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Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.

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Historische
Erklährung/

Der eigenen Nahmen/ der vorherge-
henden Geschicht/ welche sich im 1002 Jahr
nach Christi Geburt zugetragen/ zwischen dem
siebenzehenden Hertzogen in Böhmen
Huldenreich
und der armen Schäferinn
Fryne Bozene.

1. HUldenreich sonst Oalricus, ist der siebenzehende
Hertzog in Böhmen/ und des frommen Fürsten Bo-
leslaus des sechzehenden Sohn gewesen. Er hat sich
von Jugend auf an dem Keiserlichen Hofe Heinrichs des An-
dern/ üm die teutsche Sprache/ adeliche Sitten/ und verstän-
dige Rahtschläge zu fassen/ sich aufgehalten. Nach dem nun
sein H. Vater von dem leichtfertigen und meineydigen Fürsten
aus Pohlen Mesko auf eine Gasterey zu Krakau verrähteri-
scher weise gefangen/ und so wol seiner Augen als Freyheit be-
raubet worden/ und Mesko sich fast des gantzen Böhmischen
damals Fürstenthums mit gewafneter Hand bemächtiget/
und sich in Prage gesetzet/ hat der Bösewicht Mesko/ (wie der
Pragische Dechant Kosma schreibet) dem Keyser ein groß
stük Geld übersendet/ und gebeten Er möchte ihm doch den
jungen Fürsten Huldenreich an Ketten gefesselt überliefern.
Durch solche grosse Summa hat sich der Keyser bestechen las-
sen/ und den unschüldigen Huldenreich an einer gülden Ketten
gefesselt dem Mesko überschikket. Er hat aber/ nachdem Er
wieder auf freyen Fuß gesetzt/ (welches/ ob es auf Keyserlichen
Befehl/ oder durch eigene Losmachung geschehen/ man nicht
eigendlich wissen kan) das Vaterland Böhmen/ als sein recht-
messiges Eigenthum/ wiederüm wunderlicher Weise von der
Dienstbarkeit der hochmühtigen Pohlen erlöset/ und zwar auf
diese weise: Er hat einem seiner getrenesten Diener den An-
schlag gegeben/ daß Er einmal in der Nacht auf einen hohen
Ohrt in der Stadt steigen/ die Trompete blasen/ und als eine
Stimme vom Himmel ruffen solte: Fugiunt, fugiunt poloni
Hiſtoriſche
Erklaͤhrung/

Der eigenen Nahmen/ der vorherge-
henden Geſchicht/ welche ſich im 1002 Jahr
nach Chriſti Geburt zugetragen/ zwiſchen dem
ſiebenzehenden Hertzogen in Boͤhmen
Huldenreich
und der armen Schaͤferinn
Fryne Bozene.

1. HUldenreich ſonſt Oalricus, iſt der ſiebenzehende
Hertzog in Boͤhmen/ und des frommen Fuͤrſten Bo-
leslaus des ſechzehenden Sohn geweſen. Er hat ſich
von Jugend auf an dem Keiſerlichen Hofe Heinrichs des An-
dern/ uͤm die teutſche Sprache/ adeliche Sitten/ und verſtaͤn-
dige Rahtſchlaͤge zu faſſen/ ſich aufgehalten. Nach dem nun
ſein H. Vater von dem leichtfertigen und meineydigen Fuͤrſten
aus Pohlen Meſko auf eine Gaſterey zu Krakau verraͤhteri-
ſcher weiſe gefangen/ und ſo wol ſeiner Augen als Freyheit be-
raubet worden/ und Meſko ſich faſt des gantzen Boͤhmiſchen
damals Fuͤrſtenthums mit gewafneter Hand bemaͤchtiget/
und ſich in Prage geſetzet/ hat der Boͤſewicht Meſko/ (wie der
Pragiſche Dechant Koſma ſchreibet) dem Keyſer ein groß
ſtuͤk Geld uͤberſendet/ und gebeten Er moͤchte ihm doch den
jungen Fuͤrſten Huldenreich an Ketten gefeſſelt uͤberliefern.
Durch ſolche groſſe Summa hat ſich der Keyſer beſtechen laſ-
ſen/ und den unſchuͤldigen Huldenreich an einer guͤlden Ketten
gefeſſelt dem Meſko uͤberſchikket. Er hat aber/ nachdem Er
wieder auf freyen Fuß geſetzt/ (welches/ ob es auf Keyſerlichen
Befehl/ oder durch eigene Loſmachung geſchehen/ man nicht
eigendlich wiſſen kan) das Vaterland Boͤhmen/ als ſein recht-
meſſiges Eigenthum/ wiederuͤm wunderlicher Weiſe von der
Dienſtbarkeit der hochmuͤhtigen Pohlen erloͤſet/ und zwar auf
dieſe weiſe: Er hat einem ſeiner getreneſten Diener den An-
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Ohrt in der Stadt ſteigen/ die Trompete blaſen/ und als eine
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[163/0225] Hiſtoriſche Erklaͤhrung/ Der eigenen Nahmen/ der vorherge- henden Geſchicht/ welche ſich im 1002 Jahr nach Chriſti Geburt zugetragen/ zwiſchen dem ſiebenzehenden Hertzogen in Boͤhmen Huldenreich und der armen Schaͤferinn Fryne Bozene. ¹. HUldenreich ſonſt Oalricus, iſt der ſiebenzehende Hertzog in Boͤhmen/ und des frommen Fuͤrſten Bo- leslaus des ſechzehenden Sohn geweſen. Er hat ſich von Jugend auf an dem Keiſerlichen Hofe Heinrichs des An- dern/ uͤm die teutſche Sprache/ adeliche Sitten/ und verſtaͤn- dige Rahtſchlaͤge zu faſſen/ ſich aufgehalten. Nach dem nun ſein H. Vater von dem leichtfertigen und meineydigen Fuͤrſten aus Pohlen Meſko auf eine Gaſterey zu Krakau verraͤhteri- ſcher weiſe gefangen/ und ſo wol ſeiner Augen als Freyheit be- raubet worden/ und Meſko ſich faſt des gantzen Boͤhmiſchen damals Fuͤrſtenthums mit gewafneter Hand bemaͤchtiget/ und ſich in Prage geſetzet/ hat der Boͤſewicht Meſko/ (wie der Pragiſche Dechant Koſma ſchreibet) dem Keyſer ein groß ſtuͤk Geld uͤberſendet/ und gebeten Er moͤchte ihm doch den jungen Fuͤrſten Huldenreich an Ketten gefeſſelt uͤberliefern. Durch ſolche groſſe Summa hat ſich der Keyſer beſtechen laſ- ſen/ und den unſchuͤldigen Huldenreich an einer guͤlden Ketten gefeſſelt dem Meſko uͤberſchikket. Er hat aber/ nachdem Er wieder auf freyen Fuß geſetzt/ (welches/ ob es auf Keyſerlichen Befehl/ oder durch eigene Loſmachung geſchehen/ man nicht eigendlich wiſſen kan) das Vaterland Boͤhmen/ als ſein recht- meſſiges Eigenthum/ wiederuͤm wunderlicher Weiſe von der Dienſtbarkeit der hochmuͤhtigen Pohlen erloͤſet/ und zwar auf dieſe weiſe: Er hat einem ſeiner getreneſten Diener den An- ſchlag gegeben/ daß Er einmal in der Nacht auf einen hohen Ohrt in der Stadt ſteigen/ die Trompete blaſen/ und als eine Stimme vom Himmel ruffen ſolte: Fugiunt, fugiunt poloni confuſi

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Zitationshilfe: Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/225>, abgerufen am 25.11.2024.