Nicolai, Friedrich: Das Leben und die Meinungen des Herrn Magister Sebaldus Nothanker. Bd. 1. Berlin u. a., 1773.ten, und bloß durch das geringe Verdienst einer guten Schreibart, bey dem gelehrten Pöbel Beyfall er- schlichen. Hieronymus ging in ein Nebenzimmer, um Den dritten Tag brachte er dem Hieronymus Drit-
ten, und bloß durch das geringe Verdienſt einer guten Schreibart, bey dem gelehrten Poͤbel Beyfall er- ſchlichen. Hieronymus ging in ein Nebenzimmer, um Den dritten Tag brachte er dem Hieronymus Drit-
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ten, und bloß durch das geringe Verdienſt einer guten
Schreibart, bey dem gelehrten Poͤbel Beyfall er-
ſchlichen.
Hieronymus ging in ein Nebenzimmer, um
dieſe Zeitungsſtuͤcke zu ſuchen, weil er aber dabey
etwas verweilte, hatte Sebaldus indeſſen eiligſt 13
Titel von neuen Buͤchern uͤber die Apocalypſe, die er
ſich beym Durchſehen des Catalogus heimlich mit dem
Nagel gezeichnet hatte, auf einen Zettel ausgezogen,
mit dem er dem Hieronymus entgegen kam, und
ihn ſehr angelegentlich bat, ihm dieſe Buͤcher zu lei-
hen. Der gefaͤllige Hieroymus fing gleich an zu ſu-
chen, und kaum hatte er ſie herbey geholt, als Se-
baldus, des bisherigen Geſpraͤchs ganz uneingedenk,
ſie unter den Arm nahm und damit nach Hauſe eilte,
wo er nicht ruhete, bis er eins nach dem andern durch-
gelaufen hatte.
Den dritten Tag brachte er dem Hieronymus
die Buͤcher zuruͤck, und nahm ſich unterweges vor,
ſeinem Freunde zwar fuͤr die Buͤcher zu danken, aber
ihm doch wegen ſeiner irrigen Meinung, von der par-
theyiſchen Achtung der Gelehrten fuͤr ihre Lieblingswiſ-
ſenſchaft, den Kopf zurechte zu ſetzen; allein er fand zu ſei-
nem Misvergnuͤgen, daß der gute Hieronymus be-
reits abgereiſet war; daher er ſowohl ſeinen Dank als
ſeine Ermahnung bey ſich behalten mußte.
Drit-
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