Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die erhöhete Aus dieser Nymfenschaar. Wer ungezwungneWahl/ Und frey zu kiesen hat in solcher schönen Zahl/ Kan leicht betrogen seyn. Er gehet fast zu allen/ Absonderlich die ihm so treflich wol gefallen/ Und slehet sie recht an/ die meisten in der schaar/ Sind lieblich angeschminkt und tragen falsche Haar. Er schweigt/ ob schon ers merkt/ und geht mit sei- nen Sinnen Zu rahte/ was doch wol hierinnen zu beginnen/ Damit der junge Fürst durch solchen falschen Schein/ Und schnöde Schminkerey nicht mag betrogen seyn. Ein Kauffmann/ ädler Fürst/ bedarf wol hundert Augen/ Wenn er was handeln wil das ihm zur Wol- fahrt taugen/ Und glüklich nützen soll. Jhr wehlet euch ein Weib/ Das ist ein harter Kauff/ und kein leicht Zeit- vertreib. Es ist ein fester Knopf. Das süsse Hochzeit- machen/ Und Weiber nehmen sind fürwar nicht schlechte Sachen. Drüm nehmt euch wol in acht. Ein jeder muß gestehn/ Daß wer sich hier versieht/ sich habe grob ver- versehn. Es sind derselben viel die durch geschminkte Wangen/ Und schöngemachten Glantz/ die Hertzen können fangen Die
Die erhoͤhete Aus dieſer Nymfenſchaar. Wer ungezwungneWahl/ Und frey zu kieſen hat in ſolcher ſchoͤnen Zahl/ Kan leicht betrogen ſeyn. Er gehet faſt zu allen/ Abſonderlich die ihm ſo treflich wol gefallen/ Und ſlehet ſie recht an/ die meiſten in der ſchaar/ Sind lieblich angeſchminkt und tragen falſche Haar. Er ſchweigt/ ob ſchon ers merkt/ und geht mit ſei- nen Sinnen Zu rahte/ was doch wol hierinnen zu beginnen/ Damit der junge Fuͤrſt durch ſolchen falſchen Schein/ Und ſchnoͤde Schminkerey nicht mag betrogen ſeyn. Ein Kauffmann/ aͤdler Fuͤrſt/ bedarf wol hundert Augen/ Wenn er was handeln wil das ihm zur Wol- fahrt taugen/ Und gluͤklich nuͤtzen ſoll. Jhr wehlet euch ein Weib/ Das iſt ein harter Kauff/ und kein leicht Zeit- vertreib. Es iſt ein feſter Knopf. Das ſuͤſſe Hochzeit- machen/ Und Weiber nehmen ſind fuͤrwar nicht ſchlechte Sachen. Druͤm nehmt euch wol in acht. Ein jeder muß geſtehn/ Daß wer ſich hier verſieht/ ſich habe grob ver- verſehn. Es ſind derſelben viel die durch geſchminkte Wangen/ Und ſchoͤngemachten Glantz/ die Hertzen koͤnnen fangen Die
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Die erhoͤhete
Aus dieſer Nymfenſchaar. Wer ungezwungne
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Und frey zu kieſen hat in ſolcher ſchoͤnen Zahl/
Kan leicht betrogen ſeyn. Er gehet faſt zu allen/
Abſonderlich die ihm ſo treflich wol gefallen/
Und ſlehet ſie recht an/ die meiſten in der ſchaar/
Sind lieblich angeſchminkt und tragen falſche
Haar.
Er ſchweigt/ ob ſchon ers merkt/ und geht mit ſei-
nen Sinnen
Zu rahte/ was doch wol hierinnen zu beginnen/
Damit der junge Fuͤrſt durch ſolchen falſchen
Schein/
Und ſchnoͤde Schminkerey nicht mag betrogen
ſeyn.
Ein Kauffmann/ aͤdler Fuͤrſt/ bedarf wol hundert
Augen/
Wenn er was handeln wil das ihm zur Wol-
fahrt taugen/
Und gluͤklich nuͤtzen ſoll. Jhr wehlet euch ein
Weib/
Das iſt ein harter Kauff/ und kein leicht Zeit-
vertreib.
Es iſt ein feſter Knopf. Das ſuͤſſe Hochzeit-
machen/
Und Weiber nehmen ſind fuͤrwar nicht ſchlechte
Sachen.
Druͤm nehmt euch wol in acht. Ein jeder muß
geſtehn/
Daß wer ſich hier verſieht/ ſich habe grob ver-
verſehn.
Es ſind derſelben viel die durch geſchminkte
Wangen/
Und ſchoͤngemachten Glantz/ die Hertzen koͤnnen
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Zitationshilfe: | Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/neumark_lustgarten_1666/202>, abgerufen am 28.07.2024. |