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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811.

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faßt haben. Er nimmt also für jede Regierung eine Mit-
telzahl von siebzehn Jahren, und für den ganzen Zeitraum
119: so daß die Gründung Roms um das Jahr 125 der
gewöhnlichen Aera, oder in die Ol. 38 fällt 35).

So wenig wie er hier Romulus und Numa von der
Geschichte absondert, hat er früher auch nur die Albani-
schen Könige verschmäht: in allem diesem verfährt er ohne
eine Art von historischer Kritik, und als ob man, von der
ältesten Zeit her, auf rein historischem Boden wandele.
Dennoch verdient seine Bemerkung über die Mittelzahlen
der Daner königlicher Regierungen 36) von dieser histo-
rischen Kritik ernsthaft beachtet zu werden; und es läßt
sich nicht läugnen daß die vom Jahr 78 bis 244 verlaufnen
166 Jahre ein Zeitraum von solcher Länge sind daß es
keine Wahrscheinlichkeit hat fünf Regierungen, deren letzte
funfzehn Jahre vor ihrem natürlichen Ende abgebrochen
ward, hätten ihn ausgefüllt. Ueberdieß haben die Zahlen
der Dauer einzelner Regierungen und des ganzen Zeit-
raums einen sehr verdächtigen Anschein 37). Auch wol-
len wir diese Chronologie keineswegs vertheidigen: es mö-
gen alle fünf Regierungen verlängert seyn um den Zeit-
raum einzunehmen, entweder, daß einige ausgefallen wä-

35) Sir Isaac Newton's Chronology p. 130.
36) p. 52. 53.
37) Ancus Regierung zählt Jahre 24 = 12 x 2. Tullus
32 = 12 x 2. + 8. Servius 44 = 12 x 3. + 8. Und die
Summe der ganzen königlichen Zeit nach Fabius: 240: ist,
als cyclische Jahre genommen, gleich 200 bürgerlichen. Wel-
ches alles in einer mythischen Geschichte etwas anderes als
Spiel des Zufalls zu seyn scheint. S. ferner Seite 188.

faßt haben. Er nimmt alſo fuͤr jede Regierung eine Mit-
telzahl von ſiebzehn Jahren, und fuͤr den ganzen Zeitraum
119: ſo daß die Gruͤndung Roms um das Jahr 125 der
gewoͤhnlichen Aera, oder in die Ol. 38 faͤllt 35).

So wenig wie er hier Romulus und Numa von der
Geſchichte abſondert, hat er fruͤher auch nur die Albani-
ſchen Koͤnige verſchmaͤht: in allem dieſem verfaͤhrt er ohne
eine Art von hiſtoriſcher Kritik, und als ob man, von der
aͤlteſten Zeit her, auf rein hiſtoriſchem Boden wandele.
Dennoch verdient ſeine Bemerkung uͤber die Mittelzahlen
der Daner koͤniglicher Regierungen 36) von dieſer hiſto-
riſchen Kritik ernſthaft beachtet zu werden; und es laͤßt
ſich nicht laͤugnen daß die vom Jahr 78 bis 244 verlaufnen
166 Jahre ein Zeitraum von ſolcher Laͤnge ſind daß es
keine Wahrſcheinlichkeit hat fuͤnf Regierungen, deren letzte
funfzehn Jahre vor ihrem natuͤrlichen Ende abgebrochen
ward, haͤtten ihn ausgefuͤllt. Ueberdieß haben die Zahlen
der Dauer einzelner Regierungen und des ganzen Zeit-
raums einen ſehr verdaͤchtigen Anſchein 37). Auch wol-
len wir dieſe Chronologie keineswegs vertheidigen: es moͤ-
gen alle fuͤnf Regierungen verlaͤngert ſeyn um den Zeit-
raum einzunehmen, entweder, daß einige ausgefallen waͤ-

35) Sir Isaac Newton’s Chronology p. 130.
36) p. 52. 53.
37) Ancus Regierung zaͤhlt Jahre 24 = 12 × 2. Tullus
32 = 12 × 2. + 8. Servius 44 = 12 × 3. + 8. Und die
Summe der ganzen koͤniglichen Zeit nach Fabius: 240: iſt,
als cycliſche Jahre genommen, gleich 200 buͤrgerlichen. Wel-
ches alles in einer mythiſchen Geſchichte etwas anderes als
Spiel des Zufalls zu ſeyn ſcheint. S. ferner Seite 188.
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[184/0206] faßt haben. Er nimmt alſo fuͤr jede Regierung eine Mit- telzahl von ſiebzehn Jahren, und fuͤr den ganzen Zeitraum 119: ſo daß die Gruͤndung Roms um das Jahr 125 der gewoͤhnlichen Aera, oder in die Ol. 38 faͤllt 35). So wenig wie er hier Romulus und Numa von der Geſchichte abſondert, hat er fruͤher auch nur die Albani- ſchen Koͤnige verſchmaͤht: in allem dieſem verfaͤhrt er ohne eine Art von hiſtoriſcher Kritik, und als ob man, von der aͤlteſten Zeit her, auf rein hiſtoriſchem Boden wandele. Dennoch verdient ſeine Bemerkung uͤber die Mittelzahlen der Daner koͤniglicher Regierungen 36) von dieſer hiſto- riſchen Kritik ernſthaft beachtet zu werden; und es laͤßt ſich nicht laͤugnen daß die vom Jahr 78 bis 244 verlaufnen 166 Jahre ein Zeitraum von ſolcher Laͤnge ſind daß es keine Wahrſcheinlichkeit hat fuͤnf Regierungen, deren letzte funfzehn Jahre vor ihrem natuͤrlichen Ende abgebrochen ward, haͤtten ihn ausgefuͤllt. Ueberdieß haben die Zahlen der Dauer einzelner Regierungen und des ganzen Zeit- raums einen ſehr verdaͤchtigen Anſchein 37). Auch wol- len wir dieſe Chronologie keineswegs vertheidigen: es moͤ- gen alle fuͤnf Regierungen verlaͤngert ſeyn um den Zeit- raum einzunehmen, entweder, daß einige ausgefallen waͤ- 35) Sir Isaac Newton’s Chronology p. 130. 36) p. 52. 53. 37) Ancus Regierung zaͤhlt Jahre 24 = 12 × 2. Tullus 32 = 12 × 2. + 8. Servius 44 = 12 × 3. + 8. Und die Summe der ganzen koͤniglichen Zeit nach Fabius: 240: iſt, als cycliſche Jahre genommen, gleich 200 buͤrgerlichen. Wel- ches alles in einer mythiſchen Geſchichte etwas anderes als Spiel des Zufalls zu ſeyn ſcheint. S. ferner Seite 188.

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 1. Berlin, 1811, S. 184. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische01_1811/206>, abgerufen am 22.11.2024.