Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773."ich ihn bey miraufgenommen habe, und daß ich bloß zu "Jhnen gekommen bin, um ihnen zu melden, daß er "bey mir in sicherer Verwahrung bleiben soll, bis Sie "sein Schicksal werden können zu verbessern suchen. Jch "verlange von Jhnen keinen Dank dafür, weil ich "gegen einen Menschen Mitleiden empfunden habe, "und es ihm bloß deshalb nicht habe versagen wollen, "weil ich erfuhr, daß er Jhr Sohn war. Wollen "Sie noch, daß ich mich für ihn anwerben lassen soll? "Wenn dis das einzige Mittel wäre, Sie und Jhren "Sohn glücklich zu machen, so wäre es in dem Elende "in dem ich schmachte, doch nur ein geringes "Opfer. --" "Stauzius war ganz erstaunt und versetzte stamm- Nun ging Sebaldus nach Hause, den Jüngling Stauzius erfuhr diesen Vorfall sehr bald, und war
„ich ihn bey miraufgenommen habe, und daß ich bloß zu „Jhnen gekommen bin, um ihnen zu melden, daß er „bey mir in ſicherer Verwahrung bleiben ſoll, bis Sie „ſein Schickſal werden koͤnnen zu verbeſſern ſuchen. Jch „verlange von Jhnen keinen Dank dafuͤr, weil ich „gegen einen Menſchen Mitleiden empfunden habe, „und es ihm bloß deshalb nicht habe verſagen wollen, „weil ich erfuhr, daß er Jhr Sohn war. Wollen „Sie noch, daß ich mich fuͤr ihn anwerben laſſen ſoll? „Wenn dis das einzige Mittel waͤre, Sie und Jhren „Sohn gluͤcklich zu machen, ſo waͤre es in dem Elende „in dem ich ſchmachte, doch nur ein geringes „Opfer. —‟ „Stauzius war ganz erſtaunt und verſetzte ſtamm- Nun ging Sebaldus nach Hauſe, den Juͤngling Stauzius erfuhr dieſen Vorfall ſehr bald, und war
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„ich ihn bey miraufgenommen habe, und daß ich bloß zu
„Jhnen gekommen bin, um ihnen zu melden, daß er
„bey mir in ſicherer Verwahrung bleiben ſoll, bis Sie
„ſein Schickſal werden koͤnnen zu verbeſſern ſuchen. Jch
„verlange von Jhnen keinen Dank dafuͤr, weil ich
„gegen einen Menſchen Mitleiden empfunden habe,
„und es ihm bloß deshalb nicht habe verſagen wollen,
„weil ich erfuhr, daß er Jhr Sohn war. Wollen
„Sie noch, daß ich mich fuͤr ihn anwerben laſſen ſoll?
„Wenn dis das einzige Mittel waͤre, Sie und Jhren
„Sohn gluͤcklich zu machen, ſo waͤre es in dem Elende
„in dem ich ſchmachte, doch nur ein geringes
„Opfer. —‟
„Stauzius war ganz erſtaunt und verſetzte ſtamm-
„lend, daß Sebaldus — wirklich ſehr guͤtig waͤre; und
„nun folgte eine Unterredung, deren Schluß war, daß
„der junge Stauzius ſo lange beym Sebaldus blei-
„ben ſolte, bis der Vater ſeine Loßlaſſung bewirkt haͤtte.
Nun ging Sebaldus nach Hauſe, den Juͤngling
zu troͤſten. Aber er hatte kaum Zeit, das vorgegang-
ne zu erzaͤhlen, als ein Commando Soldaten in die
Stube ſtuͤrzte, und beide auf die Hauptwache ſchleppte,
wo ſie den ehrlichen Markthelfer ſchon fanden.
Stauzius erfuhr dieſen Vorfall ſehr bald, und
dachte ihn auch zu ſeinem Vortheile anzuwenden. Es
war
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