"dem Journale zu Tage lägen, stark das Gewissen "schärfen, und wenn dieses, wie zu befürchten wäre, "nicht helfen sollte, allenfalls bey der Obrigkeit zeu- "gen, daß er einen Theil dieses hösen Buchs vorlesen "hören, und daß es habe zum Drucke befördert wer- "den sollen.'
Mynheer van der Kuit, hoffte von dieser Rede, die er wohl ausstudirt hatte, den erwünschtesten Er- folg. Wider Vermuthen aber, antwortete Domine de Hysel auf verschiedene Fragen gar nichts, und erkärte endlich, mit zerstreuter Mine: ,daß er gestern "wirklich nicht recht acht gegeben, als der Heft vor- "gelesen worden. Jm Grunde sey manches doch auch "nicht so schlimm, und könne besser ausgelegt wer- "den -- -- ob ers gleich auch nicht vertheidigen wol- "le -- -- Da das Buch noch nicht gedruckt sey, wäre "es ohnedieß zu hart, die Bestrafung von der Obrig "zu verlangen. Er dürfe dem Herrn Nothanker ja "nur den Verlag abschlagen, -- -- welches er ihm "zwar auch nicht eigentlich rathen wollte -- -- Kurz, "er bäte ihn, zu glauben, daß er gestern gar nicht "acht gegeben habe, und niemand ihre heutige Unter- "redung zu entdecken -- -- er könne sich nicht "wohl in die Sache mischen.' Und bey allen diesem ließ er deutliche Zeichen der Verlegenheit merken.
Van
„dem Journale zu Tage laͤgen, ſtark das Gewiſſen „ſchaͤrfen, und wenn dieſes, wie zu befuͤrchten waͤre, „nicht helfen ſollte, allenfalls bey der Obrigkeit zeu- „gen, daß er einen Theil dieſes hoͤſen Buchs vorleſen „hoͤren, und daß es habe zum Drucke befoͤrdert wer- „den ſollen.‛
Mynheer van der Kuit, hoffte von dieſer Rede, die er wohl ausſtudirt hatte, den erwuͤnſchteſten Er- folg. Wider Vermuthen aber, antwortete Domine de Hyſel auf verſchiedene Fragen gar nichts, und erkaͤrte endlich, mit zerſtreuter Mine: ‚daß er geſtern „wirklich nicht recht acht gegeben, als der Heft vor- „geleſen worden. Jm Grunde ſey manches doch auch „nicht ſo ſchlimm, und koͤnne beſſer ausgelegt wer- „den — — ob ers gleich auch nicht vertheidigen wol- „le — — Da das Buch noch nicht gedruckt ſey, waͤre „es ohnedieß zu hart, die Beſtrafung von der Obrig „zu verlangen. Er duͤrfe dem Herrn Nothanker ja „nur den Verlag abſchlagen, — — welches er ihm „zwar auch nicht eigentlich rathen wollte — — Kurz, „er baͤte ihn, zu glauben, daß er geſtern gar nicht „acht gegeben habe, und niemand ihre heutige Unter- „redung zu entdecken — — er koͤnne ſich nicht „wohl in die Sache miſchen.‛ Und bey allen dieſem ließ er deutliche Zeichen der Verlegenheit merken.
Van
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[76[75]/0084]
„dem Journale zu Tage laͤgen, ſtark das Gewiſſen
„ſchaͤrfen, und wenn dieſes, wie zu befuͤrchten waͤre,
„nicht helfen ſollte, allenfalls bey der Obrigkeit zeu-
„gen, daß er einen Theil dieſes hoͤſen Buchs vorleſen
„hoͤren, und daß es habe zum Drucke befoͤrdert wer-
„den ſollen.‛
Mynheer van der Kuit, hoffte von dieſer Rede,
die er wohl ausſtudirt hatte, den erwuͤnſchteſten Er-
folg. Wider Vermuthen aber, antwortete Domine
de Hyſel auf verſchiedene Fragen gar nichts, und
erkaͤrte endlich, mit zerſtreuter Mine: ‚daß er geſtern
„wirklich nicht recht acht gegeben, als der Heft vor-
„geleſen worden. Jm Grunde ſey manches doch auch
„nicht ſo ſchlimm, und koͤnne beſſer ausgelegt wer-
„den — — ob ers gleich auch nicht vertheidigen wol-
„le — — Da das Buch noch nicht gedruckt ſey, waͤre
„es ohnedieß zu hart, die Beſtrafung von der Obrig
„zu verlangen. Er duͤrfe dem Herrn Nothanker ja
„nur den Verlag abſchlagen, — — welches er ihm
„zwar auch nicht eigentlich rathen wollte — — Kurz,
„er baͤte ihn, zu glauben, daß er geſtern gar nicht
„acht gegeben habe, und niemand ihre heutige Unter-
„redung zu entdecken — — er koͤnne ſich nicht
„wohl in die Sache miſchen.‛ Und bey allen dieſem
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 76[75]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/84>, abgerufen am 24.07.2024.
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