Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Fryne-Bozene. Wer aber nidrig' freyt der bleibt ein Ober-mann. Doch dem sey wie ihm woll'! Es wird doch wol so bleiben/ Was unsrem Herrn gefällt. Wer wil Gesetze schreiben/ Dem/ der ste selber giebt? Jch sage diß darzu: GOtt geb' ihm Glükk und Heyl und laß ihn lang in Ruh. Als diß Achates hört/ beginnt er sich zu freuen/ Vermeinend daß das Werk/ wird also wol ge- deyen Wie er es bey sich wünscht. Hiermit seumt er nicht lang/ Nimmt Abschied von dem Mann' und geht in einem Gang'/ Auch zu dem Anderen und wil von ihm verneh- men/ Was seine Meinung sey. Der wil sich nicht be- quemen/ Der fehrt ihn treflich an/ verstellt sein gantz Ge- blüt'/ Jst heftig wider ihn mit eifri gem Gemüht'/ Und spricht: Was? Soll der Fürst ein Bauer- mägdchen trauen? Ein grobes Hürtenkind zum Nachtheil ädler Frauen? Wer Teuffel hat denn nun solch Narrenstükk erdacht? Wer hat denn unsern Herrn zu solcher Liebe bracht? Achates wie mir dünkt und wie ich leicht kan mer- ken/ So habt ihr halbe schuld an solchen Affenwerken. Ein f vij
Fryne-Bozene. Wer aber nidrig’ freyt der bleibt ein Ober-mann. Doch dem ſey wie ihm woll’! Es wird doch wol ſo bleiben/ Was unſrem Herꝛn gefaͤllt. Wer wil Geſetze ſchreiben/ Dem/ der ſte ſelber giebt? Jch ſage diß darzu: GOtt geb’ ihm Gluͤkk und Heyl und laß ihn lang in Ruh. Als diß Achates hoͤrt/ beginnt er ſich zu freuen/ Vermeinend daß das Werk/ wird alſo wol ge- deyen Wie er es bey ſich wuͤnſcht. Hiermit ſeumt er nicht lang/ Nimmt Abſchied von dem Mann’ und geht in einem Gang’/ Auch zu dem Anderen und wil von ihm verneh- men/ Was ſeine Meinung ſey. Der wil ſich nicht be- quemen/ Der fehrt ihn treflich an/ verſtellt ſein gantz Ge- bluͤt’/ Jſt heftig wider ihn mit eifri gem Gemuͤht’/ Und ſpricht: Was? Soll der Fuͤrſt ein Bauer- maͤgdchen trauen? Ein grobes Huͤrtenkind zum Nachtheil aͤdler Frauen? Wer Teuffel hat denn nun ſolch Narrenſtuͤkk erdacht? Wer hat denn unſern Herꝛn zu ſolcher Liebe bracht? Achates wie mir duͤnkt und wie ich leicht kan mer- ken/ So habt ihr halbe ſchuld an ſolchen Affenwerken. Ein f vij
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Fryne-Bozene.
Wer aber nidrig’ freyt der bleibt ein Ober-
mann.
Doch dem ſey wie ihm woll’! Es wird doch wol
ſo bleiben/
Was unſrem Herꝛn gefaͤllt. Wer wil Geſetze
ſchreiben/
Dem/ der ſte ſelber giebt? Jch ſage diß darzu:
GOtt geb’ ihm Gluͤkk und Heyl und laß ihn
lang in Ruh.
Als diß Achates hoͤrt/ beginnt er ſich zu freuen/
Vermeinend daß das Werk/ wird alſo wol ge-
deyen
Wie er es bey ſich wuͤnſcht. Hiermit ſeumt er
nicht lang/
Nimmt Abſchied von dem Mann’ und geht in
einem Gang’/
Auch zu dem Anderen und wil von ihm verneh-
men/
Was ſeine Meinung ſey. Der wil ſich nicht be-
quemen/
Der fehrt ihn treflich an/ verſtellt ſein gantz Ge-
bluͤt’/
Jſt heftig wider ihn mit eifri gem Gemuͤht’/
Und ſpricht: Was? Soll der Fuͤrſt ein Bauer-
maͤgdchen trauen?
Ein grobes Huͤrtenkind zum Nachtheil aͤdler
Frauen?
Wer Teuffel hat denn nun ſolch Narrenſtuͤkk
erdacht?
Wer hat denn unſern Herꝛn zu ſolcher Liebe
bracht?
Achates wie mir duͤnkt und wie ich leicht kan mer-
ken/
So habt ihr halbe ſchuld an ſolchen Affenwerken.
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