Was ich früher, als ich am Schlusse des Zwei- ten Bändchens meiner Lebensgeschichte die Feder niederlegte, weder gedacht noch gewollt, soll je- dennoch zur Wirklichkeit kommen -- ich soll sie wieder aufnehmen, um dem freundlichen Leser in meiner schlichten Weise auch noch diejenigen Le- bensereignisse mitzutheilen, die mir nach meinem 45sten Jahre zugestoßen sind. So wünschen und verlangen es so manche Ehrenmänner und Ehren- frauen alles Ranges und Standes, deren Stim- men mir hörbar geworden sind, und denen ich für ihre mir zugewandte Liebe gern dankbar wer- den möchte -- Dankbar aber vornehmlich auch meinem gütigen Schöpfer, welcher, ganz gegen mein Hoffen, mir bis hieher Leben, Kraft und Gesundheit schenkt und mich vielleicht nur dazu noch aufsparen und gebrauchen will, da ich doch sonst der Welt wohl nur wenig mehr nützen kann. Mein sonstiges Bedenken, von den neuern Zeiten und von meinem eignen kleinen Antheil an den Welthändeln zu reden, ist auch nicht mehr das
3. Bändchen. (1)
Was ich fruͤher, als ich am Schluſſe des Zwei- ten Baͤndchens meiner Lebensgeſchichte die Feder niederlegte, weder gedacht noch gewollt, ſoll je- dennoch zur Wirklichkeit kommen — ich ſoll ſie wieder aufnehmen, um dem freundlichen Leſer in meiner ſchlichten Weiſe auch noch diejenigen Le- bensereigniſſe mitzutheilen, die mir nach meinem 45ſten Jahre zugeſtoßen ſind. So wuͤnſchen und verlangen es ſo manche Ehrenmaͤnner und Ehren- frauen alles Ranges und Standes, deren Stim- men mir hoͤrbar geworden ſind, und denen ich fuͤr ihre mir zugewandte Liebe gern dankbar wer- den moͤchte — Dankbar aber vornehmlich auch meinem guͤtigen Schoͤpfer, welcher, ganz gegen mein Hoffen, mir bis hieher Leben, Kraft und Geſundheit ſchenkt und mich vielleicht nur dazu noch aufſparen und gebrauchen will, da ich doch ſonſt der Welt wohl nur wenig mehr nuͤtzen kann. Mein ſonſtiges Bedenken, von den neuern Zeiten und von meinem eignen kleinen Antheil an den Welthaͤndeln zu reden, iſt auch nicht mehr das
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dennoch zur Wirklichkeit kommen — ich ſoll ſie
wieder aufnehmen, um dem freundlichen Leſer in
meiner ſchlichten Weiſe auch noch diejenigen Le-
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45ſten Jahre zugeſtoßen ſind. So wuͤnſchen und
verlangen es ſo manche Ehrenmaͤnner und Ehren-
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men mir hoͤrbar geworden ſind, und denen ich
fuͤr ihre mir zugewandte Liebe gern dankbar wer-
den moͤchte — Dankbar aber vornehmlich auch
meinem guͤtigen Schoͤpfer, welcher, ganz gegen
mein Hoffen, mir bis hieher Leben, Kraft und
Geſundheit ſchenkt und mich vielleicht nur dazu
noch aufſparen und gebrauchen will, da ich doch
ſonſt der Welt wohl nur wenig mehr nuͤtzen kann.
Mein ſonſtiges Bedenken, von den neuern Zeiten
und von meinem eignen kleinen Antheil an den
Welthaͤndeln zu reden, iſt auch nicht mehr das
3. Baͤndchen. (1)
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823, S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung03_1823/17>, abgerufen am 16.02.2025.
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