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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775.

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chen Dingen, glaube ich nichts, wenns auch in einem
Buche steht.

Seb. Wenn Sie denn also die Bibel gelesen ha-
ben, glauben Sie denn, daß darinn der Willen Got-
tes enthalten ist, dem wir folgen sollen?

Maj. Gottes Willen ist, daß ein Mensch ein recht-
schaffner Kerl seyn soll, und nicht Unrecht thun. Das
weiß jeder, und es steht auch in der Schrift. Das
übrige mag für euch Herren Geistlichen gut seyn. Ein
Soldat kann nicht so vielerley Dinge in seinen Kopf
kriegen, worüber ihr euch disputirt.

Seb. Sie gestehen also, daß kein Mensch Unrecht
thun sollte. Gleichwohl thun die meisten, ja man
kann wohl sagen alle Menschen mannichfaltig Unrecht.
Wie ists nun, wenn wir mit unsern Sünden Be-
strafung verdient hätten?

Maj. So mögen wir sie leiden. Wer heißt uns
fündigen?

Seb. Die Frage läßt sich vielleicht nicht so gerade
zu entscheiden. Denn, wenn nun unsere Natur so
unvollkommen ist, daß wir nicht ohne Sünde bleiben
können, wenn wir nun zu schwach sind, den Willen
Gottes vollkommen zu befolgen.

Maj. Ey! denn kann Gott auf uns nicht zürnen.
Er hat uns selbst gemacht, und warhaftig recht mit

großer



chen Dingen, glaube ich nichts, wenns auch in einem
Buche ſteht.

Seb. Wenn Sie denn alſo die Bibel geleſen ha-
ben, glauben Sie denn, daß darinn der Willen Got-
tes enthalten iſt, dem wir folgen ſollen?

Maj. Gottes Willen iſt, daß ein Menſch ein recht-
ſchaffner Kerl ſeyn ſoll, und nicht Unrecht thun. Das
weiß jeder, und es ſteht auch in der Schrift. Das
uͤbrige mag fuͤr euch Herren Geiſtlichen gut ſeyn. Ein
Soldat kann nicht ſo vielerley Dinge in ſeinen Kopf
kriegen, woruͤber ihr euch diſputirt.

Seb. Sie geſtehen alſo, daß kein Menſch Unrecht
thun ſollte. Gleichwohl thun die meiſten, ja man
kann wohl ſagen alle Menſchen mannichfaltig Unrecht.
Wie iſts nun, wenn wir mit unſern Suͤnden Be-
ſtrafung verdient haͤtten?

Maj. So moͤgen wir ſie leiden. Wer heißt uns
fuͤndigen?

Seb. Die Frage laͤßt ſich vielleicht nicht ſo gerade
zu entſcheiden. Denn, wenn nun unſere Natur ſo
unvollkommen iſt, daß wir nicht ohne Suͤnde bleiben
koͤnnen, wenn wir nun zu ſchwach ſind, den Willen
Gottes vollkommen zu befolgen.

Maj. Ey! denn kann Gott auf uns nicht zuͤrnen.
Er hat uns ſelbſt gemacht, und warhaftig recht mit

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[118/0128] chen Dingen, glaube ich nichts, wenns auch in einem Buche ſteht. Seb. Wenn Sie denn alſo die Bibel geleſen ha- ben, glauben Sie denn, daß darinn der Willen Got- tes enthalten iſt, dem wir folgen ſollen? Maj. Gottes Willen iſt, daß ein Menſch ein recht- ſchaffner Kerl ſeyn ſoll, und nicht Unrecht thun. Das weiß jeder, und es ſteht auch in der Schrift. Das uͤbrige mag fuͤr euch Herren Geiſtlichen gut ſeyn. Ein Soldat kann nicht ſo vielerley Dinge in ſeinen Kopf kriegen, woruͤber ihr euch diſputirt. Seb. Sie geſtehen alſo, daß kein Menſch Unrecht thun ſollte. Gleichwohl thun die meiſten, ja man kann wohl ſagen alle Menſchen mannichfaltig Unrecht. Wie iſts nun, wenn wir mit unſern Suͤnden Be- ſtrafung verdient haͤtten? Maj. So moͤgen wir ſie leiden. Wer heißt uns fuͤndigen? Seb. Die Frage laͤßt ſich vielleicht nicht ſo gerade zu entſcheiden. Denn, wenn nun unſere Natur ſo unvollkommen iſt, daß wir nicht ohne Suͤnde bleiben koͤnnen, wenn wir nun zu ſchwach ſind, den Willen Gottes vollkommen zu befolgen. Maj. Ey! denn kann Gott auf uns nicht zuͤrnen. Er hat uns ſelbſt gemacht, und warhaftig recht mit großer

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 2. Berlin u. a., 1775, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker02_1775/128>, abgerufen am 24.11.2024.