Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 3. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1823.Todten und Verwundeten aufnehmen zu können. Unter unsern Gefangenen befand sich ein Der plötzliche Anblick des Verräthers setzte Todten und Verwundeten aufnehmen zu koͤnnen. Unter unſern Gefangenen befand ſich ein Der ploͤtzliche Anblick des Verraͤthers ſetzte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0125" n="109"/> Todten und Verwundeten aufnehmen zu koͤnnen.<lb/> Die Ueberrumpelung erfolgte mit gefaͤlltem Ba-<lb/> jonet im Sturmſchritt; und es lag nur daran,<lb/> daß die Schanze noch nicht geſchloſſen war, wenn<lb/> es der darinn befindlichen Beſatzung gelang, bis<lb/> auf wenige Gefangene, zu entkommen. Wir<lb/> ſelbſt hatten ebenſowenig einigen Verluſt; erbeu-<lb/> teten aber vieles Arbeitszeug, welches, nachdem<lb/> es dazu benutzt worden, um den Aufwurf moͤg-<lb/> lichſt wieder zu zerſtoͤren, auf meine Wagen ge-<lb/> laden und in die Feſtung geſchafft wurde.</p><lb/> <p>Unter unſern Gefangenen befand ſich ein<lb/> Menſch, den anfaͤnglich Niemand in ſeinem ver-<lb/> aͤnderten Rocke erkannte, bis ich mich endlich auf<lb/> ſeine, mir nur zuwohl bekannten Geſichtszuͤge<lb/> beſann. Es war der nemliche Unterofficier Rei-<lb/> ſchard, der vor etwa ſechs Wochen, als eines<lb/> heimlichen Einverſtaͤndniſſes hoͤchſt verdaͤchtig,<lb/> zum Feinde uͤbergelaufen war. Jch muß geſte-<lb/> hen, daß mir wegen dieſes ehrloſen Buben ſeit-<lb/> her nicht wenig bange geweſen war. Er kannte<lb/> jeden Zugang zu unſrer Feſtung und verſtand<lb/> Einiges vom Fortifications-Weſen; daher er nicht<lb/> nur bei uns zu dergleichen Arbeiten gebraucht<lb/> worden war, ſondern auch, als beſonders orts-<lb/> kundig, jetzt bei den Franzoſen die Aufſicht bei<lb/> Erbauung dieſer Schanze am Sandwege gefuͤhrt<lb/> hatte.</p><lb/> <p>Der ploͤtzliche Anblick des Verraͤthers ſetzte<lb/> mich in Wuth. Jch ſchrie den Grenadieren zu,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [109/0125]
Todten und Verwundeten aufnehmen zu koͤnnen.
Die Ueberrumpelung erfolgte mit gefaͤlltem Ba-
jonet im Sturmſchritt; und es lag nur daran,
daß die Schanze noch nicht geſchloſſen war, wenn
es der darinn befindlichen Beſatzung gelang, bis
auf wenige Gefangene, zu entkommen. Wir
ſelbſt hatten ebenſowenig einigen Verluſt; erbeu-
teten aber vieles Arbeitszeug, welches, nachdem
es dazu benutzt worden, um den Aufwurf moͤg-
lichſt wieder zu zerſtoͤren, auf meine Wagen ge-
laden und in die Feſtung geſchafft wurde.
Unter unſern Gefangenen befand ſich ein
Menſch, den anfaͤnglich Niemand in ſeinem ver-
aͤnderten Rocke erkannte, bis ich mich endlich auf
ſeine, mir nur zuwohl bekannten Geſichtszuͤge
beſann. Es war der nemliche Unterofficier Rei-
ſchard, der vor etwa ſechs Wochen, als eines
heimlichen Einverſtaͤndniſſes hoͤchſt verdaͤchtig,
zum Feinde uͤbergelaufen war. Jch muß geſte-
hen, daß mir wegen dieſes ehrloſen Buben ſeit-
her nicht wenig bange geweſen war. Er kannte
jeden Zugang zu unſrer Feſtung und verſtand
Einiges vom Fortifications-Weſen; daher er nicht
nur bei uns zu dergleichen Arbeiten gebraucht
worden war, ſondern auch, als beſonders orts-
kundig, jetzt bei den Franzoſen die Aufſicht bei
Erbauung dieſer Schanze am Sandwege gefuͤhrt
hatte.
Der ploͤtzliche Anblick des Verraͤthers ſetzte
mich in Wuth. Jch ſchrie den Grenadieren zu,
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