Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die erhöhete Achates geht alsbald und holt ein göldnes Bek-ken/ Stellt einen Knecht dahin/ der muß die Schulder dekken Mit einem Trükketuch/ und giebt ihm in die Hand/ Die Gieskann' auch von Gold'/ und ordnet ihm den Stand Bey eine Stubenthür. Da stunden die Getreue Des Fürstens gute Freund' in einer langen Reihe/ Und auch der Fürste selbst. Jhr schöner Jung- ferstrahl/ Wie ist euch nun zu Muht' itzund auf diesem Saal? Mich dünkt ich sehe schon/ euch im Gemühte zit- tern. Jhr wünschet/ wie es scheint/ daß den der Blitz zersplittern Und gantz zerknirschen mag/ der dieses aufge- bracht/ Und solche Wäscherey zu unserm Spott' er- dacht. Fürwar es jammert mich. Doch! was soll es mich jammern? Jhr seit des Schimpfes wehrt/ die ihr in eurer Kammern/ Wollt Gottes Meister seyn. Jhr macht euch eine Ziehrd'/ Und wollt noch schöner seyn als Er euch hat formirt. Seht da! da habt ihrs nun! Achates wird euch lernen/ Wie ihr euch schminken solt! (10) Der Knecht beist Erbsenkernen Und
Die erhoͤhete Achates geht alsbald und holt ein goͤldnes Bek-ken/ Stellt einen Knecht dahin/ der muß die Schulder dekken Mit einem Truͤkketuch/ und giebt ihm in die Hand/ Die Gieskann’ auch von Gold’/ und ordnet ihm den Stand Bey eine Stubenthuͤr. Da ſtunden die Getreue Des Fuͤrſtens gute Freund’ in einer langen Reihe/ Und auch der Fuͤrſte ſelbſt. Jhr ſchoͤner Jung- ferſtrahl/ Wie iſt euch nun zu Muht’ itzund auf dieſem Saal? Mich duͤnkt ich ſehe ſchon/ euch im Gemuͤhte zit- tern. Jhr wuͤnſchet/ wie es ſcheint/ daß den der Blitz zerſplittern Und gantz zerknirſchen mag/ der dieſes aufge- bracht/ Und ſolche Waͤſcherey zu unſerm Spott’ er- dacht. Fuͤrwar es jammert mich. Doch! was ſoll es mich jammern? Jhr ſeit des Schimpfes wehrt/ die ihr in eurer Kammern/ Wollt Gottes Meiſter ſeyn. Jhr macht euch eine Ziehrd’/ Und wollt noch ſchoͤner ſeyn als Er euch hat formirt. Seht da! da habt ihrs nun! Achates wird euch lernen/ Wie ihr euch ſchminken ſolt! (10) Der Knecht beiſt Erbſenkernen Und
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Die erhoͤhete
Achates geht alsbald und holt ein goͤldnes Bek-
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Stellt einen Knecht dahin/ der muß die Schulder
dekken
Mit einem Truͤkketuch/ und giebt ihm in die
Hand/
Die Gieskann’ auch von Gold’/ und ordnet
ihm den Stand
Bey eine Stubenthuͤr. Da ſtunden die Getreue
Des Fuͤrſtens gute Freund’ in einer langen Reihe/
Und auch der Fuͤrſte ſelbſt. Jhr ſchoͤner Jung-
ferſtrahl/
Wie iſt euch nun zu Muht’ itzund auf dieſem
Saal?
Mich duͤnkt ich ſehe ſchon/ euch im Gemuͤhte zit-
tern.
Jhr wuͤnſchet/ wie es ſcheint/ daß den der Blitz
zerſplittern
Und gantz zerknirſchen mag/ der dieſes aufge-
bracht/
Und ſolche Waͤſcherey zu unſerm Spott’ er-
dacht.
Fuͤrwar es jammert mich. Doch! was ſoll es
mich jammern?
Jhr ſeit des Schimpfes wehrt/ die ihr in eurer
Kammern/
Wollt Gottes Meiſter ſeyn. Jhr macht euch
eine Ziehrd’/
Und wollt noch ſchoͤner ſeyn als Er euch hat
formirt.
Seht da! da habt ihrs nun! Achates wird euch
lernen/
Wie ihr euch ſchminken ſolt!
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Der Knecht
beiſt Erbſenkernen
Und
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/204>, abgerufen am 16.02.2025. |