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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776.

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wöhnlichen Besuche abzulegen. Er war nicht we-
nig betroffen, Säuglingen zu finden, und wollte
sich erst mit seiner gewöhnlichen Hohnneckerey
heraushelfen; da ihm aber, sowohl von Säuglingen
als von Marianen, seine Niederträchtigkeit mit den
bittersten Worten vorgeworfen ward, brachte ihn
der Zorn darüber, und der Verdruß, sein Projekt
gänzlich mißlungen zu sehen, so ausser aller Fassung,
daß er unversehens, und fast ehe Säugling sich in
Vertheidigung setzen konnte, mit bloßem Degen
über ihn herfiel. Mariane warf sich zwischen beide,
aber vielleicht würde dieß dem erboßten Rambold
doch nicht Einhalt gethan haben, wenn nicht der
alte Hauswirth, welcher ein Zeuge dieses Auftritts
war, der auf einem grünen Platze vor dem Hause
vorgieng, mit einem Hebebaume, so wirksam nach
Rambolds Schulter gefahren wäre, daß dieser sein
Schwert einsteckte, und unter vielen Flüchen, sein
Pferd wieder bestieg und davon jagte.

Dieser Vorfall, unterbrach in etwas das Vergnü-
gen dieses Tages. Als sich aber Mariane von ihrem
Schrecken erholet hatte, ward er ein Quell noch zärt-
licherer Empfindungen. Beide verlohren sich in der
Vorstellung des Glücks einer ewigen Verbindung, wo-
zu Säugling, als er spät gegen Abend endlich Abschied
nehmen mußte, die Einwilligung seines Vaters, in
möglichster Geschwindigkeit zu erlangen versprach.

Ende des achten Buchs.

Neun-



woͤhnlichen Beſuche abzulegen. Er war nicht we-
nig betroffen, Saͤuglingen zu finden, und wollte
ſich erſt mit ſeiner gewoͤhnlichen Hohnneckerey
heraushelfen; da ihm aber, ſowohl von Saͤuglingen
als von Marianen, ſeine Niedertraͤchtigkeit mit den
bitterſten Worten vorgeworfen ward, brachte ihn
der Zorn daruͤber, und der Verdruß, ſein Projekt
gaͤnzlich mißlungen zu ſehen, ſo auſſer aller Faſſung,
daß er unverſehens, und faſt ehe Saͤugling ſich in
Vertheidigung ſetzen konnte, mit bloßem Degen
uͤber ihn herfiel. Mariane warf ſich zwiſchen beide,
aber vielleicht wuͤrde dieß dem erboßten Rambold
doch nicht Einhalt gethan haben, wenn nicht der
alte Hauswirth, welcher ein Zeuge dieſes Auftritts
war, der auf einem gruͤnen Platze vor dem Hauſe
vorgieng, mit einem Hebebaume, ſo wirkſam nach
Rambolds Schulter gefahren waͤre, daß dieſer ſein
Schwert einſteckte, und unter vielen Fluͤchen, ſein
Pferd wieder beſtieg und davon jagte.

Dieſer Vorfall, unterbrach in etwas das Vergnuͤ-
gen dieſes Tages. Als ſich aber Mariane von ihrem
Schrecken erholet hatte, ward er ein Quell noch zaͤrt-
licherer Empfindungen. Beide verlohren ſich in der
Vorſtellung des Gluͤcks einer ewigen Verbindung, wo-
zu Saͤugling, als er ſpaͤt gegen Abend endlich Abſchied
nehmen mußte, die Einwilligung ſeines Vaters, in
moͤglichſter Geſchwindigkeit zu erlangen verſprach.

Ende des achten Buchs.

Neun-
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[128[127]/0140] woͤhnlichen Beſuche abzulegen. Er war nicht we- nig betroffen, Saͤuglingen zu finden, und wollte ſich erſt mit ſeiner gewoͤhnlichen Hohnneckerey heraushelfen; da ihm aber, ſowohl von Saͤuglingen als von Marianen, ſeine Niedertraͤchtigkeit mit den bitterſten Worten vorgeworfen ward, brachte ihn der Zorn daruͤber, und der Verdruß, ſein Projekt gaͤnzlich mißlungen zu ſehen, ſo auſſer aller Faſſung, daß er unverſehens, und faſt ehe Saͤugling ſich in Vertheidigung ſetzen konnte, mit bloßem Degen uͤber ihn herfiel. Mariane warf ſich zwiſchen beide, aber vielleicht wuͤrde dieß dem erboßten Rambold doch nicht Einhalt gethan haben, wenn nicht der alte Hauswirth, welcher ein Zeuge dieſes Auftritts war, der auf einem gruͤnen Platze vor dem Hauſe vorgieng, mit einem Hebebaume, ſo wirkſam nach Rambolds Schulter gefahren waͤre, daß dieſer ſein Schwert einſteckte, und unter vielen Fluͤchen, ſein Pferd wieder beſtieg und davon jagte. Dieſer Vorfall, unterbrach in etwas das Vergnuͤ- gen dieſes Tages. Als ſich aber Mariane von ihrem Schrecken erholet hatte, ward er ein Quell noch zaͤrt- licherer Empfindungen. Beide verlohren ſich in der Vorſtellung des Gluͤcks einer ewigen Verbindung, wo- zu Saͤugling, als er ſpaͤt gegen Abend endlich Abſchied nehmen mußte, die Einwilligung ſeines Vaters, in moͤglichſter Geſchwindigkeit zu erlangen verſprach. Ende des achten Buchs. Neun-

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 128[127]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/140>, abgerufen am 21.11.2024.