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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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Der Leser wird vielleicht wissen wollen, wie Ram-
bold
und Säugling hier so in der Nähe erschienen.
Sie waren, als sie von dem Schlosse der Gräfinn ab-
reiseten, gerade nach Wesel gegangen, wohin sie
Säuglings Vater beschieden hatte, weil er sich da-
selbst, Geschäfte wegen, aufhielt. Nachdem diese ge-
endigt waren, gieng er, obgleich der Herbst schon da
war, mit seinem Sohne, und dessen ehemaligen Hof-
meister nach einem Gute, das er in der dortigen Ge-
gend angekauft hatte. Sängling war seitdem be-
ständig bey seinem Vater geblieben, wo er seinen
pootischen Phantaseyen ungestört nachhängen konnte.
Rambold hingegen, der, nachdem Mariane, zu
seinem Erstaunen, gleichsam verschwunden war, wei-
ter keine Hofnung hatte, durch die Frau von Ho-
henauf
befördert zu werden, rechnete zwar die-
serhalb einigermaßen auf den alten Säugling: weil
aber der Aufenthalt bey demselben, besonders als der
Winter angieng, für seinen unruhigen Geist, viel
zu einförmig war; so machte er, in kurzem, Bekannt-
schaft mit dem Herrn von Haberwald, einem be-
nachbarten Edelmanne. Dieser war, so wie Rambold,
ein Liebhaber des Trunks, des Spiels und der Jagd,
und hielt, so wie er, eben nicht auf die strengste
Sittenlehre; daher diese Gleichheit der Neigungen,

die


Der Leſer wird vielleicht wiſſen wollen, wie Ram-
bold
und Saͤugling hier ſo in der Naͤhe erſchienen.
Sie waren, als ſie von dem Schloſſe der Graͤfinn ab-
reiſeten, gerade nach Weſel gegangen, wohin ſie
Saͤuglings Vater beſchieden hatte, weil er ſich da-
ſelbſt, Geſchaͤfte wegen, aufhielt. Nachdem dieſe ge-
endigt waren, gieng er, obgleich der Herbſt ſchon da
war, mit ſeinem Sohne, und deſſen ehemaligen Hof-
meiſter nach einem Gute, das er in der dortigen Ge-
gend angekauft hatte. Saͤngling war ſeitdem be-
ſtaͤndig bey ſeinem Vater geblieben, wo er ſeinen
pootiſchen Phantaſeyen ungeſtoͤrt nachhaͤngen konnte.
Rambold hingegen, der, nachdem Mariane, zu
ſeinem Erſtaunen, gleichſam verſchwunden war, wei-
ter keine Hofnung hatte, durch die Frau von Ho-
henauf
befoͤrdert zu werden, rechnete zwar die-
ſerhalb einigermaßen auf den alten Saͤugling: weil
aber der Aufenthalt bey demſelben, beſonders als der
Winter angieng, fuͤr ſeinen unruhigen Geiſt, viel
zu einfoͤrmig war; ſo machte er, in kurzem, Bekannt-
ſchaft mit dem Herrn von Haberwald, einem be-
nachbarten Edelmanne. Dieſer war, ſo wie Rambold,
ein Liebhaber des Trunks, des Spiels und der Jagd,
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[88[87]/0098] Der Leſer wird vielleicht wiſſen wollen, wie Ram- bold und Saͤugling hier ſo in der Naͤhe erſchienen. Sie waren, als ſie von dem Schloſſe der Graͤfinn ab- reiſeten, gerade nach Weſel gegangen, wohin ſie Saͤuglings Vater beſchieden hatte, weil er ſich da- ſelbſt, Geſchaͤfte wegen, aufhielt. Nachdem dieſe ge- endigt waren, gieng er, obgleich der Herbſt ſchon da war, mit ſeinem Sohne, und deſſen ehemaligen Hof- meiſter nach einem Gute, das er in der dortigen Ge- gend angekauft hatte. Saͤngling war ſeitdem be- ſtaͤndig bey ſeinem Vater geblieben, wo er ſeinen pootiſchen Phantaſeyen ungeſtoͤrt nachhaͤngen konnte. Rambold hingegen, der, nachdem Mariane, zu ſeinem Erſtaunen, gleichſam verſchwunden war, wei- ter keine Hofnung hatte, durch die Frau von Ho- henauf befoͤrdert zu werden, rechnete zwar die- ſerhalb einigermaßen auf den alten Saͤugling: weil aber der Aufenthalt bey demſelben, beſonders als der Winter angieng, fuͤr ſeinen unruhigen Geiſt, viel zu einfoͤrmig war; ſo machte er, in kurzem, Bekannt- ſchaft mit dem Herrn von Haberwald, einem be- nachbarten Edelmanne. Dieſer war, ſo wie Rambold, ein Liebhaber des Trunks, des Spiels und der Jagd, und hielt, ſo wie er, eben nicht auf die ſtrengſte Sittenlehre; daher dieſe Gleichheit der Neigungen, die

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 88[87]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/98>, abgerufen am 23.11.2024.