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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Erklährung über
geliebet/ Sie aber von ihme nicht wieder geliebet/
sondern mit beständigem Gemühte verachtet und
zurükkgesetzet wurden/ hat es sich/ zweifels ohne/
durch der auch erzörnten Rachgöttinn Nemests
Schikkung/ zugetragen/ daß Narcissus/ als Er
sich einsmals auf der Jagt fehr abgemattet und
erhitzet/ zu einem silber-klaren Brunnen/ üm sich
zu erfrischen/ angelanget/ und darinnen/ als in
einem Mordspiegel/ seine schöne Gestalt erblikket/
dergestalt in sich selbst mit Liebe entzündet wor-
den/ daß Er endlich/ weil Er seiner närrischen Lie-
be/ in und mit sich selbst nicht theilhaftig werden
können/ vor grossem Kummer und Sehnsucht sei-
ner selbst/ gestorben/ und in eine Blume nach sei-
nem Nahmen verwandelt worden. Besiehe hier-
von des
Ovid. 7 Fabel des 3 Buchs seiner Ver-
wandelungen.
d Adonis. War nach der Poeten Tichterey
des Cinyrens und der Myrrhae Sohn/ auch ein
schöner Jüngling. Diesen liebte die Göttin Ve-
nus gar heftig/ und weil ihr/ sein unerschrokkenes
und alzukühnes Gemühte im Jagen/ und dahero
leicht entspringende Lebens-gefahr wol wissend/
hat Sie ihn gewarnet und treulich vermahnet/
sich vor den gewaffneten wilden Thieren fleissig
vorzusehen. Demnach Er aber diese ihre treu-ge-
meinte Erinnerung einsmals aus der Acht ge-
laßen/ und einem wilden Schweine/ sich al zu
sicher genahet/ ist Er von solchem in dem Walde
ertödtet/ und nachmals von der Venus/ die sich
üm diesen/ ihres hertzliebsten Adonis jämmer-
lichen Todesfall schmertzlich betrübet/ in eine
schöne Blume mit Nahmen Anemone verwandelt
Erklaͤhrung uͤber
geliebet/ Sie aber von ihme nicht wieder geliebet/
ſondern mit beſtaͤndigem Gemuͤhte verachtet und
zuruͤkkgeſetzet wurden/ hat es ſich/ zweifels ohne/
durch der auch erzoͤrnten Rachgoͤttinn Nemeſts
Schikkung/ zugetragen/ daß Narciſſus/ als Er
ſich einsmals auf der Jagt fehr abgemattet und
erhitzet/ zu einem ſilber-klaren Brunnen/ uͤm ſich
zu erfriſchen/ angelanget/ und darinnen/ als in
einem Mordſpiegel/ ſeine ſchoͤne Geſtalt erblikket/
dergeſtalt in ſich ſelbſt mit Liebe entzuͤndet wor-
den/ daß Er endlich/ weil Er ſeiner naͤrriſchen Lie-
be/ in und mit ſich ſelbſt nicht theilhaftig werden
koͤnnen/ vor groſſem Kummer und Sehnſucht ſei-
ner ſelbſt/ geſtorben/ und in eine Blume nach ſei-
nem Nahmen verwandelt worden. Beſiehe hier-
von des
Ovid. 7 Fabel des 3 Buchs ſeiner Ver-
wandelungen.
d Adonis. War nach der Poeten Tichterey
des Cinyrens und der Myrrhæ Sohn/ auch ein
ſchoͤner Juͤngling. Dieſen liebte die Goͤttin Ve-
nus gar heftig/ und weil ihr/ ſein unerſchrokkenes
und alzukuͤhnes Gemuͤhte im Jagen/ und dahero
leicht entſpringende Lebens-gefahr wol wiſſend/
hat Sie ihn gewarnet und treulich vermahnet/
ſich vor den gewaffneten wilden Thieren fleiſſig
vorzuſehen. Demnach Er aber dieſe ihre treu-ge-
meinte Erinnerung einsmals aus der Acht ge-
laßen/ und einem wilden Schweine/ ſich al zu
ſicher genahet/ iſt Er von ſolchem in dem Walde
ertoͤdtet/ und nachmals von der Venus/ die ſich
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[30/0082] Erklaͤhrung uͤber c geliebet/ Sie aber von ihme nicht wieder geliebet/ ſondern mit beſtaͤndigem Gemuͤhte verachtet und zuruͤkkgeſetzet wurden/ hat es ſich/ zweifels ohne/ durch der auch erzoͤrnten Rachgoͤttinn Nemeſts Schikkung/ zugetragen/ daß Narciſſus/ als Er ſich einsmals auf der Jagt fehr abgemattet und erhitzet/ zu einem ſilber-klaren Brunnen/ uͤm ſich zu erfriſchen/ angelanget/ und darinnen/ als in einem Mordſpiegel/ ſeine ſchoͤne Geſtalt erblikket/ dergeſtalt in ſich ſelbſt mit Liebe entzuͤndet wor- den/ daß Er endlich/ weil Er ſeiner naͤrriſchen Lie- be/ in und mit ſich ſelbſt nicht theilhaftig werden koͤnnen/ vor groſſem Kummer und Sehnſucht ſei- ner ſelbſt/ geſtorben/ und in eine Blume nach ſei- nem Nahmen verwandelt worden. Beſiehe hier- von des Ovid. 7 Fabel des 3 Buchs ſeiner Ver- wandelungen. d Adonis. War nach der Poeten Tichterey des Cinyrens und der Myrrhæ Sohn/ auch ein ſchoͤner Juͤngling. Dieſen liebte die Goͤttin Ve- nus gar heftig/ und weil ihr/ ſein unerſchrokkenes und alzukuͤhnes Gemuͤhte im Jagen/ und dahero leicht entſpringende Lebens-gefahr wol wiſſend/ hat Sie ihn gewarnet und treulich vermahnet/ ſich vor den gewaffneten wilden Thieren fleiſſig vorzuſehen. Demnach Er aber dieſe ihre treu-ge- meinte Erinnerung einsmals aus der Acht ge- laßen/ und einem wilden Schweine/ ſich al zu ſicher genahet/ iſt Er von ſolchem in dem Walde ertoͤdtet/ und nachmals von der Venus/ die ſich uͤm dieſen/ ihres hertzliebſten Adonis jaͤmmer- lichen Todesfall ſchmertzlich betruͤbet/ in eine ſchoͤne Blume mit Nahmen Anemone verwandelt wor-

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/82>, abgerufen am 24.11.2024.