Das Wasser, dessen man bedarf, muß jedesmal von ihnen am Lande erhandelt wer- den. Man versieht sich hiezu an Bord mit allerlei kleinem Kram, an Spiegeln, Korallen, Messern, Fischangeln, Nähnadeln, Zwirn und dergl., und erwartet, dicht am Seestrande, wohlbewaffnet, daß zufällige Zusammentreffen mit den Eingebohrnen, um mit ihnen den Preis für jedes Faß Wasser, welches man eben holt, oder auch künftig zu holen gedenkt, zu verabreden. Das hiezu bestimmte Boot bleibt jedesmal bis 120 Klaster weit vom Lande vor Anker liegen. Die ledigen Was- sertonnen werden über Bord geworfen, und die Neger stürzen sich in die Brandung, um sie schwimmend an Land zu bringen, und nach ihren Brunnen und Wasserstellen hin- aufzurollen. Sind sie hier angefüllt und verstopft, so werden sie wieder an den Strand zurückgewälzt, von zwei schwimmenden Negern in die Mitte genommen und an das Boot gebracht, wo ihnen dann die dafür bedun- genen Waaren aus geliefert werden.
Als ich in solcher Expedition zum Ersten- male das Ufer betrat, standen bereits 12 oder 14 Schwarze unsers Empfangs gewärtig; und während ich, mit etwa 10 meiner Be- gleiter vollend's in's Trockne watete, kam uns auch ihr Anführer entgegen, bot mir
Das Waſſer, deſſen man bedarf, muß jedesmal von ihnen am Lande erhandelt wer- den. Man verſieht ſich hiezu an Bord mit allerlei kleinem Kram, an Spiegeln, Korallen, Meſſern, Fiſchangeln, Naͤhnadeln, Zwirn und dergl., und erwartet, dicht am Seeſtrande, wohlbewaffnet, daß zufaͤllige Zuſammentreffen mit den Eingebohrnen, um mit ihnen den Preis fuͤr jedes Faß Waſſer, welches man eben holt, oder auch kuͤnftig zu holen gedenkt, zu verabreden. Das hiezu beſtimmte Boot bleibt jedesmal bis 120 Klaſter weit vom Lande vor Anker liegen. Die ledigen Waſ- ſertonnen werden uͤber Bord geworfen, und die Neger ſtuͤrzen ſich in die Brandung, um ſie ſchwimmend an Land zu bringen, und nach ihren Brunnen und Waſſerſtellen hin- aufzurollen. Sind ſie hier angefuͤllt und verſtopft, ſo werden ſie wieder an den Strand zuruͤckgewaͤlzt, von zwei ſchwimmenden Negern in die Mitte genommen und an das Boot gebracht, wo ihnen dann die dafuͤr bedun- genen Waaren aus geliefert werden.
Als ich in ſolcher Expedition zum Erſten- male das Ufer betrat, ſtanden bereits 12 oder 14 Schwarze unſers Empfangs gewaͤrtig; und waͤhrend ich, mit etwa 10 meiner Be- gleiter vollend’s in’s Trockne watete, kam uns auch ihr Anfuͤhrer entgegen, bot mir
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Das Waſſer, deſſen man bedarf, muß
jedesmal von ihnen am Lande erhandelt wer-
den. Man verſieht ſich hiezu an Bord mit
allerlei kleinem Kram, an Spiegeln, Korallen,
Meſſern, Fiſchangeln, Naͤhnadeln, Zwirn und
dergl., und erwartet, dicht am Seeſtrande,
wohlbewaffnet, daß zufaͤllige Zuſammentreffen
mit den Eingebohrnen, um mit ihnen den
Preis fuͤr jedes Faß Waſſer, welches man
eben holt, oder auch kuͤnftig zu holen gedenkt,
zu verabreden. Das hiezu beſtimmte Boot
bleibt jedesmal bis 120 Klaſter weit vom
Lande vor Anker liegen. Die ledigen Waſ-
ſertonnen werden uͤber Bord geworfen, und
die Neger ſtuͤrzen ſich in die Brandung, um
ſie ſchwimmend an Land zu bringen, und
nach ihren Brunnen und Waſſerſtellen hin-
aufzurollen. Sind ſie hier angefuͤllt und
verſtopft, ſo werden ſie wieder an den Strand
zuruͤckgewaͤlzt, von zwei ſchwimmenden Negern
in die Mitte genommen und an das Boot
gebracht, wo ihnen dann die dafuͤr bedun-
genen Waaren aus geliefert werden.
Als ich in ſolcher Expedition zum Erſten-
male das Ufer betrat, ſtanden bereits 12 oder
14 Schwarze unſers Empfangs gewaͤrtig;
und waͤhrend ich, mit etwa 10 meiner Be-
gleiter vollend’s in’s Trockne watete, kam
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Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 31. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/35>, abgerufen am 29.03.2024.
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