bold dem Herrn von Haberwald einen Wink gege- ben hatte, daß er klug seyn sollte, so wuste er sich so ehrbar zu betragen, daß Mariane an beider Auf- führung nichts auszusetzen haben konnte.
Als sie zurückkamen, so wurde, nachdem, bey eini- gen Flaschen Wein, Marianens Schönheit von beiden Theilen war gepriesen worden, von dem Hrn. von Haberwald die weise Anmerkung gemacht, daß eine hübsche Frau Pastorinn in einem Kirchspiele eine nützliche Sache wäre. Durch diese Aeußerung ward eine kleine Unterhandlung eröfnet, die, wenn sie weitläufig auf dem Papiere beschrieben werden sollte, Lesern von feinen Empfindungen, niederträch- tig und widerwärtig scheinen könnte, die aber, im Laufe der Welt, unter manchen Leuten ohne Beden- ken statt findet, eben, weil sie keine feine Empfin- dungen haben. Das Resultat derselben war, daß der Herr von Haberwald feyerlich versprach: sobald Rambold von Marianen das Jawort erhalten hätte, sollte er die Adjunktur des abgelebten Pfar- rers, mit einem bestimmen Gehalte, bekommen.
Rambold warb nun im Ernste um sie. Ma- riane gab ihm zwar eine ausdrückliche abschlägige Antwort, und brachte, in ihrem Herzen, dem Anden- ken ihres Säuglings dieses Opfer. Jndessen wie-
derholte
bold dem Herrn von Haberwald einen Wink gege- ben hatte, daß er klug ſeyn ſollte, ſo wuſte er ſich ſo ehrbar zu betragen, daß Mariane an beider Auf- fuͤhrung nichts auszuſetzen haben konnte.
Als ſie zuruͤckkamen, ſo wurde, nachdem, bey eini- gen Flaſchen Wein, Marianens Schoͤnheit von beiden Theilen war geprieſen worden, von dem Hrn. von Haberwald die weiſe Anmerkung gemacht, daß eine huͤbſche Frau Paſtorinn in einem Kirchſpiele eine nuͤtzliche Sache waͤre. Durch dieſe Aeußerung ward eine kleine Unterhandlung eroͤfnet, die, wenn ſie weitlaͤufig auf dem Papiere beſchrieben werden ſollte, Leſern von feinen Empfindungen, niedertraͤch- tig und widerwaͤrtig ſcheinen koͤnnte, die aber, im Laufe der Welt, unter manchen Leuten ohne Beden- ken ſtatt findet, eben, weil ſie keine feine Empfin- dungen haben. Das Reſultat derſelben war, daß der Herr von Haberwald feyerlich verſprach: ſobald Rambold von Marianen das Jawort erhalten haͤtte, ſollte er die Adjunktur des abgelebten Pfar- rers, mit einem beſtimmen Gehalte, bekommen.
Rambold warb nun im Ernſte um ſie. Ma- riane gab ihm zwar eine ausdruͤckliche abſchlaͤgige Antwort, und brachte, in ihrem Herzen, dem Anden- ken ihres Saͤuglings dieſes Opfer. Jndeſſen wie-
derholte
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[112[111]/0122]
bold dem Herrn von Haberwald einen Wink gege-
ben hatte, daß er klug ſeyn ſollte, ſo wuſte er ſich ſo
ehrbar zu betragen, daß Mariane an beider Auf-
fuͤhrung nichts auszuſetzen haben konnte.
Als ſie zuruͤckkamen, ſo wurde, nachdem, bey eini-
gen Flaſchen Wein, Marianens Schoͤnheit von
beiden Theilen war geprieſen worden, von dem Hrn.
von Haberwald die weiſe Anmerkung gemacht, daß
eine huͤbſche Frau Paſtorinn in einem Kirchſpiele
eine nuͤtzliche Sache waͤre. Durch dieſe Aeußerung
ward eine kleine Unterhandlung eroͤfnet, die, wenn
ſie weitlaͤufig auf dem Papiere beſchrieben werden
ſollte, Leſern von feinen Empfindungen, niedertraͤch-
tig und widerwaͤrtig ſcheinen koͤnnte, die aber, im
Laufe der Welt, unter manchen Leuten ohne Beden-
ken ſtatt findet, eben, weil ſie keine feine Empfin-
dungen haben. Das Reſultat derſelben war, daß
der Herr von Haberwald feyerlich verſprach: ſobald
Rambold von Marianen das Jawort erhalten
haͤtte, ſollte er die Adjunktur des abgelebten Pfar-
rers, mit einem beſtimmen Gehalte, bekommen.
Rambold warb nun im Ernſte um ſie. Ma-
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 3. Berlin u. a., 1776, S. 112[111]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker03_1776/122>, abgerufen am 16.02.2025.
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