Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821.

Bild:
<< vorherige Seite

obwohl geringfügig an sich, mit wenig Wor-
ten zu erzählen erlaubt seyn.

Jch war zu jener Zeit im Begriff, mit
meinem Schiffe von Amsterdam wieder nach
der Heimath zurückzukehren, als der gedachte
Mensch, der ein sehr guter Junge und vom
Treptower Deep gebürtig war, an einem
Sonnabend zu mir in die Kajüte trat und
mich von Himmel zu Erde beschwor, ihn
hier frei zu lassen: denn wenn er wieder in
seine Heimath müsse, erwarte ihn der leidige
blaue Rock: und dann sey er zeitlebens eine
unglückliche und verlorne Creatur. -- "Hört,
Johann," war meine Antwort -- "ich mag
Euer Unglück nicht; will aber übrigens von
dem, was Jhr thut, oder nicht thut, nichts
wissen." -- Er verstand mich, und erwähnte
noch seiner Monats-Gage von 21 Gulden,
die er bei mir gut habe. -- "Nun," unter-
brach ich ihn -- "morgen ist ja Sonntag,
wo wohl Einige von unsern Leuten werden
an Land gehen und auch Geld fordern wollen.
Dann läßt sich weiter davon sprechen."

Der Sonntag-Morgen kam; mit ihm
drei meiner Matrosen, denen auch Johann
sich angeschlossen hatte, um sich Urlaub zum
Erlustiren, und auch Geld dazu, von mir zu
erbitten. Jch entließ sie mit der Ermahnung,
keine Händel anzufangen und bei guter Zeit
sich wieder am Borde einzustellen. Jeder

obwohl geringfuͤgig an ſich, mit wenig Wor-
ten zu erzaͤhlen erlaubt ſeyn.

Jch war zu jener Zeit im Begriff, mit
meinem Schiffe von Amſterdam wieder nach
der Heimath zuruͤckzukehren, als der gedachte
Menſch, der ein ſehr guter Junge und vom
Treptower Deep gebuͤrtig war, an einem
Sonnabend zu mir in die Kajuͤte trat und
mich von Himmel zu Erde beſchwor, ihn
hier frei zu laſſen: denn wenn er wieder in
ſeine Heimath muͤſſe, erwarte ihn der leidige
blaue Rock: und dann ſey er zeitlebens eine
ungluͤckliche und verlorne Creatur. — „Hoͤrt,
Johann,‟ war meine Antwort — „ich mag
Euer Ungluͤck nicht; will aber uͤbrigens von
dem, was Jhr thut, oder nicht thut, nichts
wiſſen.‟ — Er verſtand mich, und erwaͤhnte
noch ſeiner Monats-Gage von 21 Gulden,
die er bei mir gut habe. — „Nun,‟ unter-
brach ich ihn — „morgen iſt ja Sonntag,
wo wohl Einige von unſern Leuten werden
an Land gehen und auch Geld fordern wollen.
Dann laͤßt ſich weiter davon ſprechen.‟

Der Sonntag-Morgen kam; mit ihm
drei meiner Matroſen, denen auch Johann
ſich angeſchloſſen hatte, um ſich Urlaub zum
Erluſtiren, und auch Geld dazu, von mir zu
erbitten. Jch entließ ſie mit der Ermahnung,
keine Haͤndel anzufangen und bei guter Zeit
ſich wieder am Borde einzuſtellen. Jeder

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0242" n="238"/>
obwohl geringfu&#x0364;gig an &#x017F;ich, mit wenig Wor-<lb/>
ten zu erza&#x0364;hlen erlaubt &#x017F;eyn.</p><lb/>
        <p>Jch war zu jener Zeit im Begriff, mit<lb/>
meinem Schiffe von Am&#x017F;terdam wieder nach<lb/>
der Heimath zuru&#x0364;ckzukehren, als der gedachte<lb/>
Men&#x017F;ch, der ein &#x017F;ehr guter Junge und vom<lb/>
Treptower Deep gebu&#x0364;rtig war, an einem<lb/>
Sonnabend zu mir in die Kaju&#x0364;te trat und<lb/>
mich von Himmel zu Erde be&#x017F;chwor, ihn<lb/>
hier frei zu la&#x017F;&#x017F;en: denn wenn er wieder in<lb/>
&#x017F;eine Heimath mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e, erwarte ihn der leidige<lb/>
blaue Rock: und dann &#x017F;ey er zeitlebens eine<lb/>
unglu&#x0364;ckliche und verlorne Creatur. &#x2014; &#x201E;Ho&#x0364;rt,<lb/>
Johann,&#x201F; war meine Antwort &#x2014; &#x201E;ich mag<lb/>
Euer Unglu&#x0364;ck nicht; will aber u&#x0364;brigens von<lb/>
dem, was Jhr thut, oder nicht thut, nichts<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en.&#x201F; &#x2014; Er ver&#x017F;tand mich, und erwa&#x0364;hnte<lb/>
noch &#x017F;einer Monats-Gage von 21 Gulden,<lb/>
die er bei mir gut habe. &#x2014; &#x201E;Nun,&#x201F; unter-<lb/>
brach ich ihn &#x2014; &#x201E;morgen i&#x017F;t ja Sonntag,<lb/>
wo wohl Einige von un&#x017F;ern Leuten werden<lb/>
an Land gehen und auch Geld fordern wollen.<lb/>
Dann la&#x0364;ßt &#x017F;ich weiter davon &#x017F;prechen.&#x201F;</p><lb/>
        <p>Der Sonntag-Morgen kam; mit ihm<lb/>
drei meiner Matro&#x017F;en, denen auch Johann<lb/>
&#x017F;ich ange&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en hatte, um &#x017F;ich Urlaub zum<lb/>
Erlu&#x017F;tiren, und auch Geld dazu, von mir zu<lb/>
erbitten. Jch entließ &#x017F;ie mit der Ermahnung,<lb/>
keine Ha&#x0364;ndel anzufangen und bei guter Zeit<lb/>
&#x017F;ich wieder am Borde einzu&#x017F;tellen. Jeder<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[238/0242] obwohl geringfuͤgig an ſich, mit wenig Wor- ten zu erzaͤhlen erlaubt ſeyn. Jch war zu jener Zeit im Begriff, mit meinem Schiffe von Amſterdam wieder nach der Heimath zuruͤckzukehren, als der gedachte Menſch, der ein ſehr guter Junge und vom Treptower Deep gebuͤrtig war, an einem Sonnabend zu mir in die Kajuͤte trat und mich von Himmel zu Erde beſchwor, ihn hier frei zu laſſen: denn wenn er wieder in ſeine Heimath muͤſſe, erwarte ihn der leidige blaue Rock: und dann ſey er zeitlebens eine ungluͤckliche und verlorne Creatur. — „Hoͤrt, Johann,‟ war meine Antwort — „ich mag Euer Ungluͤck nicht; will aber uͤbrigens von dem, was Jhr thut, oder nicht thut, nichts wiſſen.‟ — Er verſtand mich, und erwaͤhnte noch ſeiner Monats-Gage von 21 Gulden, die er bei mir gut habe. — „Nun,‟ unter- brach ich ihn — „morgen iſt ja Sonntag, wo wohl Einige von unſern Leuten werden an Land gehen und auch Geld fordern wollen. Dann laͤßt ſich weiter davon ſprechen.‟ Der Sonntag-Morgen kam; mit ihm drei meiner Matroſen, denen auch Johann ſich angeſchloſſen hatte, um ſich Urlaub zum Erluſtiren, und auch Geld dazu, von mir zu erbitten. Jch entließ ſie mit der Ermahnung, keine Haͤndel anzufangen und bei guter Zeit ſich wieder am Borde einzuſtellen. Jeder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/242
Zitationshilfe: Nettelbeck, Joachim: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg. Bd. 2. Hrsg. v. Johann Christian Ludwig Haken. Leipzig, 1821, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nettelbeck_lebensbeschreibung02_1821/242>, abgerufen am 24.11.2024.