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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Der sieghafte David.
Daß Er unsres Königs Kind als sein Ehgemahl
soll küssen/

Wer den Goliath ertödtet/ wird des Königs-
Schwiegersohn/

Und bekommt das schöne Fräulein Michal zu
dem Siegeslohn'.

Aber als dieß kaum geredt/ kam des Davids Brü-
der einer/

Der fiel Jhn bald neidisch an/ sprach: Was wilst
du hier du Kleiner?

Gehst du denn so von den Schafen? Geh und
pakke dich nach Haus

Oder wil dir Füsse machen! Wer befiehlet dir
hieraus?

Hast du denn sonst nichts zu thun/ als daß du all-
hier must stehen/

Hörest neue Mährchen an/ und wilst den Schar-
mützel sehen?

Doch vielleicht wilst du Jhn schlagen. Geh du
Milchmaul/ armes Kind/

Geh und warte deiner Schafe/ die dir anbefoh-
len sind.

Zwar es thut dem David weh/ kan sich aber bald
erhohlen/

Spricht: Was hab' ich denn gethan? ist mir es
denn nicht befohlen?

Bring' ich dir und deinem Hauptmann denn
nicht gute Speis' und Trank?

Gab mirs nicht dein und mein Vater? ist denn
dieses nun mein Dank?

Endlich schweiget David still/ faßt die Sachen
zu Gedanken/

Und begehrt von diesem Werk' im geringsten nicht
zu wanken/

(Denn
a vj
Der ſieghafte David.
Daß Er unſres Koͤnigs Kind als ſein Ehgemahl
ſoll kuͤſſen/

Wer den Goliath ertoͤdtet/ wird des Koͤnigs-
Schwiegerſohn/

Und bekommt das ſchoͤne Fraͤulein Michal zu
dem Siegeslohn’.

Aber als dieß kaum geredt/ kam des Davids Bruͤ-
der einer/

Der fiel Jhn bald neidiſch an/ ſprach: Was wilſt
du hier du Kleiner?

Gehſt du denn ſo von den Schafen? Geh und
pakke dich nach Haus

Oder wil dir Fuͤſſe machen! Wer befiehlet dir
hieraus?

Haſt du denn ſonſt nichts zu thun/ als daß du all-
hier muſt ſtehen/

Hoͤreſt neue Maͤhrchen an/ und wilſt den Schar-
muͤtzel ſehen?

Doch vielleicht wilſt du Jhn ſchlagen. Geh du
Milchmaul/ armes Kind/

Geh und warte deiner Schafe/ die dir anbefoh-
len ſind.

Zwar es thut dem David weh/ kan ſich aber bald
erhohlen/

Spricht: Was hab’ ich denn gethan? iſt mir es
denn nicht befohlen?

Bring’ ich dir und deinem Hauptmann denn
nicht gute Speis’ und Trank?

Gab mirs nicht dein und mein Vater? iſt denn
dieſes nun mein Dank?

Endlich ſchweiget David ſtill/ faßt die Sachen
zu Gedanken/

Und begehrt von dieſem Werk’ im geringſten nicht
zu wanken/

(Denn
a vj
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[11/0059] Der ſieghafte David. Daß Er unſres Koͤnigs Kind als ſein Ehgemahl ſoll kuͤſſen/ Wer den Goliath ertoͤdtet/ wird des Koͤnigs- Schwiegerſohn/ Und bekommt das ſchoͤne Fraͤulein Michal zu dem Siegeslohn’. Aber als dieß kaum geredt/ kam des Davids Bruͤ- der einer/ Der fiel Jhn bald neidiſch an/ ſprach: Was wilſt du hier du Kleiner? Gehſt du denn ſo von den Schafen? Geh und pakke dich nach Haus Oder wil dir Fuͤſſe machen! Wer befiehlet dir hieraus? Haſt du denn ſonſt nichts zu thun/ als daß du all- hier muſt ſtehen/ Hoͤreſt neue Maͤhrchen an/ und wilſt den Schar- muͤtzel ſehen? Doch vielleicht wilſt du Jhn ſchlagen. Geh du Milchmaul/ armes Kind/ Geh und warte deiner Schafe/ die dir anbefoh- len ſind. Zwar es thut dem David weh/ kan ſich aber bald erhohlen/ Spricht: Was hab’ ich denn gethan? iſt mir es denn nicht befohlen? Bring’ ich dir und deinem Hauptmann denn nicht gute Speis’ und Trank? Gab mirs nicht dein und mein Vater? iſt denn dieſes nun mein Dank? Endlich ſchweiget David ſtill/ faßt die Sachen zu Gedanken/ Und begehrt von dieſem Werk’ im geringſten nicht zu wanken/ (Denn a vj

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/59>, abgerufen am 24.11.2024.