,Ach lieber! laß dich von der alleinwirkenden Gna- "de ergreifen! Laß dich von der Kraft des Bundes- "blutes anfassen. Bete herzlich um die Wiederge- "burt. Bete daß du bald zum Durchbruch kommen "mögest. Bete, bete, ich will mit dir beten, lieber "Bruder!'
Sebaldus sagte sehr kalt: ,Jch pflege das Vater "unser zu beten, darinn steht nichts vom Durchbruche, "nichts vom Bundesblute, nichts von der Wieder- "geburt und von der alleinwirkenden Gnade.'
Der Pietist schlug die Hände über sein Haupt zu- sammen, und rief aus: ,Welcher Unglaube! welche "fleischliche Sicherheit! O betrüge dich nicht Mensch! "die Ewigkeit wird kommen, Quaal ohne Ende für "den Sünder!' --
Sebaldus gerieth in Eifer, und fieng an die Höl- lenstrafen, mit dem besten ihm beywohnenden Grün- den, zu widerlegen, aber der Pietist, der sich von je her auf inneres Gefühl, nie aber auf Gründe eingelassen hatte, antwortete nichts, sondern schlug nochmals die Hände über sein Haupt zusammen, hob die Au- gen gen Himmel, und fieng an, so laut er konnte, nachfolgendes Lied zu singen:
*) Zu
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‚Ach lieber! laß dich von der alleinwirkenden Gna- ”de ergreifen! Laß dich von der Kraft des Bundes- ”blutes anfaſſen. Bete herzlich um die Wiederge- ”burt. Bete daß du bald zum Durchbruch kommen ”moͤgeſt. Bete, bete, ich will mit dir beten, lieber ”Bruder!‛
Sebaldus ſagte ſehr kalt: ‚Jch pflege das Vater ”unſer zu beten, darinn ſteht nichts vom Durchbruche, ”nichts vom Bundesblute, nichts von der Wieder- ”geburt und von der alleinwirkenden Gnade.‛
Der Pietiſt ſchlug die Haͤnde uͤber ſein Haupt zu- ſammen, und rief aus: ‚Welcher Unglaube! welche ”fleiſchliche Sicherheit! O betruͤge dich nicht Menſch! ”die Ewigkeit wird kommen, Quaal ohne Ende fuͤr ”den Suͤnder!‛ —
Sebaldus gerieth in Eifer, und fieng an die Hoͤl- lenſtrafen, mit dem beſten ihm beywohnenden Gruͤn- den, zu widerlegen, aber der Pietiſt, der ſich von je her auf inneres Gefuͤhl, nie aber auf Gruͤnde eingelaſſen hatte, antwortete nichts, ſondern ſchlug nochmals die Haͤnde uͤber ſein Haupt zuſammen, hob die Au- gen gen Himmel, und fieng an, ſo laut er konnte, nachfolgendes Lied zu ſingen:
*) Zu
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‚Ach lieber! laß dich von der alleinwirkenden Gna-
”de ergreifen! Laß dich von der Kraft des Bundes-
”blutes anfaſſen. Bete herzlich um die Wiederge-
”burt. Bete daß du bald zum Durchbruch kommen
”moͤgeſt. Bete, bete, ich will mit dir beten, lieber
”Bruder!‛
Sebaldus ſagte ſehr kalt: ‚Jch pflege das Vater
”unſer zu beten, darinn ſteht nichts vom Durchbruche,
”nichts vom Bundesblute, nichts von der Wieder-
”geburt und von der alleinwirkenden Gnade.‛
Der Pietiſt ſchlug die Haͤnde uͤber ſein Haupt zu-
ſammen, und rief aus: ‚Welcher Unglaube! welche
”fleiſchliche Sicherheit! O betruͤge dich nicht Menſch!
”die Ewigkeit wird kommen, Quaal ohne Ende fuͤr
”den Suͤnder!‛ —
Sebaldus gerieth in Eifer, und fieng an die Hoͤl-
lenſtrafen, mit dem beſten ihm beywohnenden Gruͤn-
den, zu widerlegen, aber der Pietiſt, der ſich von je her
auf inneres Gefuͤhl, nie aber auf Gruͤnde eingelaſſen
hatte, antwortete nichts, ſondern ſchlug nochmals
die Haͤnde uͤber ſein Haupt zuſammen, hob die Au-
gen gen Himmel, und fieng an, ſo laut er konnte,
nachfolgendes Lied zu ſingen:
*) Zu
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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/13>, abgerufen am 05.07.2024.
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