Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775."der Sie gesandt hat zu verdammen.' Und so gieng er zur Thür hinaus. Der Prediger, weil er niemand anders hatte, wen- ,Ach! er war doch so sehr böse nicht, daß nicht für Der Prediger entdeckte nun mit Erstaunen, daß Franz, der solche Worte nie bey dem Major ge- sich J 2
”der Sie geſandt hat zu verdammen.‛ Und ſo gieng er zur Thuͤr hinaus. Der Prediger, weil er niemand anders hatte, wen- ‚Ach! er war doch ſo ſehr boͤſe nicht, daß nicht fuͤr Der Prediger entdeckte nun mit Erſtaunen, daß Franz, der ſolche Worte nie bey dem Major ge- ſich J 2
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”der Sie geſandt hat zu verdammen.‛ Und ſo
gieng er zur Thuͤr hinaus.
Der Prediger, weil er niemand anders hatte, wen-
dete ſich an Franzen. Er bewies ihm, daß der Ma-
jor ewig verdammt ſeyn muͤſſe. Franz weinte, ſchlug
ſich an die Bruſt, und rief aus:
‚Ach! er war doch ſo ſehr boͤſe nicht, daß nicht fuͤr
”ſeine arme Seele Huͤlfe ſeyn ſollte. Jch wollte
”gern ſelbſt fuͤr ihn hundert Roſenkraͤnze beten, wenn
”ich ſeine Seele aus dem Fegefeuer retten koͤnnte.
”Doch was kann ich armer einfaͤltiger Menſch! Nein!
”ich keune einen frommen Prior in Boͤhmen, deſſen
”Kloſter der Major vom Anzuͤnden und Pluͤndern
”gerettet hat, der wird ihm gern von den guten Wer-
”ken des Kloſters etwas zukommen laſſen, den will
”ich bitten, daß er fuͤr ihn Seelmeſſen leſe.‛
Der Prediger entdeckte nun mit Erſtaunen, daß
Franz katholiſch war. Jn dem Eifer ſeiner Bekeh-
rungsſucht fieng er an, ihm den Graͤuel des papi-
ſtiſchen Sauerteiges recht lebhaft vorzumalen, und
drohte ihm, daß er, wenn er ſich nicht zur reinen ſe-
ligmachenden Lehre wendete, eben wie ſein Herr, ewig
verdammt werden wuͤrde.
Franz, der ſolche Worte nie bey dem Major ge-
hoͤrt hatte, ſah den Prediger ſtarr an, und ſegnete
ſich
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