Neumark, Georg: Poetisch-Historischer Lustgarten. Frankfurt (Main), 1666.Die erhöhete Aus hundert tausenden. Dieß macht ihn so ge-sinnt/ Daß er sie heftiger als vormals lieb gewinnt. Er schwehrt und spricht: Jch wil mein Gut und Blut verlichren/ Wo ich dieß liebe Bild in Frechheit wil berüh- ren/ Und wo mein Liebessinn sie in das Bett begehrt/ Jhr sey denn von mir selbst Hertz/ Hand und Mund gewehrt. Könnt ihr mein lieber Freund ein solches Mittel finden/ Und wisst bey dieser Sach' ein Fündchen zu er- gründen/ So prüfet euren Witz wie man doch solches nun/ Den Ständen meines Reichs mit Fuge kundt soll thun. Auf dieses gehn sie weg. Der Fürste reit geschwin- de/ Zurükk in jenes Dorff/ zu seinem Hofgesinde. Dieweil es aber spaht/ bleib' Er die gantze Nacht/ Die er aus großer Lieb' hat schlafloß hinge- bracht. Da nun das große Licht die Spitzen der Gefilden/ Des Morgens durch den Glantz begunte zu ver- gülden/ Macht sich der Hertzog auf begiebt sich in das Feld/ Da er sein Zeitvertreib mit schnellen Hunden hält. War aber nicht mit Ernst zur Jägerey geneiget/ Nur darüm that er diß/ daß er sich so erzeiget/ Daß
Die erhoͤhete Aus hundert tauſenden. Dieß macht ihn ſo ge-ſinnt/ Daß er ſie heftiger als vormals lieb gewinnt. Er ſchwehrt und ſpricht: Jch wil mein Gut und Blut verlichren/ Wo ich dieß liebe Bild in Frechheit wil beruͤh- ren/ Und wo mein Liebesſinn ſie in das Bett begehrt/ Jhr ſey denn von mir ſelbſt Hertz/ Hand und Mund gewehrt. Koͤnnt ihr mein lieber Freund ein ſolches Mittel finden/ Und wiſſt bey dieſer Sach’ ein Fuͤndchen zu er- gruͤnden/ So pruͤfet euren Witz wie man doch ſolches nun/ Den Staͤnden meines Reichs mit Fuge kundt ſoll thun. Auf dieſes gehn ſie weg. Der Fuͤrſte reit geſchwin- de/ Zuruͤkk in jenes Dorff/ zu ſeinem Hofgeſinde. Dieweil es aber ſpaht/ bleib’ Er die gantze Nacht/ Die er aus großer Lieb’ hat ſchlafloß hinge- bracht. Da nun das große Licht die Spitzen der Gefilden/ Des Morgens durch den Glantz begunte zu ver- guͤlden/ Macht ſich der Hertzog auf begiebt ſich in das Feld/ Da er ſein Zeitvertreib mit ſchnellen Hunden haͤlt. War aber nicht mit Ernſt zur Jaͤgerey geneiget/ Nur daruͤm that er diß/ daß er ſich ſo erzeiget/ Daß
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Die erhoͤhete
Aus hundert tauſenden. Dieß macht ihn ſo ge-
ſinnt/
Daß er ſie heftiger als vormals lieb gewinnt.
Er ſchwehrt und ſpricht: Jch wil mein Gut und
Blut verlichren/
Wo ich dieß liebe Bild in Frechheit wil beruͤh-
ren/
Und wo mein Liebesſinn ſie in das Bett begehrt/
Jhr ſey denn von mir ſelbſt Hertz/ Hand und
Mund gewehrt.
Koͤnnt ihr mein lieber Freund ein ſolches Mittel
finden/
Und wiſſt bey dieſer Sach’ ein Fuͤndchen zu er-
gruͤnden/
So pruͤfet euren Witz wie man doch ſolches
nun/
Den Staͤnden meines Reichs mit Fuge kundt
ſoll thun.
Auf dieſes gehn ſie weg. Der Fuͤrſte reit geſchwin-
de/
Zuruͤkk in jenes Dorff/ zu ſeinem Hofgeſinde.
Dieweil es aber ſpaht/ bleib’ Er die gantze
Nacht/
Die er aus großer Lieb’ hat ſchlafloß hinge-
bracht.
Da nun das große Licht die Spitzen der Gefilden/
Des Morgens durch den Glantz begunte zu ver-
guͤlden/
Macht ſich der Hertzog auf begiebt ſich in das
Feld/
Da er ſein Zeitvertreib mit ſchnellen Hunden
haͤlt.
War aber nicht mit Ernſt zur Jaͤgerey geneiget/
Nur daruͤm that er diß/ daß er ſich ſo erzeiget/
Daß
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