Mariane fiel im Springen, doch ohne Schaden. Der eine Reisende, der, mit einem Spanischen Rohre in der Hand, vorangelaufen war, und den Wagen bey- nahe erreicht hatte, hob sie auf. Sie erkannte ihn sogleich für ihren Freund Hieronymus; und kaum erholte sie sich von ihrem ersten Erstaunen, so erblickte sie ihren Vater, und lag in seinen Armen. Jndeß daß beide sich ihrer Freude über die unerwar- tete Zusammenkunft überließen, besichtigten die übrigen Reisenden den Verwalter, den die Kugel nahe am Schienbein gestreift hatte. Sie hoben ihn vom Pferde und auf den Postwagen, auf den Ma- riane gleichfalls stieg; das Pferd ward an den Wa- gen gebunden, und so zogen sie fort, bis in das nächste nicht weit entlegene Städtchen.
Hier blieben sie liegen, um ihren Verwundeten verbinden zu lassen, dessen Wunde, nachdem den andern Tag der Verband abgenommen war, nicht gefährlich befunden ward. Sie nahmen sich also vor, zu der Gräfinn zurückzukehren, zumal da der Ver- wundete in der Nachbarschaft wohnte. Hierony- mus miethete dazu einen halb bedeckten dreysitzigen Wagen. Jn denselben setzte sich Mariane und der Verwundete vorwärts, und Hieronymus mußte den Rücksitz einnehmen; denn Sebaldus, der durch die
Freude,
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Mariane fiel im Springen, doch ohne Schaden. Der eine Reiſende, der, mit einem Spaniſchen Rohre in der Hand, vorangelaufen war, und den Wagen bey- nahe erreicht hatte, hob ſie auf. Sie erkannte ihn ſogleich fuͤr ihren Freund Hieronymus; und kaum erholte ſie ſich von ihrem erſten Erſtaunen, ſo erblickte ſie ihren Vater, und lag in ſeinen Armen. Jndeß daß beide ſich ihrer Freude uͤber die unerwar- tete Zuſammenkunft uͤberließen, beſichtigten die uͤbrigen Reiſenden den Verwalter, den die Kugel nahe am Schienbein geſtreift hatte. Sie hoben ihn vom Pferde und auf den Poſtwagen, auf den Ma- riane gleichfalls ſtieg; das Pferd ward an den Wa- gen gebunden, und ſo zogen ſie fort, bis in das naͤchſte nicht weit entlegene Staͤdtchen.
Hier blieben ſie liegen, um ihren Verwundeten verbinden zu laſſen, deſſen Wunde, nachdem den andern Tag der Verband abgenommen war, nicht gefaͤhrlich befunden ward. Sie nahmen ſich alſo vor, zu der Graͤfinn zuruͤckzukehren, zumal da der Ver- wundete in der Nachbarſchaft wohnte. Hierony- mus miethete dazu einen halb bedeckten dreyſitzigen Wagen. Jn denſelben ſetzte ſich Mariane und der Verwundete vorwaͤrts, und Hieronymus mußte den Ruͤckſitz einnehmen; denn Sebaldus, der durch die
Freude,
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Mariane fiel im Springen, doch ohne Schaden.
Der eine Reiſende, der, mit einem Spaniſchen Rohre
in der Hand, vorangelaufen war, und den Wagen bey-
nahe erreicht hatte, hob ſie auf. Sie erkannte
ihn ſogleich fuͤr ihren Freund Hieronymus; und
kaum erholte ſie ſich von ihrem erſten Erſtaunen, ſo
erblickte ſie ihren Vater, und lag in ſeinen Armen.
Jndeß daß beide ſich ihrer Freude uͤber die unerwar-
tete Zuſammenkunft uͤberließen, beſichtigten die
uͤbrigen Reiſenden den Verwalter, den die Kugel
nahe am Schienbein geſtreift hatte. Sie hoben ihn
vom Pferde und auf den Poſtwagen, auf den Ma-
riane gleichfalls ſtieg; das Pferd ward an den Wa-
gen gebunden, und ſo zogen ſie fort, bis in das
naͤchſte nicht weit entlegene Staͤdtchen.
Hier blieben ſie liegen, um ihren Verwundeten
verbinden zu laſſen, deſſen Wunde, nachdem den
andern Tag der Verband abgenommen war, nicht
gefaͤhrlich befunden ward. Sie nahmen ſich alſo vor,
zu der Graͤfinn zuruͤckzukehren, zumal da der Ver-
wundete in der Nachbarſchaft wohnte. Hierony-
mus miethete dazu einen halb bedeckten dreyſitzigen
Wagen. Jn denſelben ſetzte ſich Mariane und der
Verwundete vorwaͤrts, und Hieronymus mußte den
Ruͤckſitz einnehmen; denn Sebaldus, der durch die
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/201>, abgerufen am 26.07.2024.
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