Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.Pfarre. Der Generalsuperintendent wiederlegte ihm dies, und gab ihm zu verstehen, daß man einem Man- ne wie Jhm, eine Specialsuperintendentur zu geben gedächte. Nun waren zwar alle Specialsuperinten- denten des Fürstenthums in der Blüthe ihrer Jahre, befanden sich wohl an Fleisch und Knochen, aßen und tranken gut, und studirten sehr wenig, so daß man freilich keine Vacanz in kurzem gewiß vorausprophe- zeien konte. Da aber doch ein Schlagfluß den Gesun- desten befallen kann, und ein hitziges Fieber auch kei- nen Specialsuperintendenten verschont; so war es nicht offenbar unmöglich, daß Sebaldus, der freilich nahe an sechzig Jahre alt, und vom Mangel und Kummer etwas gebeugt schien, bey dem aber übrigens alle Actus naturales sehr gut von statten gingen, eine solche Stelle vor seinem Ende noch er- halten könte. Sebaldus ließ sich indessen, bis zur Erfüllung die- Muße
Pfarre. Der Generalſuperintendent wiederlegte ihm dies, und gab ihm zu verſtehen, daß man einem Man- ne wie Jhm, eine Specialſuperintendentur zu geben gedaͤchte. Nun waren zwar alle Specialſuperinten- denten des Fuͤrſtenthums in der Bluͤthe ihrer Jahre, befanden ſich wohl an Fleiſch und Knochen, aßen und tranken gut, und ſtudirten ſehr wenig, ſo daß man freilich keine Vacanz in kurzem gewiß vorausprophe- zeien konte. Da aber doch ein Schlagfluß den Geſun- deſten befallen kann, und ein hitziges Fieber auch kei- nen Specialſuperintendenten verſchont; ſo war es nicht offenbar unmoͤglich, daß Sebaldus, der freilich nahe an ſechzig Jahre alt, und vom Mangel und Kummer etwas gebeugt ſchien, bey dem aber uͤbrigens alle Actus naturales ſehr gut von ſtatten gingen, eine ſolche Stelle vor ſeinem Ende noch er- halten koͤnte. Sebaldus ließ ſich indeſſen, bis zur Erfuͤllung die- Muße
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Pfarre. Der Generalſuperintendent wiederlegte ihm
dies, und gab ihm zu verſtehen, daß man einem Man-
ne wie Jhm, eine Specialſuperintendentur zu geben
gedaͤchte. Nun waren zwar alle Specialſuperinten-
denten des Fuͤrſtenthums in der Bluͤthe ihrer Jahre,
befanden ſich wohl an Fleiſch und Knochen, aßen und
tranken gut, und ſtudirten ſehr wenig, ſo daß man
freilich keine Vacanz in kurzem gewiß vorausprophe-
zeien konte. Da aber doch ein Schlagfluß den Geſun-
deſten befallen kann, und ein hitziges Fieber auch kei-
nen Specialſuperintendenten verſchont; ſo war es
nicht offenbar unmoͤglich, daß Sebaldus, der
freilich nahe an ſechzig Jahre alt, und vom Mangel
und Kummer etwas gebeugt ſchien, bey dem aber
uͤbrigens alle Actus naturales ſehr gut von ſtatten
gingen, eine ſolche Stelle vor ſeinem Ende noch er-
halten koͤnte.
Sebaldus ließ ſich indeſſen, bis zur Erfuͤllung die-
ſer Hofnung, die Zeit gar nicht lang werden. Er
war bey ſeinem Freunde Hieronymus aufs freund-
ſchaftlichſte aufgenommen. Weil er in deſſelben La-
den immer bekannter ward, ſo fing er an, ſich der Ge-
ſchaͤfte deſſelben, wenn er verreiſte, anzunehmen. Wenn
hingegen ſein Freund zugegen war, hatte er voͤllige
Muße
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