einer Menge Clienten nach<lb/>
Rom zog.</p><lb/><p>Die Gunſt des Volks erhob L. Tarquinius mit großer<lb/>
Einſtimmigkeit zur Koͤnigswuͤrde, und ſeine Regierung<lb/>
ließ die welchen die Groͤße des Staats das Erſte war des<lb/>
Fremden Wahl nie bereuen. Unter ihm wuchs Rom au-<lb/>
ßerordentlich an Macht und Glanz. Er trocknete das Fo-<lb/>
rum und andre tiefliegende ſumpfige Thaͤler durch die gro-<lb/>
ßen Gewoͤlbe aus die das Waſſer von der Hoͤhe in die<lb/>
Tiber fuͤhren, ein Werk welches im auguſteiſchen Zeitalter<lb/>
als unnachahmlich bewundert ward.</p><lb/><p>Das Forum, als es ſo ein trocknes Feld geworden<lb/>
war, richtete er an zu den Volksverſammlungen; und<lb/>
verlieh Bauluſtigen rund umher vermeſſene Plaͤtze um Laͤ-<lb/>
den unter Hallen zu bauen, wie im Morgenlande die Bu-<lb/>
den der Kaufleute und Handwerker die oͤffentlichen Plaͤtze<lb/>
einſchließen. Tarquinius uͤbrige Werke waren nicht min-<lb/>
der etruskiſch groß als die Cloaken, aber ſie wurden auch<lb/>
durch etruskiſchen Frohn aufgefuͤhrt. Er umgab Rom in<lb/>ſeinem damals ſchon ſehr erweitertem Umfang mit einer<lb/>
Mauer von Bruchſteinen, ohne Zweifel im großen etruski-<lb/>ſchen Styl: er bereitete den Bau des Capitoliums, indem<lb/>
er die Flaͤche des Huͤgels ebnete, und ſeinen Umfang mit<lb/>
ungeheuern Subſtructionen zur Aufnahme eines regelmaͤ-<lb/>
ßigen Tempels zurichtete. Die Schaͤtze welche ſo große<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[216/0238]
mit einer Etruskerin ſcheint aber ſo unglaublich wie daß
ſein Sohn Lucumo genannt werden konnte, welches nie
ein andrer als ein Standesnahme geweſen iſt. Weit
wahrſcheinlicher iſt es daß Tarquinius ein reinetruskiſcher
Großer war, welcher mit einer Menge Clienten nach
Rom zog.
Die Gunſt des Volks erhob L. Tarquinius mit großer
Einſtimmigkeit zur Koͤnigswuͤrde, und ſeine Regierung
ließ die welchen die Groͤße des Staats das Erſte war des
Fremden Wahl nie bereuen. Unter ihm wuchs Rom au-
ßerordentlich an Macht und Glanz. Er trocknete das Fo-
rum und andre tiefliegende ſumpfige Thaͤler durch die gro-
ßen Gewoͤlbe aus die das Waſſer von der Hoͤhe in die
Tiber fuͤhren, ein Werk welches im auguſteiſchen Zeitalter
als unnachahmlich bewundert ward.
Das Forum, als es ſo ein trocknes Feld geworden
war, richtete er an zu den Volksverſammlungen; und
verlieh Bauluſtigen rund umher vermeſſene Plaͤtze um Laͤ-
den unter Hallen zu bauen, wie im Morgenlande die Bu-
den der Kaufleute und Handwerker die oͤffentlichen Plaͤtze
einſchließen. Tarquinius uͤbrige Werke waren nicht min-
der etruskiſch groß als die Cloaken, aber ſie wurden auch
durch etruskiſchen Frohn aufgefuͤhrt. Er umgab Rom in
ſeinem damals ſchon ſehr erweitertem Umfang mit einer
Mauer von Bruchſteinen, ohne Zweifel im großen etruski-
ſchen Styl: er bereitete den Bau des Capitoliums, indem
er die Flaͤche des Huͤgels ebnete, und ſeinen Umfang mit
ungeheuern Subſtructionen zur Aufnahme eines regelmaͤ-
ßigen Tempels zurichtete. Die Schaͤtze welche ſo große
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/238>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.