gen, und gieng, weil eben einer der ersten Früh- lingstage war, sehr zufrieden, seinen Lieblingsspa- ziergang auf den Dyk nach Seeburg, um sich an der Aussicht auf das Y zu laben.
Der Buchhändler gieng, nachdem er sowohl den Domine, als den Sebaldus, bis vor die Thür sei- nes Ladens begleitet hatte, bedächtig in seine Schreib- stube zurück, um zu überlegen, ob nicht eine Speku- latie zu machen wäre.
Mynheer van der Kuit, war ein Buchhändler, der das Handwerk verstand, und trieb es auch als ein Handwerk. Ein Buch sahe er als ein Ding an, das verkauft werden könnte. Weiter kümmerte ihn nichts dabey. Aber hierzu wuste er auch alle Vor- theile zu suchen, und noch besser sich dabey vor allem Nachtheile zu hüten. Dabey bemühte er sich nicht etwan um kleine gemeine Vortheile, z. B. für ein neues Buch einen pfiffigen Titel zu ersinnen, über ein verlegenes Buch, nebst einer neuen Jahrzahl, einen neumodischen Titel zu schlagen, sich des Ver- lagsrechts eines zu übersetzenden Buches dadurch zu versichern, daß man es ankündigt, ehe es noch im Originale erschienen ist, u. d. gl. mehr. Nein! Myn- heer van der Kuit spekulirte ins Große. Er war von weitem her, achtsam auf alles, was ihm einmahl
dienen
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gen, und gieng, weil eben einer der erſten Fruͤh- lingstage war, ſehr zufrieden, ſeinen Lieblingsſpa- ziergang auf den Dyk nach Seeburg, um ſich an der Ausſicht auf das Y zu laben.
Der Buchhaͤndler gieng, nachdem er ſowohl den Domine, als den Sebaldus, bis vor die Thuͤr ſei- nes Ladens begleitet hatte, bedaͤchtig in ſeine Schreib- ſtube zuruͤck, um zu uͤberlegen, ob nicht eine Speku- latie zu machen waͤre.
Mynheer van der Kuit, war ein Buchhaͤndler, der das Handwerk verſtand, und trieb es auch als ein Handwerk. Ein Buch ſahe er als ein Ding an, das verkauft werden koͤnnte. Weiter kuͤmmerte ihn nichts dabey. Aber hierzu wuſte er auch alle Vor- theile zu ſuchen, und noch beſſer ſich dabey vor allem Nachtheile zu huͤten. Dabey bemuͤhte er ſich nicht etwan um kleine gemeine Vortheile, z. B. fuͤr ein neues Buch einen pfiffigen Titel zu erſinnen, uͤber ein verlegenes Buch, nebſt einer neuen Jahrzahl, einen neumodiſchen Titel zu ſchlagen, ſich des Ver- lagsrechts eines zu uͤberſetzenden Buches dadurch zu verſichern, daß man es ankuͤndigt, ehe es noch im Originale erſchienen iſt, u. d. gl. mehr. Nein! Myn- heer van der Kuit ſpekulirte ins Große. Er war von weitem her, achtſam auf alles, was ihm einmahl
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[71[70]/0079]
gen, und gieng, weil eben einer der erſten Fruͤh-
lingstage war, ſehr zufrieden, ſeinen Lieblingsſpa-
ziergang auf den Dyk nach Seeburg, um ſich an
der Ausſicht auf das Y zu laben.
Der Buchhaͤndler gieng, nachdem er ſowohl den
Domine, als den Sebaldus, bis vor die Thuͤr ſei-
nes Ladens begleitet hatte, bedaͤchtig in ſeine Schreib-
ſtube zuruͤck, um zu uͤberlegen, ob nicht eine Speku-
latie zu machen waͤre.
Mynheer van der Kuit, war ein Buchhaͤndler,
der das Handwerk verſtand, und trieb es auch als
ein Handwerk. Ein Buch ſahe er als ein Ding an,
das verkauft werden koͤnnte. Weiter kuͤmmerte ihn
nichts dabey. Aber hierzu wuſte er auch alle Vor-
theile zu ſuchen, und noch beſſer ſich dabey vor allem
Nachtheile zu huͤten. Dabey bemuͤhte er ſich nicht
etwan um kleine gemeine Vortheile, z. B. fuͤr ein
neues Buch einen pfiffigen Titel zu erſinnen, uͤber
ein verlegenes Buch, nebſt einer neuen Jahrzahl,
einen neumodiſchen Titel zu ſchlagen, ſich des Ver-
lagsrechts eines zu uͤberſetzenden Buches dadurch zu
verſichern, daß man es ankuͤndigt, ehe es noch im
Originale erſchienen iſt, u. d. gl. mehr. Nein! Myn-
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 71[70]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/79>, abgerufen am 24.07.2024.
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