Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.schon aus der Ferne, daß das Wasser im Per- Als ich in die Rathsstube eintrat, war mein ſchon aus der Ferne, daß das Waſſer im Per- Als ich in die Rathsſtube eintrat, war mein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0027" n="11"/> ſchon aus der Ferne, daß das Waſſer im Per-<lb/> ſante-Strom durch einen hartſtuͤrmenden Nord-<lb/> wind hoch aufgeſtauet war; und als ich zur Bruͤcke<lb/> gelangte, fand ich es dort in ſolcher Hoͤhe ange-<lb/> ſchwollen, daß der Prahm bis dicht unter die<lb/> Balken der Bruͤcke emporgehoben worden, und<lb/> jeden Augenblick zu befuͤrchten war, er moͤchte<lb/> die ganze Bruͤcke abtragen und davonfuͤhren,<lb/> wenn er nicht ungeſaͤumt unter derſelben hinweg-<lb/> gebracht werden koͤnnte. Jm Weitergehen gieng<lb/> ich (: wie ich es bei ſo etwas nicht laſſen kann:)<lb/> mit meinen Gedanken zu Rathe, auf was Art<lb/> hier wohl zu helfen ſeyn moͤchte; wiewohl doch<lb/> mein ſtiller Groll, je naͤher ich dem Rathhauſe<lb/> kam, mir je mehr und mehr zufluͤſterte: „Du biſt<lb/> ja doch wohl ein rechter Thor, dich mit ſolcherlei<lb/> Anſchlaͤgen zu plagen! Haſt du doch von all<lb/> deinem Beſtthun nichts, als Aerger, zum Lohn.‟</p><lb/> <p>Als ich in die Rathsſtube eintrat, war mein<lb/> Verklaͤger ſchon vorhanden, etwas nuͤchterner<lb/> zwar, als vorgeſtern, aber auch nur um ſo fer-<lb/> tiger mit dem Maul; zumal da er bald wahr-<lb/> nahm, daß die Herren ihm den Ruͤcken ſteiften,<lb/> indem ſie mir, mit etwas unhoͤflichen Vorwuͤrfen,<lb/> das, was ich gethan, als eine Verachtung der<lb/> Obrigkeit auslegten. Jch dagegen fuͤhrte meine<lb/> Sache nach der Wahrheit; es wurde hin und<lb/> her geſtritten, und der Herr Secretarius hatte<lb/> ſeine volle Arbeit mit Protokolliren … Siehe!<lb/> Da flog unverſehens die Thuͤre auf, und mit<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [11/0027]
ſchon aus der Ferne, daß das Waſſer im Per-
ſante-Strom durch einen hartſtuͤrmenden Nord-
wind hoch aufgeſtauet war; und als ich zur Bruͤcke
gelangte, fand ich es dort in ſolcher Hoͤhe ange-
ſchwollen, daß der Prahm bis dicht unter die
Balken der Bruͤcke emporgehoben worden, und
jeden Augenblick zu befuͤrchten war, er moͤchte
die ganze Bruͤcke abtragen und davonfuͤhren,
wenn er nicht ungeſaͤumt unter derſelben hinweg-
gebracht werden koͤnnte. Jm Weitergehen gieng
ich (: wie ich es bei ſo etwas nicht laſſen kann:)
mit meinen Gedanken zu Rathe, auf was Art
hier wohl zu helfen ſeyn moͤchte; wiewohl doch
mein ſtiller Groll, je naͤher ich dem Rathhauſe
kam, mir je mehr und mehr zufluͤſterte: „Du biſt
ja doch wohl ein rechter Thor, dich mit ſolcherlei
Anſchlaͤgen zu plagen! Haſt du doch von all
deinem Beſtthun nichts, als Aerger, zum Lohn.‟
Als ich in die Rathsſtube eintrat, war mein
Verklaͤger ſchon vorhanden, etwas nuͤchterner
zwar, als vorgeſtern, aber auch nur um ſo fer-
tiger mit dem Maul; zumal da er bald wahr-
nahm, daß die Herren ihm den Ruͤcken ſteiften,
indem ſie mir, mit etwas unhoͤflichen Vorwuͤrfen,
das, was ich gethan, als eine Verachtung der
Obrigkeit auslegten. Jch dagegen fuͤhrte meine
Sache nach der Wahrheit; es wurde hin und
her geſtritten, und der Herr Secretarius hatte
ſeine volle Arbeit mit Protokolliren … Siehe!
Da flog unverſehens die Thuͤre auf, und mit
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