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Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.

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dergleichen in dem ganzen Fürstenthume nicht an-
zutreffen war. Sie hatte dem Buchhändler in
der fürstlichen Residenzstadt, ihrem Gevatter, den
Auftrag gegeben, ihr alles was von solcher Art
Büchern wichtiges erschien, in eben dem Pakete
zuzusenden, worinn Sebaldus alle neue Schriften,
die über die Apocalypse herauskamen, empfing. So
nährte der ehrliche Hieronymus den Geist beider
Eheleute, den einen mit Witz, und den andern mit
Prophezeiungen.

Dieser Buchhändler hatte in seiner Jugend einige
Schulstudien gehabt, und hatte dadurch vor verschie-
denen seiner Handlungsgenossen den kleinen Vorzug
erlanget, die Titel der Bücher, die er verkaufte, ganz
zu verstehen. Er hatte in verschiedenen ansehnlichen
Buchhandlungen in Holland, Frankreich und Jtalien,
als Handlungsdiener gestanden. Er hatte dabei nicht
allein sein eigenes Gewerbe in einem weit größern
Umfange eingesehen, sondern er hatte auch Städte
und Sitten der Menschen kennen lernen, und daher
kam es, daß er zuweilen, vielleicht ohne es selbst zu
wissen, ein vernünftigeres Urtheil von verschiedenen
Sachen fällete, als sein Nachbar der Superinten-
dent, oder sein anderer Nachbar der Rath in dem
fürstlichen Expeditionscollegium, die beide, ausser ihren

auf
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dergleichen in dem ganzen Fuͤrſtenthume nicht an-
zutreffen war. Sie hatte dem Buchhaͤndler in
der fuͤrſtlichen Reſidenzſtadt, ihrem Gevatter, den
Auftrag gegeben, ihr alles was von ſolcher Art
Buͤchern wichtiges erſchien, in eben dem Pakete
zuzuſenden, worinn Sebaldus alle neue Schriften,
die uͤber die Apocalypſe herauskamen, empfing. So
naͤhrte der ehrliche Hieronymus den Geiſt beider
Eheleute, den einen mit Witz, und den andern mit
Prophezeiungen.

Dieſer Buchhaͤndler hatte in ſeiner Jugend einige
Schulſtudien gehabt, und hatte dadurch vor verſchie-
denen ſeiner Handlungsgenoſſen den kleinen Vorzug
erlanget, die Titel der Buͤcher, die er verkaufte, ganz
zu verſtehen. Er hatte in verſchiedenen anſehnlichen
Buchhandlungen in Holland, Frankreich und Jtalien,
als Handlungsdiener geſtanden. Er hatte dabei nicht
allein ſein eigenes Gewerbe in einem weit groͤßern
Umfange eingeſehen, ſondern er hatte auch Staͤdte
und Sitten der Menſchen kennen lernen, und daher
kam es, daß er zuweilen, vielleicht ohne es ſelbſt zu
wiſſen, ein vernuͤnftigeres Urtheil von verſchiedenen
Sachen faͤllete, als ſein Nachbar der Superinten-
dent, oder ſein anderer Nachbar der Rath in dem
fuͤrſtlichen Expeditionscollegium, die beide, auſſer ihren

auf
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[21/0041] dergleichen in dem ganzen Fuͤrſtenthume nicht an- zutreffen war. Sie hatte dem Buchhaͤndler in der fuͤrſtlichen Reſidenzſtadt, ihrem Gevatter, den Auftrag gegeben, ihr alles was von ſolcher Art Buͤchern wichtiges erſchien, in eben dem Pakete zuzuſenden, worinn Sebaldus alle neue Schriften, die uͤber die Apocalypſe herauskamen, empfing. So naͤhrte der ehrliche Hieronymus den Geiſt beider Eheleute, den einen mit Witz, und den andern mit Prophezeiungen. Dieſer Buchhaͤndler hatte in ſeiner Jugend einige Schulſtudien gehabt, und hatte dadurch vor verſchie- denen ſeiner Handlungsgenoſſen den kleinen Vorzug erlanget, die Titel der Buͤcher, die er verkaufte, ganz zu verſtehen. Er hatte in verſchiedenen anſehnlichen Buchhandlungen in Holland, Frankreich und Jtalien, als Handlungsdiener geſtanden. Er hatte dabei nicht allein ſein eigenes Gewerbe in einem weit groͤßern Umfange eingeſehen, ſondern er hatte auch Staͤdte und Sitten der Menſchen kennen lernen, und daher kam es, daß er zuweilen, vielleicht ohne es ſelbſt zu wiſſen, ein vernuͤnftigeres Urtheil von verſchiedenen Sachen faͤllete, als ſein Nachbar der Superinten- dent, oder ſein anderer Nachbar der Rath in dem fuͤrſtlichen Expeditionscollegium, die beide, auſſer ihren auf B 3

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Zitationshilfe: Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nicolai_nothanker01_1773/41>, abgerufen am 22.11.2024.