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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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damit zufrieden, weil er glaubte, daß sie Säuglin-
gen,
den er haßte, weil er ihn von Marianen ge-
liebt glaubte, verdrießen würde. Um ihn noch mehr
zu kränken, spottete er unhöflich über Marianen,
nachdem sie weggegangen war.

Beleidigungen, die stufenweise steigen, können den
geruhigsten Menschen endlich aufbringen, und
wenn er edel denkt, wie Säugling wirklich dachte,
so wird er die Beleidigung seiner Geliebten höher
empfinden, als seine eigene.

Säugling antwortete also dem Obersten lauter
und entschlossener als jemals; der Oberste fuhr im
hohnneckenden Tone immer weiter fort, bis ihm
Säugling sehr trocken sagte:

,Jch kann Jhnen, in Gegenwart des Fräuleins,
"hierauf weiter nicht gehörig antworten, aber wir
"wollen uns deshalb besonders sprechen.

Der Oberste lachte ihm in die Zähne, und rief
spöttisch: ,Mein gutes Herrchen, trotz des kleinen
"Federhuts, den es Jhnen zu tragen beliebt, sind
"Sie nicht von solchem Stande, daß ich Jhnen Sa-
"tisfaktion geben werde.'

,So! rief Säugling, Sie halten mich für wehr-
"los, und erlauben sich doch, mich anzugreifen? Jst
"dieß wie ein Mann von Ehre gedacht? Aber ich bin

"nicht



damit zufrieden, weil er glaubte, daß ſie Saͤuglin-
gen,
den er haßte, weil er ihn von Marianen ge-
liebt glaubte, verdrießen wuͤrde. Um ihn noch mehr
zu kraͤnken, ſpottete er unhoͤflich uͤber Marianen,
nachdem ſie weggegangen war.

Beleidigungen, die ſtufenweiſe ſteigen, koͤnnen den
geruhigſten Menſchen endlich aufbringen, und
wenn er edel denkt, wie Saͤugling wirklich dachte,
ſo wird er die Beleidigung ſeiner Geliebten hoͤher
empfinden, als ſeine eigene.

Saͤugling antwortete alſo dem Oberſten lauter
und entſchloſſener als jemals; der Oberſte fuhr im
hohnneckenden Tone immer weiter fort, bis ihm
Saͤugling ſehr trocken ſagte:

‚Jch kann Jhnen, in Gegenwart des Fraͤuleins,
”hierauf weiter nicht gehoͤrig antworten, aber wir
”wollen uns deshalb beſonders ſprechen.

Der Oberſte lachte ihm in die Zaͤhne, und rief
ſpoͤttiſch: ‚Mein gutes Herrchen, trotz des kleinen
”Federhuts, den es Jhnen zu tragen beliebt, ſind
”Sie nicht von ſolchem Stande, daß ich Jhnen Sa-
”tisfaktion geben werde.‛

‚So! rief Saͤugling, Sie halten mich fuͤr wehr-
”los, und erlauben ſich doch, mich anzugreifen? Jſt
”dieß wie ein Mann von Ehre gedacht? Aber ich bin

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[178/0188] damit zufrieden, weil er glaubte, daß ſie Saͤuglin- gen, den er haßte, weil er ihn von Marianen ge- liebt glaubte, verdrießen wuͤrde. Um ihn noch mehr zu kraͤnken, ſpottete er unhoͤflich uͤber Marianen, nachdem ſie weggegangen war. Beleidigungen, die ſtufenweiſe ſteigen, koͤnnen den geruhigſten Menſchen endlich aufbringen, und wenn er edel denkt, wie Saͤugling wirklich dachte, ſo wird er die Beleidigung ſeiner Geliebten hoͤher empfinden, als ſeine eigene. Saͤugling antwortete alſo dem Oberſten lauter und entſchloſſener als jemals; der Oberſte fuhr im hohnneckenden Tone immer weiter fort, bis ihm Saͤugling ſehr trocken ſagte: ‚Jch kann Jhnen, in Gegenwart des Fraͤuleins, ”hierauf weiter nicht gehoͤrig antworten, aber wir ”wollen uns deshalb beſonders ſprechen. Der Oberſte lachte ihm in die Zaͤhne, und rief ſpoͤttiſch: ‚Mein gutes Herrchen, trotz des kleinen ”Federhuts, den es Jhnen zu tragen beliebt, ſind ”Sie nicht von ſolchem Stande, daß ich Jhnen Sa- ”tisfaktion geben werde.‛ ‚So! rief Saͤugling, Sie halten mich fuͤr wehr- ”los, und erlauben ſich doch, mich anzugreifen? Jſt ”dieß wie ein Mann von Ehre gedacht? Aber ich bin ”nicht

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/188>, abgerufen am 22.11.2024.