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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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junker *) gewesen, und nachher im Holsteinischen
ansehnliche Güter erheurathet hatte, vom Hierony-
mus
einen Aufseher seiner Bibliothek und seines An-
tiquitätenkabinets verlangte. Sebaldus ließ sich
leicht bereden, diese Stelle auzunehmen. Hie-
ronymus
gab ihm einen Empfehlungsbrief an den
Kammerjunker mit, und weil er eben im Magdebur-
gischen für verkauftes Getreide Rechnungen abzu-
thun hatte, so setzte er sich mit dem Sebaldus auf
die Post, um denselben, so weit es sein Weg mit sich
brächte, zu begleiten.

Nachdem sie einige Meilen gereiset waren, gesellte
sich zu ihnen ein Mann zu Pferde, der einem Ver-
walter ähnlich war, und den Hieronymus als einen
Bekannten begrüßte, und in der folgenden Station
bestieg den Postwagen, nebst andern unbedeutenden
Reisenden, ein Mann ernsthaftes Ansehens, der
ihnen, nach der ersten Begrüßung, selbst sagte, daß
sein Hauptstudium die Arabische Sprache sey. Er galt
in der That, wie man nachher unter der Hand er-
fahren hat, allenthalben für einen grundgelehrten
Mann, der Hebräisch, Arabisch, Persisch, Syrisch,
Samaritanisch, Phönicisch und Koptisch aus dem
Grunde verstehe. Er hatte nicht allein, gleich an-

dern
*) S Wilhelmine S. 99.



junker *) geweſen, und nachher im Holſteiniſchen
anſehnliche Guͤter erheurathet hatte, vom Hierony-
mus
einen Aufſeher ſeiner Bibliothek und ſeines An-
tiquitaͤtenkabinets verlangte. Sebaldus ließ ſich
leicht bereden, dieſe Stelle auzunehmen. Hie-
ronymus
gab ihm einen Empfehlungsbrief an den
Kammerjunker mit, und weil er eben im Magdebur-
giſchen fuͤr verkauftes Getreide Rechnungen abzu-
thun hatte, ſo ſetzte er ſich mit dem Sebaldus auf
die Poſt, um denſelben, ſo weit es ſein Weg mit ſich
braͤchte, zu begleiten.

Nachdem ſie einige Meilen gereiſet waren, geſellte
ſich zu ihnen ein Mann zu Pferde, der einem Ver-
walter aͤhnlich war, und den Hieronymus als einen
Bekannten begruͤßte, und in der folgenden Station
beſtieg den Poſtwagen, nebſt andern unbedeutenden
Reiſenden, ein Mann ernſthaftes Anſehens, der
ihnen, nach der erſten Begruͤßung, ſelbſt ſagte, daß
ſein Hauptſtudium die Arabiſche Sprache ſey. Er galt
in der That, wie man nachher unter der Hand er-
fahren hat, allenthalben fuͤr einen grundgelehrten
Mann, der Hebraͤiſch, Arabiſch, Perſiſch, Syriſch,
Samaritaniſch, Phoͤniciſch und Koptiſch aus dem
Grunde verſtehe. Er hatte nicht allein, gleich an-

dern
*) S Wilhelmine S. 99.
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[134/0144] junker *) geweſen, und nachher im Holſteiniſchen anſehnliche Guͤter erheurathet hatte, vom Hierony- mus einen Aufſeher ſeiner Bibliothek und ſeines An- tiquitaͤtenkabinets verlangte. Sebaldus ließ ſich leicht bereden, dieſe Stelle auzunehmen. Hie- ronymus gab ihm einen Empfehlungsbrief an den Kammerjunker mit, und weil er eben im Magdebur- giſchen fuͤr verkauftes Getreide Rechnungen abzu- thun hatte, ſo ſetzte er ſich mit dem Sebaldus auf die Poſt, um denſelben, ſo weit es ſein Weg mit ſich braͤchte, zu begleiten. Nachdem ſie einige Meilen gereiſet waren, geſellte ſich zu ihnen ein Mann zu Pferde, der einem Ver- walter aͤhnlich war, und den Hieronymus als einen Bekannten begruͤßte, und in der folgenden Station beſtieg den Poſtwagen, nebſt andern unbedeutenden Reiſenden, ein Mann ernſthaftes Anſehens, der ihnen, nach der erſten Begruͤßung, ſelbſt ſagte, daß ſein Hauptſtudium die Arabiſche Sprache ſey. Er galt in der That, wie man nachher unter der Hand er- fahren hat, allenthalben fuͤr einen grundgelehrten Mann, der Hebraͤiſch, Arabiſch, Perſiſch, Syriſch, Samaritaniſch, Phoͤniciſch und Koptiſch aus dem Grunde verſtehe. Er hatte nicht allein, gleich an- dern *) S Wilhelmine S. 99.

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/144>, abgerufen am 25.11.2024.