,Behüte Gott! sagte Sebaldus: Jch sehe nichts "sündliches darinn, daß diese Leute den herrlichen "Tag geniessen, den uns Gott giebt, so weit ich se- "hen kann, ist ihr Vergnügen sehr unschuldig.'
,O, wie sündlich! sagte der Pietist mit entflamm- "ten Augen: das ist recht des Teufels Lockspeise, wenn "er uns mit dem weltlichen Vergnügen ankörnen "kann. Ein rechtes Gnadenkind kann kein anderes "Vergnügen haben, als sein eignes Elend zu kennen, "und zu fühlen was es heißt, ein rechter armer "Sünder zu seyn.'
Sebaldus, dem diese gesalbten Weidsprüche nicht gefielen, antwortete nichts, würde auch nicht zum Worte gekommen seyn; denn der Pietist, den die Herzlichkeit zum Heilande ergriffen hatte, fieng an, die vorübergehenden zu ermahnen, ihnen die Abscheulichkeit des Spaziergehens an einem schönen Tage vorzustellen, und Jhnen dafür das Seiten- höhlchen anzupreisen, in welchem sie recht selige Spaziergänge halten könnten, u. s. w.
Einige giengen vor ihm vorbey, beynahe ohne ihn zu hören, andere gafften ihn an, ohne zu wissen, was sie aus ihm machen sollten, andere schüttelten den Kopf. Endlich versammlete sich doch allerhand Pö- bel, der schrie und lärmte, und vom Tollhause zu
reden
‚Behuͤte Gott! ſagte Sebaldus: Jch ſehe nichts ”ſuͤndliches darinn, daß dieſe Leute den herrlichen ”Tag genieſſen, den uns Gott giebt, ſo weit ich ſe- ”hen kann, iſt ihr Vergnuͤgen ſehr unſchuldig.‛
‚O, wie ſuͤndlich! ſagte der Pietiſt mit entflamm- ”ten Augen: das iſt recht des Teufels Lockſpeiſe, wenn ”er uns mit dem weltlichen Vergnuͤgen ankoͤrnen ”kann. Ein rechtes Gnadenkind kann kein anderes ”Vergnuͤgen haben, als ſein eignes Elend zu kennen, ”und zu fuͤhlen was es heißt, ein rechter armer ”Suͤnder zu ſeyn.‛
Sebaldus, dem dieſe geſalbten Weidſpruͤche nicht gefielen, antwortete nichts, wuͤrde auch nicht zum Worte gekommen ſeyn; denn der Pietiſt, den die Herzlichkeit zum Heilande ergriffen hatte, fieng an, die voruͤbergehenden zu ermahnen, ihnen die Abſcheulichkeit des Spaziergehens an einem ſchoͤnen Tage vorzuſtellen, und Jhnen dafuͤr das Seiten- hoͤhlchen anzupreiſen, in welchem ſie recht ſelige Spaziergaͤnge halten koͤnnten, u. ſ. w.
Einige giengen vor ihm vorbey, beynahe ohne ihn zu hoͤren, andere gafften ihn an, ohne zu wiſſen, was ſie aus ihm machen ſollten, andere ſchuͤttelten den Kopf. Endlich verſammlete ſich doch allerhand Poͤ- bel, der ſchrie und laͤrmte, und vom Tollhauſe zu
reden
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‚Behuͤte Gott! ſagte Sebaldus: Jch ſehe nichts
”ſuͤndliches darinn, daß dieſe Leute den herrlichen
”Tag genieſſen, den uns Gott giebt, ſo weit ich ſe-
”hen kann, iſt ihr Vergnuͤgen ſehr unſchuldig.‛
‚O, wie ſuͤndlich! ſagte der Pietiſt mit entflamm-
”ten Augen: das iſt recht des Teufels Lockſpeiſe, wenn
”er uns mit dem weltlichen Vergnuͤgen ankoͤrnen
”kann. Ein rechtes Gnadenkind kann kein anderes
”Vergnuͤgen haben, als ſein eignes Elend zu kennen,
”und zu fuͤhlen was es heißt, ein rechter armer
”Suͤnder zu ſeyn.‛
Sebaldus, dem dieſe geſalbten Weidſpruͤche nicht
gefielen, antwortete nichts, wuͤrde auch nicht zum
Worte gekommen ſeyn; denn der Pietiſt, den die
Herzlichkeit zum Heilande ergriffen hatte, fieng
an, die voruͤbergehenden zu ermahnen, ihnen die
Abſcheulichkeit des Spaziergehens an einem ſchoͤnen
Tage vorzuſtellen, und Jhnen dafuͤr das Seiten-
hoͤhlchen anzupreiſen, in welchem ſie recht ſelige
Spaziergaͤnge halten koͤnnten, u. ſ. w.
Einige giengen vor ihm vorbey, beynahe ohne ihn
zu hoͤren, andere gafften ihn an, ohne zu wiſſen, was
ſie aus ihm machen ſollten, andere ſchuͤttelten den
Kopf. Endlich verſammlete ſich doch allerhand Poͤ-
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/31>, abgerufen am 05.07.2024.
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